Schon lange habe ich ein Regelwerk bei mir rumliegen, des ich ohne auch nur eine Information über die Regeln zu haben gekauft habe - Einfach weil mich das viktorianische Steam-Setting so sehr angesprochen hat. Nun hatte ich auf der "Weinberg Convention 2015" die Gelegenheit "Space 1889" kennen und lieben zu lernen. Die Spielsession unter der Leitung von Norbert (der mir letztes Jahr schon "Savage Worlds - Deadlands Noir" schmackhaft gemacht hat) fand am 14. Februar im Rahmen der "Weinberg Convention" (Link)des Förderkreis innovatives Spiel e.V. (Link) statt. Dabei handelt es sich um eine einwöchige Veranstaltung, bei der im Jungendhaus Neukirchen bei Vollpension rund um die Uhr gezockt werden kann. Tagesgäste sind aber ebenfalls willkommen. Und so machte ich mich also an diesem Samstag auf - Rollenspiele sind wichtiger als Valentinstag ;-) - um an einer ganztägigen Einführungsrunde "Space 1889" teilzunehmen. 12 Uhr ging es dann los und begann mit der Charaktererschaffung. Ich gebe zu, diesen Aspekt gerade bei einem OneShot eher müßig zu finden. Bei "Space 1889" ging es aber zügig von der Hand einen "fluffigen" also nachvollziehbaren Charakter zu entwerfen (Min/Max-Powerplay ging aber auch, wie es ein Mitspieler praktizierte). Mein britischer Charakter trug den Namen Richard Lewin" und war ein Reporter bzw. Dokumentarfilmer auf der Suche nach Ruhm und Anerkennung. Vor seiner Reise auf den Mars hatte er den dunklen Kontinent erforscht und zeitweilig unter Eingeborenen gelebt, weshalb er sich mit typischen Fertigkeiten wie Heimlichkeit, Medizin, Tierhaltung und vor allem primitiven Fernkampfwaffen auskannte. Daher trug er stets ein Blasrohr mit Giftpfeilen bei sich, um sich gegen Angriffe verteidigen zu können. Außerdem hatte er sich in der Wildnis einen "eigenartigen Kampfstil" angeeignet (zur Erklärung: Mit diesem Talent kann man Nahkämpfe mit einer beliebigen Fertigkeit verknüpfen, auch wenn diese gar nix mit Kämpfen zu tun hat. Man muss es nur gut begründen - Ich hatte "Ermittlung", mit der Begründung mein Charakter erkennt dann schnell die Schwachstelle des Gegners und schlägt gezielt dorthin). Außerdem zeichnete sich Richard durch seinen Aberglaube und seine Neugier aus. Unsere Gruppe traf sich auf dem Mars-Schiff des Duke of Devonshire, um ihn bei einer Expedition zu begleiten. Mit dabei waren neben diversen illustren Persönlichkeiten (Krimiautorin, Ex-Rugbyweltmeister) auch unsere Spieler: Johanna (gespielt von Akky), eine belesene Erfinderin. Johann Friedrich Albert (gespielt von Constantin), ein Linguist und Wissenschaftler. Leutnant Bofor (gespielt von Dieter), ein mehrfach ausgezeichneter Held des britischen Empire. Und schließlich Joe (gespielt von Nico), der "klassische" Abenteurer. Später hinzu stieß noch ein marsianischer Buttler (gespielt von Christian). Der erste Tag an Bord des Flugschiffes lief ohne Vorkommnisse ab, man lernte sich kennen und palaverte über die großartigen Pläne des Duke of Devonshire. Doch kaum waren alle zu Bett gegangen, erschütterte eine Explosion das Schiff! Laute Rufe! Kampfgeräusche! Fliegende Marsianer griffen mit einer ebenfalls fliegenden Kriegsgaleere unser Schiff an und versuchten es zu entern! Nach gelungenen Geschicklichkeitsproben machten wir uns kampfbereit und stürmten aus unseren Kabinen. Auf dem Deck des Schiffes herrschte pures Chaos, immer wieder wurden wir außerdem von Explosionen durchgeschüttelt. Ein nicht enden wollender Strom an Marsianern flog auf uns zu, und so sehr wir uns auch erfolgreich wehrten (Betäubungspfeile holen auch den stärksten Marsianer vom Himmel :-P )konnten wir doch nicht verhindern, dass sie einige Gefangene machten und Schiffskapitän schwer verwundeten. Letzteres wog besonders schwer, da unser Flugschiff langsam Schlagseite bekam und auf den harten Erdboden hinabstürzte. Mit Mühe konnte mein Charakter das Schiff soweit abfangen, dass der Sturz nicht allzu brutal ausfiel, aber letztendlich landeten wir doch ziemlich unsanft. Schnell wurde eine Bestandsaufnahme gemacht: Fast jeder auf dem Schiff war entweder tot oder gefangen genommen worden, darunter auch die Tochter des Duke of Devonshire. Der flehte uns an, sie zu retten, und als echte Helden konnten wir ihm diesen Wunsch natürlich nicht abschlagen :-) Zuvor wurde aber der Heliograph repariert, mit dem wir Hilfe anfunken konnten - Diese würde aber mindestens einen Tag brauchen. Solange konnten wir aber nicht abwarten, wir machten uns bei Tagesanbruch also auf den Weg. Weit kamen wir aber nicht, denn um die Absturzstelle schlich ein Steppentiger (ein ziemlich fieses Mars-Raubtier). Wir bemerkten es aber rechtzeitig und konnten es vertreiben. Dann ging es los in Richtung der Marsianer-Höhlen (erfolgreiche Wissensprobe). Unterwegs wurden wir zwar von einigen Ereignissen gebremst (Schluchtenüberquerung, Sandsturm), konnten aber zügig den Berghang mit dem dort drin tief verzweigten Höhlensystem der Marsianer erreichen du auch einen Zugang finden. Wir schlichen uns also dort hinein, trafen auf einen Knoe Shoshu (ein ziemlich fieser, tentakelschwingender Mars-Höhlenbewohner - Ist schon irgendwem aufgefallen dass die Mars-Fauna ziemlich fies ist?) und sahen dann im wahrsten Sinne des Wortes ein Licht am Ende des Höhlentunnels. Wir waren mitten in einem Mars-Bergwerk gelandet, in welchem die Gefangenen (auch die von unserem Schiff) schufften mussten. Ein heimlicher Befreiungsversuch schlug fehl und im nachfolgenden Kampf mussten wir uns ergeben. Unser Wissenschaftler versuchte sich noch schnell rauszureden und gar einen Giftanschlag auf den Marsianer-Herrscher zu verüben, aber auch das misslang. Und so wurden auch wir gefangen genommen und planten nun unsere Flucht... Hier endete nun mein Abenteuer. Nach über 12 Stunden Rollenspiel (inkl. Regelerläuterung und Charaktererschaffung) und mit dem Wissen um eine 1,5 stündige Heimfahrt schied ich sehr zufrieden um 2 Uhr morgens aus. Hätte ich nur noch ein wenig durchgehalten, denn das Abenteuer ging nur noch eine Stunde weiter: Die Spieler planten mehrmals erfolglos ihre Flucht, bis schließlich Hilfe in Form der britischen Luft-Kavallerie eintraf. Denn mittlerweile war die Absturzstelle unseres Luftschiffes entdeckt worden und Hilfe gekommen, und als die Retter hörten was für einen verwegenen Rettungsversuch wir unternahmen griffen sie sofort die Marsianer-Höhlen an. Letztendlich wurden wir alle gerettet - Ende gut, Alles gut! Um es kurz auf den Punkt zu bringen: "Space 1889" hat mein Spielerherz im Sturm erobert und ich werde zweifelsohne bald wieder eine Reise zum Mars (oder einem anderen der Planeten, vielleicht die Venus?) starten. Die Schnellstartregeln und das gespielte Abenteuer kann man hier (Link) kostenfrei herunterladen. Vielen Dank an Norbert und meine Mitspieler für diese gelungene Session!