Heute habe ich einen Last-Minute-Crowdfunding-Tipp, der mir sehr am Herzen liegt: „Black & White“ vom polnischen Verlag „bomba games“ ist eine optisch ansprechende Konfliktsimulation (wer nicht um den heißen Brei reden will: ein hübsches Kriegsspiel), welche es bereits seit einem Jahr in einer englisch/polnischen Ausgabe gibt. Die „Spieleschmiede“ aus Merseburg (nebenbei Grüße an meine Heimat!) sammelt nun erfolgreich Geld (aktuell mehr als doppelt so viel wie benötigt) für eine deutsche Version. Ich hatte dank meiner Teilzeithelden.de-Schreiberei die Möglichkeit, schon kurz nach Beginn der Crowdfunding-Aktion das Spiel in seiner original englisch/polnischen Fassung, aber mit deutschem .pdf-Regelwerk auszuprobieren. Meine durchaus positive Meinung hierzu kann man in meinem Artikel "Knackiges CoSim aus der Box" (Link) nachlesen. Dort stehen all die harten Fakten über Regeln und Ausstattung sowie mein persönliches Fazit. Um es kurz zu machen: Es hat mir gut gefallen. So gut, dass ich gerade noch am Überlegen bin auch nochmal einzusteigen, denn für 34 € bekommt man eine hochwertige, als Brettspiel getarnte Konfliktsimulation. Und für einen Strategiespieler (ich verrate aber nicht wie der heißt, weil der hier mitliest) wäre das ein gutes Geburtstagsgeschenk ;-) Die Spielregeln passen dabei in ein 20-seitiges Heftchen, sind aber erstaunlich komplex. Es gibt zwei Fraktionen mit 3 Einheitenklassen (Infanterie, Kavallerie, Artillerie), die jeweils 9 unterschiedliche Truppentypen in die Schlacht führen. Die schwarze Armee ist dabei defensiver, baut sich beispielsweise mit Ingenieuren Schützengräben und verschießt mit Kanonen Rauchbomben. Die weiße Armee dagegen setzt auf eine offensivere, bewegungsorientierte Spielweise mit deftigem Schadensoutput. Das Spielgefühl erinnert deswegen entgegen dem optischen Eindruck mehr an ein hexfeldbasiertes W6-Tabletop denn an ein klassisches Kriegsbrettspiel. Die Spielfiguren bestehen übrigens aus quadratischen Holzsteinchen, die auf der dem Spieler zugewandten Seite mit Einheitenwerten (Typ, Lebenspunkte) und der dem Gegner zugewandten Seite mit der Einheitenklasse beklebt sind. Dadurch weiß man bis zum ersten Feindkontakt eben nicht, ob das gegnerische Spielsteinchen nun einen schwächlichen Ingenieur oder kampfstarke Linieninfanterie darstellt – Ein schöner Kriegsnebel-Effekt, aus dem das Spiel viel seiner Spannung zieht. Vor jeder der 22 Missionen kann man sich dabei wie bei einem Tabletop die eigene Armee zusammenstellen und beispielsweise wenige, teure Elitetruppen mitnehmen oder doch eher eine ganze Menge billiges Kanonenfutter. Um jetzt aber mal zum Titel dieses Artikels zurückzukommen: Also das Spiel an sich ist spannend, die Regeln funktionieren gut. Es ist auch schön präsentiert, mit kontrastreichem Schwarz/Weiß-Design und zahlreichen ansprechenden Zeichnungen. Was mir persönlich aber sauer aufstößt ist die Tatsache, dass dieses enorme Potential einfach nicht genutzt wird. Wir haben eine potentiell spannende Hintergrundstory (Steampunk-Imperiale kämpfen um verlassene Festungen mit technikfeindlichen Religionsfanatikern – da prallen zwei Systeme, zwei Ideologien, zwei Gesellschaften zusammen), 18 Einheitentypen mit individuellem Charakter (die weißen Truppen sind sogar in Orden etc. eingeteilt, fast wie die 40k-„Space Marines“) und wirklich schöne Zeichnungen… Das Ganze schreit doch nach Fluff! Es schreit nach einer Hintergrundgeschichte die über „Schwarz vs. Weiß kämpfen wegen 40 km Niemandsland“ hinausgeht. Aber da gibt es nichts, weder im Spiel noch auf externen Quellen wie beispielsweise der Verlagshomepage :-( Außerdem wahrlich verschenkt wurden die zahlreichen Möglichkeiten zur Langzeitmotivation. Es gibt 22 Szenarien, aber die stehen alle als einzelne Episode für sich. Welch Potential für eine zusammenhängende Kampagne? Und das Zusammenstellen der Armee vor jeder Schlacht, das würde sich doch auch so gut in eine Kampagne einbinden? Vielleicht mit immer mehr Punkten je weiter man voranschreitet oder abhängig von den Erfolgen oder mit Kerntruppen – Warum gibt es das nicht? Nebenbei kommt mir gerade spontan in den Sinn: Mit mehr Fraktionen (meine favorisierte Farbe, wegen des Kontrastes, wäre rot) könnte man daraus eine Turnier-Szene etablieren. Also beteiligt Euch noch schnell am Crowdfunding (Link), damit sich die Spielautoren die Entwicklung von Erweiterungen und Fluff leisten können ;-)