Eigentlich hat sich der „Splitter Verlag“ den falschen Rezensenten für „Night of the Ghoul“ herausgesucht 😉 Denn meine Podcast-Partnerin Elea wäre so viel geeigneter, ist sie doch ein großer Fan von Horror allgemein und von B-Movies im Speziellen. Aber nützt ja nix, da müssen wir jetzt alle gemeinsam durch...
 

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Wenn sich Papa und Mama nicht mehr lieb haben, wird das meist auf dem Rücken der Kleinen ausgetragen. Meistens, indem man versucht den Nachwuchs mit besonders viel Liebe oder coolen Aktionen auf die eigene Seite zu ziehen. So auch hier, denn der Cutter Forest Innman geht gemeinsam mit seinem eher mäßig interessierten Sohn auf die Suche nach dem legendären Filmemacher T.F. Merrit, der in einem einsamen Altenheim auf den nahen Tod wartet. Innman will ihn unbedingt noch einmal sprechen, da er einen Teil eines verbrannt geglaubten Horrorfilms gefunden hat und nun wissen will, ob es nicht vielleicht noch mehr Filmmaterial gibt. Denn angeblich ist der titelgebende „Night of the Ghoul“ gar keine Horror-Fiktion, sondern eher so eine Art Dokumentation!
 

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Und so abgedreht das auch klingen mag, rasch fiebert man mit Innman mit. Denn Merrit brabbelt davon, dass er hier festgehalten und gefoltert wird, weil er die Wahrheit auf Film gebannt habe. Das Pflegepersonal verhält sich zudem auffällig seltsam und hat im wahrsten Sinne des Wortes eine ganze Menge Leichen im Keller... Und der preisgekrönte Zeichner Francesco Francavilla erschafft so eine arg intensive Gruselstimmung, dass man beim Lesen wirklich in Versuchung gerät zu glauben, dass Merrit gar nicht mal so verrückt ist, wie es alle behaupten...
 

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Und so erlebt man in der ersten Hälfte des 176 Seiten dicken Hardcover-Bandes auch einen wohligen Grusel, der einen jedes einzelne Panel – sehr kontrastreich koloriert in der Gegenwart, mit einem deutlichen Sepiaton in der Vergangenheit – so rasch verschlingen lässt, wie ein Ghoul seine Opfer verschlingt 😋 Doch dann verhaspelt sich Scott Snyder, zuletzt mit „We have Demons“ (Link) im gleichen Genre wildern, zusehends. Vielleicht hab ich irgendwo nicht richtig aufgepasst oder vielleicht ist das eine Reminiszenz an billig produzierte Horror-Trashfilme, aber dann ist beispielsweise ein nahezu leeres Handy (dessen niedriger Akkustand ja erst einen Handlungsstrang ausgelöst hat) plötzlich wieder voller oder aber Figuren machen halt Dinge beziehungsweise verhalten sich soundso, weil es gerade in die Geschichte hineinpasst. Zudem sind die eigentlich wirklich guten Zeichnungen gerade in Action-Szenen oft so nah an den handelnden Figuren dran, dass man nur erahnen kann, was um sie drumherum passiert. Und den großen Story-Twist riecht man auch meilenweit gegen den Wind...
 

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Aber es hat ja seinen Grund, warum die ganzen Leute da draußen – wie eben auch Elea – solchen Horror-Trash mögen: Er sorgt für eine unterhaltsame Zeit! Und das ist dann eigentlich auch schon das Fazit dieses Horror-Comics: „Night of the Ghoul“ (Link) ist ein gezeichneter B-Movie in Reinform. Wirklich gute, teils echt gruselige und atmosphärische Momente wechseln sich ab mit eher notdürftig zusammengeschusterten Story-Elementen. Wer sich also für solchen Horror-Trash begeistern kann, wird hier echt viel Spaß haben! Der Rest der Welt rollt derweil genervt mit den Augen 🙄

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