Der „Verlag Schwarze Ritter“ ist ja, neben einigen Ausflügen in die LARP-Ecke (Link), primär bekannt für seine unglaublich niedlichen Fantasy-Kinderbücher (Link). Von diesem kinderfreundlichen Image kann sich der Verlag nun aber verabschieden, denn mit „Der schwarze Meister Baltharas, Band 1“ publizierte er nun eine Dark-Fantasy-Novelle, die sich an Groschenromanen für erwachsene LeserInnen orientiert. Der unbescholtene Bauernsohn Arnulf, gerade mal frische 14 Lenze jung, muss mit ansehen, wie vier herum marodierende SöldnerInnen seine gesamte Familie abschlachten. Er selbst wird vergewaltigt, zudem wird ihm ein Auge ausgestochen, bevor man ihn gefesselt seinem Schicksal überlässt. In dieser namenlosen Dark Fantasy-Welt wäre das nun eigentlich sein Todesurteil, doch glücklicherweise kommt zufällig der Henker Baltharas vorbei, der ihn wie einen Sohn bei sich aufnimmt. Natürlich macht er das nicht aus reiner Menschenfreude, denn Arnulf soll bei ihm in die Lehre gehen, damit er später mal seine Henkerstätigkeit übernehmen kann... Zeitgleich metzeln sich die vier SöldnerInnen weiter durch die Gegend, ehe sie sich bei einem Überfall etwas überschätzen... „Der schwarze Meister Baltharas, Band 1“ (Link) ist die Auftakt-Novelle einer ganzen Reihe. Somit ist es kaum verwunderlich, dass auf den 144 Seiten jetzt keine epischen, generationenübergreifenden Handlungsbögen stattfinden ;-) Stattdessen konzentriert sich der Band auf den kurzen Zeitraum zwischen dem Überfall auf Arnulfs Familie und seinem ersten „Praktikum“, daher seiner ersten Hinrichtung. Die Geschichte wird hier relativ schnörkellos und vorwärtsdrängend erzählt, für nachdenkliche Zwischentöne ist kaum Platz. Was ein wenig schade ist – Klar, Baltharas ist der Protagonist, aber die kritiklose Propagierung des Henkershandwerks erinnert fast an die Argumentation irgendwelcher republikanischen Texas-Rednecks :-P Generell nutzt der Debütautor Björn Klages einen eher nüchternen, sehr klaren Schreibstil, was einerseits beispielsweise die peinliche Befragung (daher Folterung) und die Hinrichtung für die LeserInnen etwas erträglicher macht, was andererseits aber gleichzeitig eher wenig Emotionen vermittelt. Die sich langsam aufbauenden (groß)väterlichen Bindung von Baltharas gegenüber Arnulf oder die Geschwisterliebe zwischen den SöldnerInnen bleiben zumeist bloße Behauptungen. Da kam kein echtes Gefühl rüber, trotzdem mochte ich den Schreibstil aufgrund der sehr guten Lesbarkeit jedoch gern. Nicht so gern mochte ich dagegen die kreativlosen Wege, das Darke in Dark Fantasy zu vermitteln. Denn wie in vielen solcher Genre-Vertretern wird das mal wieder auf die denkbar billigste Weise gemacht: Den ersten Mord gibt es im ersten Absatz, die erste Frauenvergewaltigung auf der zweiten Seite und eine Kindsvergewaltigung nach zehn Seiten. Muss das denn sein??? Da kann der Verlag (der mir in mutiger Weise ein Rezensionsexemplar zukommen ließ) noch so dick „ab 16“ draufschreiben, ich empfinde es als denkbar unkreativsten Weg der Setting-Etablierung. Klar, das machen zahllose andere Genre-Vertreter (auch von namhaften GroßautorInnen) auch – Vielleicht sollten sich alle Genre-AutorInnen mal überlegen, ob es nicht kreativere Wege gibt? Jedenfalls werde ich deshalb auf ein Fazit mit Wertung verzichten, aber ein persönliches Wort an den Autor gestatte ich mir trotzdem: Björn, du schreibst eigentlich ziemlich gut, bitte sei einfach nur ein wenig kreativer und doppelbödiger :-)
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