Die SciFi-Trilogie „Reset“ war für mich ja spätestens nach dem abschließenden dritten Band „Permafrost“ ein Glanzstück des Hopepunk-Genres. Denn die zahlreichen Aliens, welche die Welt in der nahen Zukunft diesmal retten statt vernichten wollten, waren mehr oder minder ans Ziel gelangt. Ein perfektes Ende, oder? Aber Fred Duval, dem ich alle Vorschusslorbeeren der Welt zugestehe, dachte sich offensichtlich „Ne, das hat mir jetzt alles zu gut geendet, lasst uns mal noch ne Trilogie basteln und gleich mal das Genre wechseln, weil alle Hoffnung ist verloren!“ und raus kam die 20 Jahre später spielende Fortsetzung, deren Trilogie-Auftakt die Titel „Sui Juris“ trägt. 

 

Die titelgebenden „Sui Juris“ sind eine Terrorgruppe, welche die Aliens wieder von unserer schönen Erde vertreiben wollen? Aber Moment, warum schön? Denn eigentlich ist die Zukunft in „Reset“ arg düster, denn Klimawandel, Seuchen und Krieg greifen um sich. Doch die außerirdische Rettung naht, sodass sich die Welt 20 Jahre später (trotz einiger unwilliger Menschen) langsam wieder an einer florierenden Umwelt und sozialer Stabilität erfreuen kann. Und jetzt steht sogar die erste Reise einer kleinen Menschheitsabordnung quer durch die Galaxie bevor! Aber kein Mensch ist so uneigennützig, dass er einfach mal so die Welt rettet, warum sollten es dann die Aliens sein? 


 
Verschwörungstheorien greifen um sich, manche Alien-Hasser ziehen sich sogar in rückständige Enklaven zurück und schmieden finstere Pläne – Meistens bleibt es nur bei Gedankenspielen, aber als plötzlich ein Unterseeboot eine Siedlung hochjagt, ermittelt das Alien Swänn auch gegen alte Bekannte... Und tatsächlich sind die außerirdischen Rettungsteams vielleicht gar nicht so perfekt altruistisch, wie sie immer vorgeben, denn die Ressourcen der Erde sind zu verlockend und so eine genetische Kreuzung zweier Spezies wäre doch auch mal eine nette Idee ;-)

  

Hopepunk ist als Begriff so neu, dass manche Blog-Fans dachten, ich hätte ihn mir ausgedacht (hab ich nicht, der kommt von der US-Autorin Alexandra Rowland; aber liebe Grüße an Judith Vogt, die den Begriff in der deutschen Phantastik-Bubble, und damit auch in meiner Wahrnehmung, groß gemacht hat), war ganz klar das das Genre der ersten Trilogie. Das Streben nach positiver Veränderung, die gemeinsam erreicht werden sollte, auch wenn die Ausgangssituationen und die Widerstände noch so schlimm sein – Davon erzählte Fred Duval ganz und gar meisterlich. In „Sui Juris“ springt er nun nicht nur 20 Jahre in die Zukunft, weshalb die altbekannten ProtagonistInnen alle älter geworden sind, er wechselt auch überraschend abrupt das Genre, denn hier haben wir es mit einem waschechten Politik-Thriller zu tun. Menschen, die an Verschwörungen glauben und bewaffneten Widerstand leisten, versuchen zu verhindern, dass die angeblich so freundlichen Außerirdischen die Erde nach ihren Wünschen formen und dabei ausbeuten. Es gibt unter den verschiedenen Planeten mehr oder minder schmutzige Deals und auch die ein oder andere Grenzüberschreitung, die vertuscht werden soll, etwa Technologie-Lieferungen an Terrorgruppen und Alien-Mensch-Genexperimente. Also das volle Programm, da fragt man sich fast, wie Duval das in gerade mal zwei weiteren Bänden (die vermutlich ebenfalls so um die 56 Seiten haben werden) den ganzen Kuddelmuddel auflösen will :-P 

 

Aber nicht nur der Autor liefert ab, auch Emem (Zeichnungen & Kolorierung) und Blanchard (Design) liefern gewohnte Qualität. Also kein Wunder, dass der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) die Reihe fortgeführt hat. Denn vermutlich kamen die sympathischen Bielefelder zum selben Fazit wie ich: Auf den ersten Blick scheint es widersinnig, dass der bisher beste Comic-Vertreter des Hopepunk-Genres ohne Not das Genre wechselt. Aber dann merkt man schon nach wenigen Seiten, dass Fred Duval mit seinem Politik-Thriller „Reset #4 Sui Juris“ (Link) einen großen Plan verfolgt, der noch viel gute Unterhaltung versprechen wird :-D Höchst empfehlenswert für alle Fans der ersten Trilogie!

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