Oct 23: Kurztest: English Eerie


Während man in „Quill“ noch Briefe schrieb, sind es in „English Eerie“ nun Tagebucheinträge. Aber man textet nicht wild drauf los, stattdessen gibt ein einfacher Spielmechanismus vor, was nun wie genau passiert ist. Dabei ist der Spielaufbau recht simpel: Man mischt drei Königinnen sowie alle 4er, 5er, 6er & 7er eines Kartendecks und erhält so das Story-Deck. Von diesem zieht man nun die oberste Karte, welche beschreibt, was genau dem Spielcharakter heute passiert ist: Ein Herz bedeutet, dass ein Nebencharakter verletzt wird. Ein Kreuz bedeutet, dass ein Nebencharakter angreift oder anderweitig zum Hindernis wird. Ein Karo bedeutet, dass die Umgebung das Fortkommen verhindert und ein Pik bedeutet, dass man einen kleinen Hinweis zum Fortgang der Handlung findet. Wer diese Nebencharaktere und was diese Hindernisse sind, legen die jeweiligen Szenarien fest. Diese sind prinzipiell total unterschiedlich (im Regelwerk findet sind sowohl Grusel des 19. Jahrhunderts als auch Gegenwarts-Esoterik-Kram), mit der wilden, ungezähmten Provinz Englands ist ihnen jedoch der Handlungsort gleich. Zieht man nun also eine Hinderniskarte, würfelt man mit einem W10 gegen den Wert eben jener Karte. Ist das Ergebnis höher oder gleich, ist nochmal alles gut gegangen. Ist es darunter, verliert man einen Stimmungspunkt (so eine Art psychischer Lebenspunkt, bei dessen Sinken auf 0 das Szenario auf die denkbar schlimmste Art endet). Um dieses Ergebnis etwas herauszuzögern gibt es zudem Entschlossenheitspunkte, welche man zum Modifizieren der W10-Probe nutzen kann.

Und das war es dann auch schon regeltechnisch: Man zieht eine Karte und würfelt eventuell, dann schreibt man das Ergebnis in einem Tagebucheintrag nieder. Dabei entspricht eine Karte jeweils einem halben Tag, sodass man quasi jeden Vormittag und jeden Abend einen Tagebucheintrag verfasst. Dass diese Tagebucheinträge dann immer dramatischer werden, liegt vor allem auch an den grauen Damen (also den Königinnen-Spielkarten). Wenn man eine solche zieht, passiert ein besonders dramatisches Ereignis. Zudem erhöht sich mit jeder gezogenen grauen Dame der Schwierigkeitsgrad um 1, sodass die W10-Proben immer schwieriger werden – Eine sehr schöne Eskalationsmechanik



Fazit: „English Eerie“ (Link) fühlt sich an, als hätte sich der „Quill“-Autor nochmal hingesetzt und das Spielkonzept auf die nächste Stufe gehoben. Wer sich für Solo-Schreibspiele begeistern kann, wird diese Erzählspiel-Kleinod lieben

Posted by Philipp Lohmann
in Solo-Spielbuch