Jun 20: ABOREA: Der dunkle Fürst - Traue keiner Amazon-Kundenbewertung!
So, nach dem Urlaub jetzt endlich wieder ein „richtiger“ Artikel
Denn ich war fleißig und hab mir einige Werke zu Gemüte geführt, unter anderem auch das ein oder andere Rollenspiel. Um nicht wie früher kiloweise Bücher mitzuschleppen, hab ich mir die Kindle-App auf den Laptop gezogen (außerdem war ein Buch, das ich bald rezensieren muss
nur über diese Plattform verfügbar) und mal so geschaut, was es dafür so an Rollenspielen gibt. Meine Wahl fiel schließlich auf das "ABOREA"-Solo-Abenteuer „Der dunkle Fürst“. Einerseits lockten mich die herausragenden (aktuell) beiden 5 Sterne-Kundenbewertungen von Amazon und der günstige Preis, andererseits war es schon immer mein Wunsch bei einem Solospielbuch mal nicht ewigst rumblättern zu müssen… Und was soll ich sagen, selten lagen die Kundenbewertungen so weit von meiner eigenen Meinung entfernt!


„ABOREA“ ist ein ziemlich leicht zugängliches, deutsches Fantasy-Rollenspiel welches durchaus Fans in seiner Nische gefunden hat. „Der dunkle Fürst“ ist nun das erste Solo-Spielbuch für dieses System und bietet 130 Abschnitte (auf laut Amazon, nachgezählt hab ich nicht, 60 Seiten) zum Kampfpreis von aktuell 1,19 €. Kann man eigentlich nicht viel verkehrt machen?

Im dem Abenteuer vorstehenden Regelteil (normale "ABOREA"-Regeln, mit diesen wird auch dieses Soloabenteuer gespielt) sind allerdings einige Tabellen etwas zu klein und abgehackt, ob dies nun aber an der Kindl-App liegt oder ob es sich auch in der .pdf-Version so darstellt, vermag ich nicht zu sagen. Daher lasse ich diesen Punkt mal raus aus meiner Wertung. Die Verlinkung der einzelnen Abschnitte untereinander funktionierte beim dreimaligen Durchspielen tadellos.
„Wie, du hast das Abenteuer dreimal durchgespielt? Ist es denn so gut?“ höre ich den Leser fragen



Ahh ja, gutes Stichwort, die Mitstreiterin. Die hat den schönen Namen Alina und will zwei vermisste Gesandte finden. Und da der Spieler gerade auf der Mission ist, vermisste/verschleppte Waldarbeiter zu finden, schließt man sich halt zusammen. Um jetzt mal ein wenig die äußerst dünne Story zu spoilern: Man sucht die Verschleppten, findet diese rasch, tötet ein paar Wachen, sieht den Oberbösewicht (ja genau, sieht, mehr nicht!!!), flieht mit den Befreiten OHNE verfolgt zu werden (offensichtlich ein Cliffhanger für Teil 2?) und fertig ist die Geschichte.
Das Ganze plätschert dabei ohne großen Spannungsbogen mit wenig bis gar keinen Optionen zur Handlungsänderung vor sich hin. Bestes Beispiel: Alina. Sie wird die Begleiterin, ob man will oder nicht. Selbst wann man sie mit Absicht im Kampf sterben lässt, im nächsten Abschnitt ist sie durch ein Wunder wieder lebendig. Diese Linearität kann vielleicht auch daran liegen, dass von den 130 Abschnitten sehr viele gar keine Auswahlmöglichkeiten bieten, sondern man nur auf den nächsten Abschnitt verwiesen wird. Wenn ich mich nicht verzählt habe, betrifft dies fast 80 Abschnitte, also gut zwei Drittel des gesamten Texts.

Klingt zu negativ? OK, ich bin fair und lasse Zitate der beiden 5 Sterne-Rezensenten das letzte Wort haben: „Mich hat dieses Abenteuer beim Spielen gefesselt“ (Meister Makrele, 21.1.15) und „überzeugt auf ganzer Linie“ (yoshi, 28.3.15) - Ganz ehrlich, ich frage mich ob diese Bewertungen ironisch gemeint sind

