Mar 2: All that's left – Aliens & Zombies gegen den letzten Rest der Menschheit



Ihr glaubt, ihr hättet 2020 wegen Corona ein echt mieses Jahr erlebt? Dann seid froh, dass ihr nicht das alternative 2020 von „All that's left“ erleben musstet, denn da kamen die Außerirdischen vorbei. Die haben zwar prinzipiell keine bösen Absichten, doch leider bringen sie ihre Viren mit, die Menschen in Zombies verwandeln. Klar, dass da die Welt den Bach runter geht, sodass im Jahr 2080 nur noch vier Machtgruppen im ehemaligen Europa übrig sind: Die „Vereinigten Staaten von Island“ (alle Flüchtlinge, die sich nach Island retten konnten), „Hadrians Erben“ (quasi die Briten, die einen nationalistischen Zombie-Brexit durchgezogen haben), „Mütterchen Russland“ (selbsterklärend) und „Die Verlorenen“ (der letzte Rest, der irgendwie & irgendwo überlebt hat). Sie alle verfügen über besondere Eigenheiten, Stärken und Schwächen (z.B. kann „Mütterchen Russland“ zahlreiche billige Rekruten einsetzen, während „Hadrians Erben“ dank ihrer ausgetüftelten Befehlsketten und trainierten BerufssoldatInnen besser organisiert sind), mit denen sie um wertvolle Ressourcen wie Nahrung, Treibstoff und auch DNA-Proben für die Zombie-Impfstoffforschung ringen. Dabei sind die Trupps sehr klein, mit dem Standard-Punktwert kann man 4 – 10 Figuren aufs 90x60 cm große Spielfeld stellen.

Regeltechnisch ist „All that's left“ eher einfach gehalten, sodass erfahrene Tabletop-SpielerInnen (selbst wenn sie, wie ich, schon ein paar Jahre raus aus der Materie sind) rasch verstehen, was sie da eigentlich machen müssen: Eine Runde teilt sich in drei Phasen auf, nämlich in Aktivierungsshowdown (die SpielerInnen wählen je eine Figur aus, die sie ziehen wollen, dann entscheidet eine vergleichende Willenskraft+1W10-Probe, welche Figur aktiviert wird), Aktionsphase (jede Figur darf eine ganze oder zwei halbe Aktionen durchführen, dabei macht sie so typischen Kram wie z.B. Laufen, Kämpfen & Dinge nutzen) und Endphase (Monster & Zombies werden aktiviert, außerdem steigt die Eskalationsskala an). Dabei verfügt jede Spielfigur, aber auch jedes Monster und jeder Zombie, über ein Werteprofil (Fernkampf, Nahkampf, Geschicklichkeit, Körperbeherrschung, Willenskraft & Bewegung) und manchmal auch über Talente (z.B. die Fähigkeit zur Benutzung von Drohnen, Armbrüsten & Medipacks oder auch besonders gute Treffergenauigkeit), welches man im Kampagnenspiel aufleveln kann. Zudem können die menschlichen Figuren mit neuer Ausrüstung (z.B. nützliche Dinge wie Enterhaken oder natürlich auch stärkere Waffen) verbessert werden.

Die eigentliche Spielmechanik basiert auf einer W10-Probe, bei der man einen Zielwert nicht übertreffen darf. Dieser setzt sich aus dem Wert der passenden Fähigkeit sowie diversen Modifikatoren (beim Schießen z.B. die Entfernung und die Deckung) zusammen. Wie schon weiter oben geschrieben ist das für erfahrene Nerds also kein Hexenwerk



Die Trupps setzen sich, wenn man den empfohlenen Punktewert von 25 nutzt, aus 4 – 10 Figuren zusammen. Dabei sind die grundsätzlichen Archetypen (Anführer, Veteran, Spezialist, Meisterschütze, Soldat & Rekrut) und ihre Spielwerte immer gleich, je nach Fraktion unterscheiden sich aber die Ausrüstung, die Punktkosten, die Sonderregeln und der Name. Außerdem ist die Auswahl der Archetypen eingeschränkt: Beispielsweise sind die Rekruten von „Hardrians Erben“ mit einem leichten MG stark bewaffnet, dafür darf man aber maximal zwei von ihnen mitnehmen und sie kosten auch gleich zwei Punkte. Dagegen sind die Rekruten von „Mütterchen Russland“ nur mit einer popeligen Pistole ausgestattet, dafür kosten sie aber nur einen Punkt und man darf gleich sieben Stück in die Szenarien führen. Von diesen bietet „All that's left“, wenn man sie sich nicht selber ausdenkt, gleich sechs Stück in einer narrativ zusammenhängenden Kampagne. Hier kämpfen sich die SpielerInnen durch Berlin und Bayern, um einen Null-Energie-Antrieb zu finden. Dabei müssen sie sich nicht nur gegen einen gegnerischen Trupp wehren, sondern auch gegen die fünf Monstertypen des Spiels (bzw. sechs, wenn man Zombies mitrechnet). Die Missionen sind abwechslungsreich designt, gerade auch vom Spielfeldaufbau, und bieten den schönen Vorteil, dass das Erreichen von Missionszielen im folgenden Szenario oft einen kleinen Bonus bringt.

Regeltechnisch habe ich also nichts zu meckern, das ist ein netter kleiner Skirmisher mit einigen schönen Ideen


Fazit: „All that's left“ (Link) hat mit dem post-apokalyptischen Alien-Zombie-Mix zwar ein eher ausgelutschtes Setting, die eigentlichen Regeln funktionieren aber gut und sorgen für überraschend tödliche Gefechte mit einigen Unwägbarkeiten. Tabletop-Fans, gerade wenn sie sich eher für narrative Kampagnen als für knallharte Turniere interessieren, werden hier sicherlich viel Spaß haben

Posted by Philipp Lohmann
in Karten-, Brett- & Miniaturenspiele