Jul 17: Colony #4 Sühne – In wie viele Fallen kann man rennen, bevor es peinlich wird?


Wie immer eine kurze Rekapitulation der bisherigen Ereignisse: Die Erde hat erfolglos Kolonie-Raumschiffe in das All entsandt. Das war zwar ein Fehlschlag, dafür wurde die Menschheit aber durch eine mysteriöse Alien-Rasse geupdatet. Nun ist es die Aufgabe von Elite-Bergungstruppen, die verloren geglaubten KolonistInnen aufzuspüren und zurückzuholen – Was sich nicht gerade als einfach herausstellt, weil Schmuggler-Ringe und Piraten-Clans ebenfalls auf der Suche sind. Im dritten Band gelang es den ProtagonistInnen, deren Namen ich mir mangels charakterlicher Tiefe noch immer nicht merken kann oder will, ein gefälschtes Notsignal zu seinem Ursprung zurückzuverfolgen. Also nix wie hin, direkt hinein in eine Falle – Die immerhin die Erkenntnis brachte, dass die bösen Piraten gar nicht so böse sind wie gedacht und dass die befreundeten Aliens vielleicht doch keine Heilsbringer sind...

Das Problem: Diese neuen Erkenntnisse darf die Bergungscrew nicht veröffentlichen, stattdessen wird sie mit lächerlichen Quatsch-Missionen ruhig gestellt. Ausgerechnet ein Piraten-Clan, zu dem auch noch die Ex-Frau eines Crewmitglieds gehört, bietet nun ein Teilbündnis an: Man hilft sich gegenseitig, im Gegenzug werden die gewonnenen Daten geteilt – Ein Deal, zu gut um ihn nicht anzunehmen... Also macht man jetzt gemeinsam, was man sonst immer alleine macht, und fliegt in eine Falle



Ich mag die „Colony“-Reihe ja wirklich gern, gerade weil sie hübsche, stylische Zeichnungen mit einer vorwärtsdrängenden Handlung kombiniert, aber dieses ewige In-die-Falle-rennen ließ mich dann doch ein wenig mit den Augen rollen... „Sühne“ ist der vierte von sechs Bänden und wirkt daher wie ein typischer Mittelteil: Die ProtagonistInnen und das Setting wurden vorgestellt, wenn auch eher dürftig, und das erste große Geheimnis wurde gelüftet. Diesem Mittelteil fällt also die Aufgabe zu, die verschiedenen Figuren so in Position zu bringen, dass es langsam in Richtung des Finales oder wenigstens des nächsten großen Story-Twists gehen kann. Diese Funktion erfüllt „Sühne“ durchaus; wenn auch sehr umständlich, denn rund zwei Drittel des 48 Seiten umfassenden Hardcovers werden mit einem weiteren Außeneinsatz verschwendet. Und ja, der ist für sich betrachtet durchaus interessant, aber ihm fehlt es dadurch an Spannung, dass die Figuren allesamt arg mit Plot-Armor gesegnet sind: Beispielsweise wird das aus 16 Personen bestehende Außenteam angegriffen, letztlich sterben von denen aber nur die entbehrlichen Figuren, die ProtagonistInnen sowie die plotrelevante Nebenfigur bleiben natürlich frisch und munter. So verpuffen selbst vermeintliche Schockeffekte – Kann sich noch wer an Chewbaccas vermeintlichen Tod im 9. „Star Wars“-Film erinnern und dessen unmotivierte Auflösung? Gibt es auch hier in fast identischer Form, nur noch unmotivierter und plot-armoriger

Fazit: „Colony #4 Sühne“ (Link) ist „nur noch“ auf dem Niveau der Bände 1 & 2, aber trotzdem so spaßig, dass er ein feiner SciFi-Snack für Genre-Fans ist

Posted by Philipp Lohmann
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