Jul 20: 7 Detektive #5 Eine Katze im Sack – Ist neu immer besser?


Frederick Abstraight hat seine besten Tage schon lange hinter sich: Ehemals der beste Ermittler Englands, ist er Ende 1919 nur noch ein Häufchen Elend mit einer alles beherrschenden Sucht nach Rauschmitteln und dem eigenen Tod. Schon vor langer Zeit hat sich auch sein guter Freund Bannister, der härteste Richter von London, von ihm abgewandt; da er Abstraight nie verzeihen konnte, dass er ihm ein Serienmörder entwischt ist... Wie es nun aber der Zufall will, landen die beiden ehemaligen Freunde gemeinsam in einem Zug, der Abstraight zu seinem nächsten Fall befördern soll. Jedoch, das Klischee verlangt es so, bleibt der Zug im dichtesten Schneechaos stecken. Was tatsächlich eine gute Sache ist, denn in eben jener Nacht wird Richter Bannister ermordet – Und niemand kann den Zug verlassen, auch der Mörder (um Spoiler zu vermeiden: Mörder m/w/d


Herik Hanna orientiert sich in seinem „7 Detektive“-Interpretationen ja gern mal an den großen Klassikern der unterschiedlichen Krimi-Untergenres. In diesem Fall sind die Parallelen zum berühmten „Mord im Orient-Express“ natürlich mehr als offensichtlich: Ein eingeschneiter Zug voller Verdächtiger und eine Superspürnase, die sich immer ein wenig zu klug anstellt, als dass die Lesenden von selbst auf die Wahrheit kommen. Daher werden alle Reisenden versammelt und vor vollendete Tatsachen gestellt – Aber das muss ja nicht schlecht sein, wenn der Kriminalfall spannend ist. Und das ist er! Denn einerseits will man wirklich wissen, wer den Richter warum umgebracht hat. Und andererseits verhalten sich die Figuren durchaus glaubwürdig. Beispielsweise ist der große Detektiv Abstraight eben nicht der mit Dankbarkeit aufgenommene Heilsbringer (wie Hercule Poirot in „Mord im Orient-Express“), stattdessen halten ihn alle nach seinem von der Klatschpresse orchestrierten Rauschmittel-Absturz vollkommen nachvollziehbar für den Täter. Dabei wären die ganzen Nebenfiguren aber noch interessanter gewesen, wenn sie etwas mehr Tiefgang bekommen hätten (meist werden sie auf eine plotrelevante Eigenschaft, etwa „streitendes Ehepaar“, reduziert), aber bei nur 56 Seiten muss man natürlich Abstriche machen. Dafür bekommt die Charakterisierung des Protagonisten, gerade im Vergleich mit den meisten anderen „7 Detektive“-Titelfiguren, deutlich mehr Raum.

Auch gefallen haben mir die Zeichnungen von Julien Motteler. Sie fügen sich gut in das „7 Detektive“-Gesamtbild ein, auch wenn ich die teils arg übertrieben gezeichneten Emotionen etwas unpassend fand. Aber wie immer, das ist ja Geschmackssache

Fazit: Vielleicht ist neu nicht immer besser, aber tatsächlich ist der neuste „7 Detektive“-Band „Eine Katze im Sack“ (Link) erneut auf dem hohen Niveau der vorherigen beiden Bände

Posted by Philipp Lohmann
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