Aug 2: Die Viper #3 Erschütterung – Konsequenter Serien-Mittelteil mit tollem Story-Twist



Die Rekapitulation der bisherigen Geschichte kann recht kurz ausfallen: Emily, die Tochter einer von einem geheimen Zirkel mutmaßlich ermordeten Prostituierten, sinnt im Erwachsenenalter auf Rache. Im ersten Band ging es einem Gouverneur an den Kragen, im zweiten Band einem pädophilen Reverend. Tja, das war auch schon die Zusammenfassung der kompletten bisherigen Geschichte


Mit dem 64 Seiten starken Band „Erschütterung“ erzählt der Autor/Zeichner/Kolorist Laurent Astier die Geschichte rund um die rachsüchtige Emily stringent weiter. Und das ist durchaus interessant, machen ihr die Konsequenzen ihrer bisherigen Handlungen doch öfters mal einen Strich durch die Rechnung: Denn ja, natürlich fällt den Zirkelmitgliedern auf, wenn plötzlich einer nach dem anderen brutal aus dem Leben scheidet. Und ja, die Pinkterton-Detektive sind wirklich gut in ihrem Job und können sich die Hinweise zusammenreimen. Und nochmal ja, Emily wird durch ihre bisherigen Erfolge langsam ein wenig übermütig und – leichter Spoiler – tötet unnötig öffentlichkeitswirksam. Interessant sind hierbei auch die persönlichen Konsequenzen, denn ihre kleine Frauentruppe (die im letzten Band „adoptierte“ Claire und die in diesem Band gerettete Susan) ziehen aus ihren Brutalo-Eskapaden ihre ganz eigenen Konsequenzen... Susan ist dann auch ein gutes Stichwort, um eine Empfehlung an den „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) auszusprechen: Emily rettet die ehemalige Sklavin zu Beginn des Bandes vor einem mordlüsternen KKK-Mob. Nun bin ich bestimmt gleich wieder als Quotengutmensch verschrien, aber bei gewissen problematischen Inhalten (im letzten Band etwa Pädophilie, hier u.a. die vermehrte Nutzung der N-Worte und die Thematisierung von sexueller Gewalt) könnte man mal über die Nutzung von Trigger-Warnungen nachdenken...
Ansonsten bin ich vom dritten „Die Viper“-Band allerdings wieder sehr angetan, auch wenn hier erneut die gleichen Kritikpunkte zutreffen wie im Vorgängerband (Link): Einerseits wird erneut das feministische „Rape-and-Revenge“-Genreelement der Selbstermächtigung unterlaufen, da der Indianer Ba-Cluth wieder mal den Tag retten muss. Und andererseits bleibt mein ambivalentes Verhältnis zu Astiers Zeichen- und vor allem Kolorierungsstil bestehen


Fazit: „Die Viper“ ist eine richtig starke WildWest-Reihe, deren dritter Band „Erschütterung“ (Link) auf dem hohen Niveau der vorherigen Bände bleibt!
Posted by Philipp Lohmann
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