Oct 1: Der Buddha von Berlin – Herberts untrüglicher Sinn für Qualität



„Der Buddha von Berlin“ heißt der Comic des Dörp'schen Vater-Sohn-Gespanns, welcher sich dem wirklich existierenden und nicht nur in seiner Leibesfülle beeindruckenden Buddha von Berlin widmet. Mit bürgerlichen Namen hieß der Ernst Gennat; er ist als Erfinder der modernen Kriminaltechnik (Link) in die Geschichtsbücher eingegangen. Davon bekommt man in diesem 56 Seiten starken Krimi-Comic aber eher wenig mit, stattdessen geht es vielmehr um eine mit viel Augenzwinkern erzählte Mystery-Story: 1905 will Gennat seinen ersten Arbeitstag als Berliner Kriminalkommissar antreten, doch schon auf dem Hinweg fasst er (allerdings völlig unbeabsichtigt) den ersten Mörder. Auch einen Diebstahl kann er verhindern, was letztlich zu den eigentlichen Ereignissen des Comics führt, als eben jener zuvor gefasste und durch Gennats väterliche Zuwendung geläuterte Dieb Kalle eine mysteriöse Box vorbeibringt. In dieser befindet sich ein blutiger Kunstfuß mit dem Schuh eben jener Dame, die ihm nur wenige Stunden vorher auf den Fuß getreten ist. Ob es da einen Zusammenhang gibt? Erlaubt sich vielleicht sogar jemand einen Spaß mit dem „Kriminal-Wunderkind“ Gennat? Oder geht es wirklich um Leben und Tod?
Ich denke es ist kein Spoiler, wenn ich hier anmerke, dass dieser Fall immer mysteriöser wird, denn beispielsweise verschwindet nur wenige Seiten später eine Leiche quasi direkt unter den wachsamen Augen der Polizei vom Tatort – Und das sollte spätestens der Moment sein, an dem selbst die allerletzten Lesenden von der Geschichte vollkommen gepackt sein werden


Zugleich finde ich es jedoch etwas ärgerlich, wie der Kriminalfall dann aufgelöst wird. Denn obwohl die tolle Ermittlungsarbeit von Gennat thematisiert wird, ist hier der erfolgreichste Ermittler der berühmte „Kommissar Zufall“. Und das Ende ist (wenn man es positiv auslegt) zumindest überraschend; persönlich war ich leicht enttäuscht. Jedoch, der Weg bis zur finalen Konfrontation mit dem Mörder war durchweg unterhaltsam, sodass ich diesen kleinen Krimi-Comic doch von Herzen loben möchte. Indie-Fans dürfen hier völlig bedenkenlos die 12 € zahlen, die der kleine Verlag „Kult Comics“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) für das Hardcover (sogar mit Lesebändchen!) verlangt.

Fazit: Auch wenn mich die überraschende Auflösung des Kriminalfalls nicht so begeisterte, wie sich das das Dörp'sche Duo wohl gedacht hat, bin ich doch sehr begeistert von „Der Buddha von Berlin“ (Link). Ein absolut sympathischer Jungkriminalist ermittelt in einem mysteriösen Mordfall, das alles sieht auch noch ziemlich hübsch und atmosphärisch aus – Krimi-Fans dürfen hier bedenkenlos zugreifen!
Posted by Philipp Lohmann
in Comics