Oct 30: Somorra: Stadt der Träume – Die Sußners auf den Spuren des Einsamen Wolfs



Mit dem verkommenen Somorra bleibt der Handlungsort auch im 2. Band gleich – Wenn die Großtadt nicht so korrupt und abgeranzt wäre, könnte man hier fast vom wohligen Gefühl des Heimkommens reden


Also ein prinzipiell simples Regelsystem – genau wie das altbekannte „Willst du nach links, lies bei Abschnitt ABC weiter; willst du nach rechts, lies bei Abschnitt XYZ weiter!“-Spielbuchkonzept – welches jedoch mit allerlei spannenden Ideen aufgelockert wurde. Mein persönliches Highlight ist dabei die Notwendigkeit, dass man nicht zu lang einschlafen darf, weil einen dann der Schrammenschreck holt. Um dies zu vermeiden muss man die jeweiligen Abschnitte ganz genau durchlesen, denn sobald etwas Verdächtiges passiert oder man ein schwarzes Tier sieht, sollte man schnell zum Aufwachen-Abschnitt blättern, sonst ist es ab einem bestimmten Zeitpunkt zu spät und man stirbt – Was bei mir dazu geführt hat, dass ich übermisstrauisch war und gefühlt bei jedem zweiten Abschnitt panisch umgeblättert habe, weil ich dachte, dass ich träume


Spielmechanisch ansonsten noch interessant ist natürlich das Erlernen der verschiedenen Monstertypen. Steht man einem solchen gegenüber, bekommt man oft nur einen Teil der Informationen (z.B. ob es einen Schatten wirft oder in welcher Farbe die Augen leuchten), sodass man dann wie früher im Biologie-Unterricht über die systematische Deduktion das Monster identifizieren und bekämpfen muss. Beziehungsweise auch mal in Ruhe lassen, denn die Munition ist arg knapp und nicht jedes Monster ist gefährlich. Gefallen hat mir außerdem – aber das kennt man mittlerweile ja aus vielen der „modernen“ Solo-Spielbücher aus dem „Mantikore Verlag“ – dass viel über Kennwörter gearbeitet wird, die mit Abschnittsnummern verknüpft sind. Je nach Entscheidung werden diese dann mit neuen Abschnittsnummern verknüpft, sodass das eigenen Handeln durchaus Konsequenzen hat – Zumindest gefühlt, denn bei aller spielerischen Freiheit ist „Somorra – Stadt der Träume“ doch überwiegend linear. Linearer sogar als der Vorgängerband, bei dem man im zweiten Kapitel merklich freier agieren konnte. Hier kommt dann tatsächlich wieder der Kritikpunkt, den ich bereits im Vorgängerband anbrachte, und da zitiere ich mich mal selber: „Macht halt nen richtigen Roman draus, denn schreiben könnt ihr, anstatt mich hier immer wieder mit unnötigen Entscheidungsmomenten aus der intensiven Immersion rauszureißen!!!111einself“


Und dieser Schreibstil rettet dieses Spielbuch dann auch davor, dass ich es im Vergleich zum Vorgängerband schlechter bewerte. Denn gerade das zentrale 2. Kapitel enttäuscht (wenn auch auf sehr hohem Niveau) gerade dadurch, das es eben nicht bietet, was man von einem Buchtitel mit „Stadt der...“ im Namen erwartet: Anstatt düsterer Urban Fantasy (das Highlight im spielmechanisch schwächeren Vorgängerband und auch im großartigen 1. Kapitel dieses Bandes) gibt es dort nämlich eher generisch wirkende Dark Fantasy mit Religionsbezügen, die mich nicht so sehr gepackt hat, wie es der Schauplatz Somorra schafft. Nichtsdestotrotz hab ich dieses Spielbuch verschlungen, es macht ja auch wirklich Spaß, aber das zweite Kapitel hat mich eher an ein „Einsamer Wolf: Die neuen Kai-Krieger“ (Link) erinnert – Nur halt mit dem riesigen Unterschied, dass die Sußners viel besser schreiben können


Fazit: „Somorra – Stadt der Träume“ (Link) ist, genau wie sein Vorgänger, ein wirklich gutes Spielbuch. Spielmechanisch ist es sogar deutlich besser, mir persönlich hat der Genre-Wechsel von Urban Fantasy hin zu Dark Fantasy aber nicht so gefallen. Trotzdem aber eine Empfehlung, das ist eines der besten Spielbücher dieses Jahr!
Posted by Philipp Lohmann
in Solo-Spielbuch