Dec 25: Kurztest: Trotz allem... Liebe



Ein romantisches Date, das mit einem Kuss endet. Soweit nichts ungewöhnliches, wären die beiden Turteltäubchen nicht schon seit knapp 40 Jahren ineinander verliebt. Denn der die Welt für seine Doktorarbeit bereisende Seefahrer & Buchhändler Zeno Simia und die verheiratete Ex-Bürgermeisterin Ana Dellacasa haben in jungen Jahren eine Nacht miteinander verbracht und kamen dann, trotz ganz unterschiedlicher Lebenswege, einfach nicht voreinander los. Per Brief und Telefon turteln sie sich durch die Jahrzehnte und erleben dabei Schlüsselmomente, die sie am Ende irgendwie zu diesem Date führen. Soweit, so unspektakulär...

Doch der spanische Szenarist Jordi Lafebre, der hier (bis auf etwas Unterstützung bei der Kolorierung) alles selbst gemacht hat, erzählt diese eigentlich „ganz normale“ Liebesgeschichte mit einen spannenden Kniff, nämlich im Rückwärtsgang! Beginnend mit Kapitel 20 und damit dem Ende der Geschichte (nämlich dem Date), geht es hier Schritt für Schritt zurück zu ihrem ersten Techtelmechtel vor knapp vier Jahrzehnten. Dabei kreuzen sich ihre Lebenswege immer wieder mal mehr, mal weniger willentlich; beispielsweise gehört Zeno der Buchladen, der für Anas Traum einer Flussbrücke weichen soll. Das kann der allerdings verhindern, weil er einen alternativen Brückenbauvorschlag hat, inspiriert von einem Erlebnis in früheren Jahren... Und so funktioniert die ganze Geschichte: In einem Kapitel werden bestimmte Stichworte oder Ereignisse relevant, und dann kann man sich aber sowas von sicher sein, dass im nächsten Kapitel (also chronologisch zu einem früheren Zeitpunkt) eben genau dieses Stichwort oder Ereignis thematisiert wird. Das ist zugegebenermaßen nicht sehr spektakulär, durch den umgedrehten Zeitstrahl aber doch interessant. Und die Liebesgeschichte an sich geht ist halt auch wirklich zum Wohlfühlen, weil man die beiden Titelfiguren trotz ihrer Gegensätze irgendwie ins Herz schließt und ihnen einfach wünscht, dass sie gemeinsam glücklich werden – Was schon irgendwie ein paradoxes Gefühl ist, da man doch schon im ersten/letzten Kapitel sieht, dass sie final glücklich werden...

Erzählerisch geht die Arbeit von Lafabre daher völlig in Ordnung, wobei ich hier bei einem chronologischen Geschichtsverlauf sicherlich weniger wohlwollend gewesen wäre. Also geschickt gemacht

Fazit: „Trotz allem... Liebe“ (Link) erzählt eine schöne Liebesgeschichte, die ungemein von der ungewöhnlichen Erzählrichtung profitiert.
Posted by Philipp Lohmann
in Comics