Dec 31: Vergiss mich nicht – Emotionales Comic-Highlight zum Jahresabschluss




Die junge Clémence hat eigentlich noch die ganze Welt vor sich – Stattdessen sitzt sie im Verhörraum. Denn sie hat ihre Großmutter Marie-Louise aus dem Altersheim „entführt“. Denn die leidet an einer Form der Demenz und büchst deswegen immer wieder aus. Das ist natürlich sehr gefährlich, weswegen das Heim sie gern medikamentös ruhigstellen will. Doch Clémence kann das einfach nicht mit ansehen, stattdessen will sie eine Alternative ausprobieren: Marie-Louise soll zurück an den Ort ihrer Kindheit, damit sie sich wieder an ihre Vergangenheit erinnert. Also beginnt ein chaotischer Roadtrip, der beide bis an ihre Grenzen bringt...

Komödie und Tragödie liegen ja prinzipiell sehr dicht beieinander, selten aber so nah wie in „Vergiss mich nicht“. Denn der prinzipiell humorvolle Roadtrip wird immer wieder von tragischen Momenten unterbrochen. Und damit meine ich nicht einmal die Verhörszenen, die erahnen lassen, dass irgendwann was gehörig schief gelaufen ist, sondern ich meine vor allem die Szenen, in welchen die Hilflosigkeit der beiden Protagonistinnen hervorgehoben wird. Denn Marie-Louise kann urplötzlich ihre Stimmung, ja fast schon ihre Persönlichkeit ändern (je nachdem, welches Alter gerade aus ihr „herausbricht“), noch dazu ist die mit 90 Jahren auf Pflege angewiesen. Clémence hat zweifelsohne gute Intentionen, doch sie versteht die Krankheit nicht und zeigt sich daher immer wieder überfordert. Noch dazu lebt sie in der ständigen Angst, dass ihre „Entführung“ von der Polizei gestoppt wird und sie so ihren wagemutigen Plan zur Heilung der Demenz nicht umsetzen kann – Ohne jetzt spoilern zu wollen, aber wer sich mit dieser Krankheit beschäftigt hat weiß, dass Clémences absolut unausgegorener Plan zum Scheitern verurteilt ist...

„Vergiss mich nicht“ ist ein sehr gefühlvoller Comic, der seine LeserInnen emotional packt. Gerade wenn man sich mit dieser Krankheit nicht so auskennt, kann man die Überforderung der Hauptfigur vollkommen nachvollziehen. Sicherlich wirken dann zwar manche Story-Wendungen etwas zu gewollt und zu sehr auf einen dramatischen Effekt oder auch Schmunzler hin geschrieben, aber die interessanten beiden Protagonistinnen machen diese kleineren Holprigkeiten (die noch dazu vor allem dann auffallen, wenn man hinterher drüber nachdenkt oder wenn man sich intensiv mit dem Krankheitsbild beschäftigt) mehr als wieder wett. Und wer bei dem dramatischen, aber irgendwie auch sehr befriedigenden Ende nicht mindestens eine Träne verdrückt, der hat sowieso kein Herz


Fazit: Der letzte Comic, den ich dieses Jahr rezensiere, ist zugleich der emotionalste. Ein paar Tränen sind hier fast schon inklusive

Posted by Philipp Lohmann
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