Feb 23: Kurztest: Contrapaso: Die Kinder der Anderen



1956 ist Spanien fest im Griff der faschistischen Franko-Diktatur. Es mag vielleicht vereinzelten Widerstand geben, aber Berichte darüber werden zensiert. Das erleichtert die Arbeit des altgedienten Lokalreporters Sanz natürlich nicht, gerade auch da er nicht über eine über Jahrzehnte anhaltende, vermeintliche (?) Mordserie berichten darf. Als desillusionierter Sturkopf ermittelt er natürlich trotzdem weiter, wobei er erst sehr langsam erkennt, dass sein neuer Nachwuchskollege Lenoir eine echte Bereicherung für seine Recherchen ist...

Die 152 Seiten starke Graphic Novel „Contrapaso: Die Kinder der Anderen“ ist zuvorderst natürlich ein Noir-Krimi voller Mord und Totschlag, bei welchem die beiden aufrichtigen Journalisten auf der Jagd nach dem Serienmörder ganz tief in den korrupten Moloch der Regime-Profiteure hinabsteigen. Aber sie ist noch so viel mehr, nämlich ein sehr authentisch wirkendes Sittengemälde aus einer Epoche und einer Gesellschaft, die uns hier in Deutschland recht fremd ist. Und nicht zuletzt ist sie auch ein Manifest an den Wert und die Notwendigkeit des Lokaljournalismus – Allein dafür lohnt es sich schon der Kauf des vom „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) mit 25 € bepreisten Hardcovers. Dass dann auch noch die Zeichnungen wundervoll atmosphärisch sind, ist quasi ein ganz großer Bonus obendrauf. Absolut empfehlenswert!

Fazit: „Contrapaso: Die Kinder der Anderen“ (Link) ist eines der frühen Highlights des noch jungen Comic-Jahres 2022!
Posted by Philipp Lohmann
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