Nov 22: Kurztest: Darryl Openworld


Hierzulande, aber auch weltweit, steht es aktuell nicht gut um den Journalismus – Deutschland ist schon ewig nicht mehr in den Top10, wie peinlich ist das denn bitte? Ganz anders sieht es aus in der Openworld, einer geheimen Paralleldimension im 152 starken Comic „Darryl Openworld“. Dort sind JournalistInnen, auch wenn sie dort „Journalysten“ heißen und „Artykel“ schreiben, echte Stars. Und Darryl ist eben der allerbeste und auch sagenumwobenste Meister seiner Zunft, um den sich in der Öffentlichkeit der eine oder andere Mythos rankt. Stets dem öffentlichen Interesse verpflichtet, publiziert er ohne Rücksicht auf Verluste – Was ihn jetzt nicht unbedingt sympathisch macht, aber irgendwie hat er trotzdem ein paar loyale KollegInnen und InformantInnen. Vielleicht auch, weil er in die Greyworld (unsere Realität) hinüber schlüpfen kann, was laut Comic-Beschreibung auf der Verlagswebseite des „Splitter Verlags“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) ganz alleine in seiner Macht steht. Aber dafür, dass das angeblich nur in seiner Macht steht, sind am Ende doch ganz schön viele übernatürliche Wesen in unsere Welt gekommen


Als ich den Prolog des Comics las, da war ich noch recht angetan: Klar ist dieser Roman-Pitch pures Info-Dumping in die Fresse, aber immerhin sehr geschickt verpackt. Leider war das dann aber auch schon die einzige clevere Idee vom Szenaristen Rémi Guerin, der hier das Universum von Olivier Peru durch die wunderschönen, wenn auch irgendwie kühlen Zeichnungen der Künstlerin Krystel umsetzen lässt. Ansonsten ist die eigentliche Handlung dafür, dass sie eher simpel gestrickt ist, unnötig kompliziert aufgebaut: In einer Steampunk-Welt, die von Magie bedroht und magischen Wesen (z.B. Feen und Riesen) bevölkert wird, passiert eine Reihe von ungewöhnlichen Ereignissen: Plötzlich stehen alle Uhren still, es gibt mysteriöse Erdbeben und amoklaufende Riesen, aus der streng gesicherten Bibliothek wird ein magisches Buch gestohlen – Darryl ermittelt und kommt dabei in immer lebensgefährlichere Situationen, doch für einen guten Artykel opfert er sogar Freundschaften und seine Lebenszeit...

Ich weiß nicht, vielleicht soll hier auf der Meta-Ebene irgendwie auf die Grenzen der Wahrheitsfindung hingewiesen werden, oder vielleicht ist das alles nur schmückendes Blablabla für den finalen Story-Twist der Liebesgeschichte? Keine Ahnung, was das hier sein soll, darum ist mein Fazit auch etwas ratlos: „Darryl Openworld“ (Link) sieht gut aus, wenn man sich für diese kühle Steampunk-Ästhetik begeistern kann, aber inhaltlich wirkt das alles zu wenig durchdacht. Ein paar im Sande verlaufende Spuren, ein paar Actionszenen, eine Dreieicksliebelei – Dieser Comic ist vielleicht kein Totalausfall, aber ein großes Ärgernis

Posted by Philipp Lohmann
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