Sep 30: Pathfinder #2: Mit Zähnen und Klauen – Langweilige (Lesben-)Action
„Mit Zähnen und Klauen“ ist der zweite, 220 Seiten starke Softcover-Sammelband der amerikanischen Comicausgaben 7 – 12. Begleitet wird hier wieder die aus dem ersten Band bekannte Abenteuertruppe rund um Hexenmeisterin Seoni, Elfen-Schurkin Merisiel, Krieger Valeros, Priesterin Kyra, Zwergen-Waldläufer Harsk und Magier Ezren bei ihren Abenteuern zur Rettung der kleinen Fantasy-Stadt Sandspitze. Irgendein großes Ungetüm verbreitet Angst und Schrecken, später gesellen sich noch finstere Räuber (die zu noch viel finsteren Gruppierungen gehören) hinzu sowie natürlich ein Drache und ein Oberschurke (das ist kein Spoiler, weil beide schon auf dem Cover sind
). Als hätte sich der Autor einfach zu einer typischen „Pathfinder“-Rollenspielrunde bestehend aus 12jährigen Fantasy-Nerds hinzugesetzt, über den Verlauf der Handlung Buch geführt (deswegen glaub ich durchaus, dass man die Geschichte mit der eigenen Abenteuergruppe gut nachspielen kann, auch wenn sie durchschaubar ist) und nebenbei eine Checkliste aus dem Index zusammengestellt… Höhle mit Monster drin? Check! Verließe und Kerker, gespickt mit Fallen? Check! Viele Lebenspunktverluste mit anschließender Heilung? Check! Goblins, ach was das muss noch Klischee-beladener sein, nehmen wir magische Skelette! Check!!!

Und wo wir gerade beim Thema 12jährige Nerds sind



Hätte man doch diese Energie stattdessen darauf genutzt, eine vernünftige Geschichte zu erzählen! Die gesamte Handlung hätte man locker in zwei, maximal drei Comicheften (also 1/3 – 1/2 des Buchumfangs) auserzählen können. Selbst dann wäre sie zwar nicht wirklich gut oder logisch, aber immerhin käme keine Langeweile auf. Achtung Spoiler: Die tiefe Verließ-Fallgrube hat natürlich einen „Notausgang“. Aber stimmt, der muss ja da sein, damit man Rattenangriffe und tödliche Fallen irgendwie „sinnvoll“ einbauen kann


So aber müssen die Leerlauf-Momente der Handlung mit immer neuen Kampf-Bilderstrecken gefüllt werden. Die sind leider oft zu nah an den Helden, sodass die Situationen oft unübersichtlich sind und einfach der Gesamtüberblick fehlt. Dabei machen die Zeichner aber meistens einen guten Job – gerade bei den 20 (Variant-)Covern - allerdings fällt durchaus auf wenn sich (teils mitten im Kapitel) der Zeichenstil ändert. Aber gut, nur weil sich mal das Styling einer Figur ändert (Ezren wechselt öfters mal Länge und Form seines Bartes – Ich wünschte das könnte ich auch


Neben der Hauptgeschichte gibt es noch ein fortführendes Bonuskapitel namens „Nachtschwärmer“, welches eine anschließende Episode aus dem Leben des neuen Liebespaares erzählt. Die Elfen-Schurkin wird mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, gleichzeitig entscheidet sie sich in einer sich wiederholenden Situation diesmal anders. Am Ende siegt natürlich die Liebe… Die Geschichte ist auch wieder vorhersehbar, hat aber diesmal eine passende Länge und somit keinen Story-Leerlauf. Außerdem gibt es, im Gegensatz zu der Haupthandlung, diesmal mehr Charakterentwicklung – Und eh jetzt der Aufschrei kommt: „Ich bin jetzt lesbisch.“ und „Wir vertrauen dir als unsere Anführerin.“ und „Ich mag keine Großstädte.“ zählen jetzt nicht wirklich


Außerdem gibt es noch einen sehr lesenswerten Spielleiterteil über 28 Seiten. So eine Art kleiner Quellenband für das Rollenspiel, mit neuer Ausrüstung, Orts- und Gegnerbeschreibungen. Dieser Teil wertet das Buch durchaus auf, trotzdessen empfinde ich den Preis von 24,95 € aber als Schlag ins Gesicht. Gerade wenn ich mir so angucke, was für tolle Comics ich für das Geld auch kaufen kann…
Fazit: Eine lahme, zielgruppenorientierte Geschichte – doppelt so lang wie sie eigentlich sein müsste – in ansehnlichen Bildern, ergänzt um etwas Quellenmaterial, eine Bonusgeschichte und ein paar Variantcovern. Achja, und eine exklusive Sammelkarte. Kein kritischer Fehlschlag der Comic-Kunst, aber auch keine Heldentat.