Apr 18: Kurztest: Das letzte Kind von Kaltenstein



Wobei ich gleich mal ein wenig meinen Einleitungstext revidieren muss, denn der Begriff „Horror-Roman“ erweckt vielleicht falsche Vorstellungen davon, was der Autor hier geschrieben hat. Michalski schlägt „Das letzte Kind von Kaltenstein“ im Nachwort eher dem Genre der Schauerromantik zu, und mit nur 184 Seiten Gesamtlänge ist er auch mit der Einordnung als Novelle ziemlich fein... Damit haben wir die Formalitäten geklärt, kommen wir mal zur eigentlichen Handlung:
Nadja Brügges Leben ist gerade den Bach runter gegangen: Traumjob weg, Verlobter weg, Eltern weg. Aber manchmal muss man auch Glück haben, denn ein Erbverwalter identifiziert sie als die letzte lebende Verwandte der Familie Kaltenstein. Und plötzlich, gerade lag das Leben noch in Scherben, ist sie die wohlhabende Besitzerin eines riesigen Herrenhauses auf einer einsamen Binneninsel.
Okay, ganz so einsam ist die Insel dann doch nicht, denn neben ein paar wenigen DorfbewohnerInnen gibt es dort auch noch eine zweiten Familiendynastie. Und deren jüngster Spross Amalia scheint sich sehr dafür zu interessieren, wie sich Nadja in ihr neues Leben als Frau Kaltenstein einfügt und was sie über ihre Familiengeschichte herausfindet. Hier ist nichts, wie es eigentlich scheint, denn auf dem Herrenhaus liegt ein dunkler Schatten...
„Das letzte Kind von Kaltenstein“ ist in 24 kurze Kapitel, zusammengefasst in vier thematische Abschnitte, aufgeteilt. Gerade zu Beginn, als Nadja ihr Erbe entdeckt, verarbeitet der Autor dabei auch biografische Erlebnisse, was diese eigentlich sehr ruhigen Kapitel beim Lesen überaus greifbar macht. Einige Andeutungen (etwa Familienrecherche und ein nächtlicher Angriff auf Nadja) mal außen vorgelassen, beginnt der schaurige Grusel erst im letzten Drittel des Büchleins, als okkulte Handlungselemente hinzustoßen. Das mag für manche Genre-Fans etwas spät erfolgen, ist aber eigentlich gar nicht schlimm, da der langsame Handlungsaufbau einerseits gar nicht so langsam ist (Wahnsinn, wie schnell man sich durch das Buch fräst

Fazit: „Das letzte Kind von Kaltenstein“ (Link) ist als das, was es sein will (nämlich flott durchlesbarer Schauerromantik-Eskapismus), eine wirklich gute Novelle. Verdiente 4 von 5 Sterne eines schaurigen Onlinebuchhändlers

Posted by Philipp Lohmann
in Literatur