May 23: Kurztest: Carmen Mc Callum #17 Cyberien



Aber obwohl sie so kampfstark ist – bei jedem neuen Band wette ich mit mir selber, wie viele tausend Gegner es diesmal braucht, damit sie wenigstens einen Kratzer bekommt – ist sie nicht perfekt, denn London wurde durch eine Atombombe eingeäschert. Also lieber mal einen vernünftigen Job suchen und für den russischen Gasriesen Gazdrom ein paar kleine Nebenjobs erledigen – Quasi wie unser Ex-Bundeskanzler und auch eine fleischgewordene Hufeisentheorie, die bereits passenderweise das „Knecht“ im Namen hat, nur mit ein paar mehr Explosionen

Diesmal geht es für Carmen jedenfalls nach Sibirien, denn von dort kommt das Gas und damit der Reichtum. Und bei den Worten „Carmen“ und „Sibirien“, da regt sich bei dieser Kombination doch irgendwas im Hinterkopf der geneigten „Bunte Dimensionen“-Leserschaft? Genau, denn in der eisigen Kälte des russischen Nordens leben nicht nur Indigene, sondern auch qualvoll gezüchtete und jetzt nach Unabhängigkeit strebende Tiermutanten (wie man z.B. im 3. Zyklus (Link) nachlesen kann oder auch aktuell in der Schwesterreihe „Travis“ (Link)). Und die finden dann mal gar nicht gut, wenn irgendwelche Gazdrom-Angestellten wegen ein wenig Gas ihre Heimat durchpflügen...
Carmen macht sich also auf die Suche und erlebt in „Cyberien“ ein interessantes Reiseabenter in einer von wirtschaftlicher Ausbeutung und dem menschengemachten Klimawandel bedrohten Einöde, welche nicht mehr vom in Auflösung befindlichen, zentral gesteuerten Russland unterjocht wird. Ein interessantes Gedankenspiel, welches ganz leichte Assoziationen zum Literaturklassiker „Herz der Finsternis“ aufkommen lässt, nur dass die Geschichte hier durch die begrenzte Zahl von 48 Seiten natürlich sehr viel gröber ist. Schade, denn Duval reißt für das Worldbuilding einige Aspekte des dystopischen Sibiriens an, die so interessant klingen, dass sie einer Vertiefung würdig gewesen wären (etwa nostalgische Neo-Kosaken). Aber andererseits ist mir bewusst, dass der Autor solche angerissenen Themen immer mal wieder irgendwo irgendwie irgendwann aufgreift, also hoffe ich einfach mal, dass diese Reihe sowohl im französischen Original als auch in der deutschen Übersetzung bei „Bunte Dimensionen“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) noch viele Jahr(zehnt)e erhalten bleibt


Fazit: Als Reiseabenteuer durch die sibirische Ödnis bietet „Carmen Mc Callum #17 Cyberien“ (Link) diesmal im Verhältnis recht wenig Cyberpunk, dafür aber umso mehr trostlose Dystopie. Also eine andere Tonalität, aber noch immer der gleiche Lesespaß

Posted by Philipp Lohmann
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