Oct 11: Space 1889: Der marsianische Patient – Indiana Jones auf dem Mars
Wie schon gestern im Bericht über das „Schweinfurter Fantasy Festival“ geschrieben, habe ich dort den Stand vom „Uhrwerk Verlag“ besucht. Natürlich konnte ich bei all den bunten Büchern nicht an mich halten
Beispielsweise wanderte das neue Abenteuer „Der marsianische Patient“ zum viktorianischen Steampunk-Rollenspiel „Space 1889“ in meine Tasche. Die Handlung klang vielversprechend und so hätte ich es fast in einem Stück durchgelesen – Wenn es durchgehend so spannend wie zu Beginn geblieben wäre…

Der große Psychoanalytiker Sigmund Freud bittet die Spielcharaktere um Hilfe, da er mit einem seiner Patienten nicht weiterkommt: Tanabhraan ist ein marsianischer Buttler mit Platzangst und Gedächtnisverlust. Nun liegt es an den Spielern, dem Geheimnis des marsianischen Patienten auf die Schliche zu kommen – Mehr kann ich eigentlich gar nicht schreiben, um nicht zu spoilern! Ein wenig komm ich aber trotzdem nicht drum herum

Dieses Abenteuer ist laut eigenen Angaben auf 3 Spielsitzungen ausgelegt und legt den Fokus passenderweise in jedem der drei Abschnitte auf einen anderen Spielaspekt: Beginnend im historischen Wien, entfaltet sich zu Beginn eine klassische Detektivgeschichte. Indizien müssen gesammelt werden, um irgendwann den Auftrag zu erhalten das Mysterium auf dem Mars zu lösen. Dort geht es dann im zweiten Abschnitt richtig los: Man verkehrt gleichsam in der absoluten Ober- und Unterschicht, vereitelt Anschläge und muss nebenbei noch einen strenggeheimen Ort auffinden. Der dritte Abschnitt verwandelt die Spieler dann in „Indiana Jones“ (so richtig mit gefährlichen Ruinen und so, aber jedes weitere Wort wäre hier ein massiver Spoiler


Die Handlung ist unterhaltsam und hält durch sich erst nach und nach offenbarende Informationen das Interesse aufrecht. Das auch für Einsteiger geeignete Abenteuer ist dabei semi-linear aufgebaut: Es gibt verschiedene wichtige Handlungsereignisse (etwa die Reise auf den Mars, sonst geht es ja nicht weiter


Ärgerlich jedoch: Am Ende kann zu forsches Vorgehen den kompletten Plot sprengen bzw. man kann das Abenteuer nicht beenden und Tanabhraan heilen. Ich glaub zwar, dass die meisten „Space 1889“-Spieler eher umsichtige Abenteurer sind, aber wenn ich mir so meine lieben Mitspieler Stephan und Nadine (die zur Zeit eine beängstigende Vorliebe für Sprengstoffe entwickelt – zum Glück nur im Rollenspiel


Das 56 Seiten starke Softcover ist in gewohnter Uhrwerk-Qualität und kostet 14,95 €. Preislich für ein Nischensystem in Ordnung, bietet es einen farbigen Umschlag (mit einem wie ich finde sehr hübschen Cover) und graustufigem Inhalt. Zweireihig aufgebaut ist der Text gut lektoriert und lesbar, dafür gibt es eher wenige Zeichnungen und Karten. Außerdem dabei sind NSCs und Handouts. Letztere sind aber leider im ganzen Buch verteilt, sodass man nach dem Kopieren erstmal die Schere ansetzen muss

Fazit: „Der marsianische Patient“ war mein erstes „Space 1889“-Kaufabenteuer und wird sicherlich nicht mein letztes sein. Die Handlung ist, wenn auch im Mittelteil etwas zerfasert, spannend genug um die Spieler bis zum Ende bei der Stange zu halten. Der Verarbeitung ist wie immer von guter Uhrwerk-Qualität. Auch die kleineren inhaltlichen Mängel halten mich folglich nicht davon ab, dieses Abenteuer weiterzuempfehlen. Ich denke es ist ein guter Einstieg in die Spielwelt.
PS: Ich hab weiter oben schon mal erwähnt, dass der letzte Abschnitt wie „Indiana Jones“ ist. Ich denke diese Beschreibung passt ganz gut, wobei ich gefühlsmäßig dabei aber leider eher zum 4. Film „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“ tendieren würde. Warum kann ich jetzt aber schlecht mit Fakten belegen, halt so gefühlsmäßig und ich denke wer es spielt wird wissen was ich meine
