Nov 20: Myranor: Legatin des Bösen – Mit bösen Mädchen hat man einfach viel mehr Spaß


Vielleicht sollte ich vorher noch erwähnen, dass ich überhaupt keine Ahnung von „Myranor“ oder „Das Schwarze Auge“ habe. Gut, immerhin drei One-Shots haben mich mal nach Aventurien geführt, aber da hört es dann auch schon auf. Das macht mich jetzt entweder denkbar ungeeignet für eine Rezension, weil ich gar nicht weiß worüber ich eigentlich schreibe. Oder ich bin dafür nun besonders geeignet, da ich nicht „vorbelastet“ an das Thema herangehe. Möge der Leser entscheiden

In diesem Solo-Rollenspielbuch von Mháire Stritter und Nicolas Mendrek (darf ich sie als DAS Traumpaar der deutschen Rollenspielszene bezeichnen? Ach nee, das sind ja eigentlich Nadine und ich


Und eben diese Pardona pokert dann doch ein wenig hoch und fällt bei ihrem Namenlosen Gott in Ungnade. Plötzlich steht sie ohne Macht da, doch dank der Hilfe des Spielers kann sie es in insgesamt vier Kapiteln schaffen sich zu reorganisieren, zu erstarken und ein paar Köpfe rollen zu lassen: Im ersten Kapitel springt die Handlung mitten in ihren Rachefeldzug, kurz vor der Eroberung einer wichtigen Stadt. Hier treffen wir wichtige strategische Entscheidungen, etwa welchen Verbündeten wir vertrauen. Außerdem wird hier mit dem Katzenwesen NaRauMo (für DSA-Kenner: Ein Aumanir) der wichtigste Nebencharakter eingeführt. Dieser rettet im zweiten Kapitel nicht nur das Leben der gefallen Pro- beziehungsweise eher Antagonistin, sondern wird im Verlauf der Handlung auch deren Lustknabe. Und, haltet mich für spießig, das ist ja mal sowas von bähhh

Das zweite Kapitel spielt in der Stadt Ankonion. Hier beginnt, chronologisch gesehen, die Handlung des Buches. Pardona ist körperlich noch extrem geschwächt und muss deshalb eine ehemalige Abenteuergruppe per Magie übernehmen und zu ihrem willigen Werkzeug machen. Dieses wohl umfangreichste Kapitel fühlt sich fast wie ein klassisches Point&Click-Adventure an: Lasse Person A die Handlung X ausführen, damit Person B dann Gegenstand Y aufnehmen kann, welcher bewirkt dass Person C das Ereignis Z auslöst.
Kapitel drei schließlich behandelt die Eroberung einer strategisch wichtigen Stadt, hier wirken sich nun die Entscheidungen aus Kapitel 1 aus. Epische Schlachtszenen, so wie es sich gehört


In anderen Rezensionen hatte ich gelesen, das Abenteuer wäre komplett regelfrei. Ein Rollenspiel ohne Regeln, das klang so interessant, das musste ich mir einfach holen (falls sich wer gefragt hat, warum ich mir als DSA-Laie ein „Myranor“-Spielbuch kaufe). Es stimmt schon, dass für das Buch keine Kenntnisse der DSA-Regeln benötigt werden, man muss ja nicht mal würfeln. Stattdessen entscheidet man sich am jeweiligen Ende eines Abschnitts, wie es weitergehen soll - Da man die ultimative Superschurkin ist, gelingen Aktionen automatisch. Zusätzlich gibt es aber auch noch ein rudimentären Charakterbogen, auf dem man beispielsweise Inventargegenstände und erfolgreiche Missionsziele ankreuzen muss. Auch Pardonas Armeen werden über das Ankreuzen verwaltet. Das ist simpel, aber es funktioniert.
Den letzten Satz könnte man so übrigens auch für die Handlung des Buches verwenden, ich umschreibe es aber lieber ein wenig verklausuliert

Inhaltlich bin ich also schon mal vollkommen zufrieden. Äußerlich muss ich aber – für ein Produkt aus dem „Uhrwerk Verlag“ eher überraschend – doch mal den ein oder anderen Kritikpunkt anbringen: Das Lektorat hat nicht ganz sauber gearbeitet, es haben sich mindestens drei Fehler eingeschlichen. Auch die Zeichnungen schwanken von der Qualität sichtlich – Klar ist das immer eine Geschmacksfrage, aber zwischen zumeist sehr ansehnlichen Bilder schmuggelt sich auch der ein oder andere Augenkrebs

Fazit: Als Nicht-DSA'ler bin ich vollkommen ohne Erwartungen an „Legatin des Bösen“ herangegangen und wurde für meinen „Mut“, ein fremdes Setting bzw. System auszuprobieren, nicht enttäuscht. Dass ich das Buch an einem Stück durchgespielt habe sagt doch eigentlich alles


