Apr 15: Cthulhu: Das Geisterschiff von Caerdon – Atmosphäre vor Abenteuer
Der „Pegasus Verlag“ bewirbt den „Cthulhu“-Abenteuerband „Das Geisterschiff von Caerdon“ als besonders für Neueinsteiger geeignet. Was für ein glücklicher Zufall, dass ich genau solch ein Neueinsteiger bin
Na mal schauen, ob die beiden enthaltenen Abenteuer (überarbeitete Versionen aus dem Magazin „Cthuloide Welten“) diesem Versprechen auch gerecht werden…

Ich versuche diesmal sogar komplett ohne Spoiler auszukommen



Positiv an diesem Abenteuer ist zweifelsohne die detaillierte Ausarbeitung des Handlungsortes und der verschiedenen Charaktere. Auch liest es sich für den Spielleiter richtig gut, fast schon wie ein spannender Roman - Und genau hier beginnt das Problem: Alles, was ich jetzt positiv genannt habe, ist gleichsam negativ: Die kleine Küstenstadt ist zu umfangreich und legt damit viel zu viele falsche Spuren… Ein alter Geheimgang, Burgruinen, ein einsamer Klippengasthof – Alles atmosphärisch beschrieben, aber eben nur der Atmosphäre zuträglich. Neugierige Spieler könnten ganze Spielsitzungen damit verbringen, diese Orte zu erforschen, ohne auch nur eine einzige Spur zu finden welche die Handlung voran bringt. Klar, erfahrene Spielleiter bauen da problemlos was ein, aber Neueinsteiger werden eher hilflos sein. Ebenso die NSCs, die man locker hätte zusammenstreichen können, weil nicht viele wirklich etwas beitragen und die Koordinierung dieser gerade für Neueinsteiger-Spielleiter eine Herausforderung darstellen dürfte. Und die Handlung, die liest sich zwar spannend (und ist auch eher romanartig aufgebaut, sodass man nicht immer gleich die notwendige Information findet), aber im Endeffekt bleiben die Spieler einen Großteil der Zeit nur Zuschauer des im Hintergrund laufenden Geschehens. Hmm, ich kann mich nicht des Eindruckes erwehren dieses Abenteuer hätte als Grusel-Roman mehr getaugt!

Das zweite, sehr viel kürzere Abenteuer (sowohl vom Umfang im Buch als auch von der Spieldauer) trägt den Namen „Böses Erwachen“ und bietet für meinen Geschmack recht harten und ekligen Horror. Dabei fängt die Geschichte noch recht klassisch an: Ein starkes Unwetter tobt, die Spieler verfahren sich und kommen schließlich in einer einsamen Villa bei den freundlichen Neubesitzern unter. Entgegen der Erwartung sind diese dann auch keine besessenen Axtmörder (was zugegeben mein erster Gedanke war, denn hey wir sind bei „Cthulhu“


Loben muss man aber generell die optische Aufmachung des Bandes: Viele Fotos und Illustrationen auf vergilbt wirkendem Papier, das ist schon atmosphärisch und hübsch gelayoutet. Dazu gehören die Handouts mit zu den schönsten ihrer Art. Auch das Lektorat hat gut gearbeitet, ich meine nur einen Fehler gefunden zu haben. Außerdem ist die Druckqualität des 72 Seiten starken und 9,95 € günstigen Softcovers, welches übrigens auch noch Konvertierungsregeln von der 3. zur 7. Edition enthält, hochwertig.
Fazit: Irgendwie bin ich von diesem Abenteuerband leider nicht so sehr überzeugt. Ja, die Atmosphäre ist top und die optische Aufbereitung gelungen - Erfahrene Spielleiter können da sicher richtig was draus machen und die dürfen auch beherzt zugreifen. Aber es wurde ja explizit beworben als besonders für Neueinsteiger geeignet. Und gerade für diese Zielgruppe mag ich trotz des günstigen Preises eher keine Kaufempfehlung abgeben

Posted by Philipp Lohmann
in Rollenspiel