Jun 20: STRATAK WARS: Der Auftakt – Regelleichter Krieg der Pappplättchen


Worum geht es aber überhaupt? Vor dem Hintergrund des zweiten Weltkrieges (den man aber getrost vernachlässigen kann, die einzigen Verweise darauf sind die Optik der Pappplättchen; allerdings kann man sich, quasi als Erweiterung, eine Europa-Spielfeld (Link) dazukaufen) versuchen zwischen 2 und 6 Spielern abwechselnd Städte zu erobern. Dabei dürfen pro Runde bis zu insgesamt zehn Panzer, Jagdbomber, Bomber und Landungsschiffe auf einem mit Hexfeldern überzogenen Spielfeld verschoben werden. Jede in einer Runde neu besetzte Stadt bringt Punkte, für die man gleich in der selben Runde noch neue Einheiten produzieren lassen kann. Stehen zwei verfeindete Einheiten in benachbarten Feldern, darf der attackierende Spieler sich eine Zieleinheit aussuchen und diese mit 2W6 + Einheitenbonus angreifen. Der verteidigende Spieler greift gleichzeitig ebenso mit 2W6 + Einheitenbonus an, der Spieler mit dem höheren Wert gewinnt. Bei einem Unentschieden verlieren beide Spieler. Und wozu das Ganze? Am Ende einer zuvor festgelegten Spielzeit (Empfehlung des Autors: 30 Minuten je Spieler) werden die insgesamt besetzten Städte zusammengerechnet, wer die meisten Eroberungen vorweisen kann hat gewonnen. Im Prinzip waren das schon die Basisregeln, welche durchaus übersichtlich und verständlich auf zwei DIN-A4-Seiten erklärt werden. Mitsamt einiger Beispiele und zweier Bilder sollte es jedem Spieler nach einem zehnminütigem Regelstudium möglich sein in den Krieg der Pappplättchen zu ziehen


Wie läuft so ein Spiel dann eigentlich ab? Zu Beginn legt man neben der Spielzeit auch das Spielfeld fest. Dem Grundspiel beiliegend sind sechs doppelseitig bedruckte Spielfelder, welche man ganz nach Wunsch zusammenlegen kann. Beispielsweise könnte man eine einzige große Insel legen oder aber zwei oder gar vier gegenüberliegende Kontinente, welche durch ein breites Meer voneinander getrennt sind. Natürlich kann man die Spielfeldgröße auch anhand der Anzahl der Teilnehmer bestimmen und so das Spielgefühl verändern: Ich persönlich fand die Formel „1 Spielfeld je Spieler“ passend, da ging es rasch ran an den Feind, spätestens in der zweiten Runde musste jeder Spieler kämpfen. Allerdings habe ich auch beispielsweise mal drei Spieler auf sechs Spielfeldern ausprobiert, das war deutlich langsamer und auf Abnutzungsschlachten ganzer Armeemassen ausgelegt, da die Spieler zu Beginn mehrere Runden Zeit hatten gefahrlos neutrale Gebiete zu besetzen um genügend Nachschub zu ordern. Hat man sich dann für ein Spielfeld und die Spielzeit entschieden, geht’s schon los: Der Spieler mit dem höchsten Initiativwurf sucht sich sein Heimatland aus. Auf jede Heimatstadt kommt ein Panzer, zusätzlich darf man 30 Nachschubpunkte verteilen. Das sind entweder 15 Panzer (die kosten nämlich 2 Punkte, sind dafür langsam und kampfschwach, dürfen aber Städte erobern), 5 Flieger (sowohl Bomber als auch Jagdbomber kosten 6 Punkte, die können sich weit bewegen und haben verschiedene Angriffsboni) oder auch 7 Landungsschiffe (OK, siebeneinhalb, weil es nur 4 Punkte kostet

Haben alle Spieler ihren Aufbau abgeschlossen, geht es reihum im Uhrzeigersinn. Jeder Spieler darf 10 Einheiten aktivieren und dabei auswählen, ob er erst kämpft oder erst eine Bewegung durchführt. Die benutzte Einheit wird dann auf den Rücken gedreht, sodass man erkennt wie viele und welche Einheiten schon genutzt wurden. Beendet eine Panzereinheit ihre Bewegung in einer fremden/gegnerischen Stadt, dann wurde diese erobert. Sie erhält einen Besitzmarker, der am Ende der Runde wichtig ist um festzustellen wie viel Nachschubpunkte man erhält (kleine Städte bringen gerade mal zwei Punkte, Industriestädte dagegen vier und Hauptstädte sogar sechs). Mit diesen Nachschubpunkten kann man dann am Ende seiner jeweiligen Runde neue Einheiten kaufen, wobei Panzer und Landungsschiffe nur in Industriestädten (letztere natürlich nur, wenn die Stadt am Wasser liegt) und Flieger nur in Hauptstädten gebaut werden dürfen. Hat man ein feindliches oder neutrales Land gänzlich erobert, darf man auch dort neue Einheiten produzieren. Übrigens sollten die Nachschubpunkte in der jeweiligen Runde komplett ausgegeben werden, da man sie sich nicht aufsparen darf.
Was macht man dann mit den Einheiten? Kämpfen natürlich! Dazu muss das eigene Feld an das Feld einer gegnerischen Einheit grenzen. Gekämpft wird ganz simpel mit einer einfachen 2W6-Vergleichsprobe. Je nachdem, mit was für einem Einheitentyp man attackiert, gibt es noch kleine Boni: Jagdbomber haben einen Vorteil von +2 gegen Bomber und Panzer, Bomber sogar einen Vorteil von +3 auf Panzer und die Sonderregel, dass bei einem erfolgreichen Angriff weitere auf dem Feld befindliche Einheiten (man darf seine eigenen Truppen stapeln) mit einer jeweils 50/50 Chance zerstört werden. Außerdem darf jede erfolgreich angreifende Einheit weitere Einheiten angreifen, bis der Angreifer selbst zerstört wurde oder der Spieler keine Lust mehr hat

Ich glaube, jetzt habe ich die Basisregeln umfangreicher beschrieben, als wie sie im Regelheft stehen

Das war in meinen Testrunden mit jeweils 3 bis 6 verschiedenen Spielern dann auch einer der Kritikpunkte: Durch die effektiv drei Einheitentypen (das Landungsboot wurde, so ich mich recht erinnere, nur in einem Spiel genutzt) verkommt das Spiel mit den Basisregeln gelegentlich zu einer stupiden Würfelorgie. Denn im Prinzip nutzt man, trotz Bombern und Jagdbombern, doch primär riesige Panzerarmeen, da nur diese Städte erobern können. Und so gering ist die Chance dann auch nicht, mit einem Panzer – welcher nur 1/3 eines Fliegers kostet – trotz dem Luftangriffsbonus zu siegen. Die Kämpfe wurden von den Spielern durchgehend als zu glücksabhängig kritisiert. Erst mit den Regeln für Fortgeschrittene, also den Mehrfachangriffsabzügen und dem Geländevorteil, kommt ein gehobener taktischer Anspruch hinzu. Jedoch, gerade wenn man als Vergleich das „STRATAK WARS: Test- und Reiseset“ nimmt, bei dem man als weiteren Einheitentyp Infanterie nutzen kann, wäre mit zunehmender Einheitenvielfalt der Spielspaß und der taktische Anspruch stark vermehrt gewesen, ohne viel Zugänglichkeit einzubüßen. Ein weiterer Kritikpunkt meiner Testspieler bestand, allerdings vor allem bei großen Gruppen, in der großen Passivität der nicht-aktiven Teilnehmer. Wenn man nicht gerade angegriffen wird, hat man nämlich gar nix zu tun, außer vielleicht ein wenig zu planen welche Stadt man nun angreifen wird – Nur damit diese Planung durch den nächsten Spielzug des Mitspielers verworfen wird


Aber mal genug der Kritik! Denn letztendlich macht „STRATAK WARS: Der Auftakt“ eine Menge Spaß. Selbst in der komplexeren Variante ist es noch die zugänglichste mir bekannte CoSim. Perfekt, um sich mit diesem Nischen-Genre vertraut zu machen oder auch um mal ein, zwei Stündchen lang ein paar Schlachten zu schlagen




Fazit: Trotz einiger Kritikpunkte ist „STRATAK WARS: Der Auftakt“ meine Empfehlung für alle Taktiker, die sich das CoSim-Hobby interessiert. Die simplen Basisregeln sind sehr einsteigerfreundlich, sein wahres Potential entfaltet das Spiel aber erst mit den Fortgeschrittenen- und Alternativregeln.
PS: Danke an den "STRATAK"-Verlag (Link) für das Rezensionsexemplar.
PPS: Danke an Paul vom Würfelpech e.V. (Link) für die Fotos
