Jul 24: Einsamer Wolf: Jagd nach dem Mondstein – Der Schüler schlägt den Meister
Die erfolgreiche Solo-Spielbuchreihe „Einsamer Wolf“ vom britischen Erfolgsautor Joe Dever – immerhin über 10.000.000 verkaufte Exemplare in über 30 Ländern, zudem in 18 Sprachen übersetzt - geht mittlerweile in die einundzwanzigste Runde. Wieder vom Spielbuch-Spezialisten „Mantikore Verlag“ veröffentlicht, handelt die neu gestartete Reihe „Die neuen Kai-Krieger“ vom besten Schüler des mittlerweile fast schon gottgleichen Kai-Meisters Einsamer Wolf. Worin sich die Serie aber weiterhin treu geblieben ist: Wieder mal muss das Böse aufgehalten werden… Ob das auch zum einundzwanzigsten Mal Spaß macht?
OK, zugegeben, ich kann gar nicht sagen ob es zum einundzwanzigsten Mal Spaß macht, da ich die zwanzig Vorgängerteile gar nicht gelesen habe



Wie gesagt handelt die neue Reihe nicht mehr vom Titelgeber Einsamer Wolf höchstselbst, sondern von seinem Schüler Treuer Tänzer. Bescheuerter Name, oder? Bevor man das Abenteuer startet, muss man erstmal eine recht simple, aber auf 15 Seiten aufgeblasene, Charaktererschaffung absolvieren. Man würfelt mittels W10 seine Kampfstärke und seine Ausdauer aus, wählt dazu noch Großmeister-Disziplinen und Groß-Waffenmeisterschaften. Dann schnappt man sich noch etwas Ausrüstung und erwürfelt seine Waffe und das Startvermögen. Und wer, wie ich, nicht sonderlich kreativ ist, darf den W10 auch über den Namen entscheiden lassen: Treuer Tänzer war geboren

Die Regeln verstanden? OK, dann kann es schon losgehen! Die „Jagd nach dem Mondstein“ ist das erste von zwei im Buch enthaltenen, inhaltlich zusammenhängenden Abenteuern. Es umfasst 350 Abschnitte, in denen man seinen neu erschaffenen Kai-Helden eine das Schicksal der Welt (wie immer halt) betreffende Mission bestehen lässt: Der Mondstein (ein unfassbar mächtiges, magisches Artefakt, welches dem Fantasy-Reich Sommerlund Sicherheit brachte und nebenbei auch noch das Gras grüner machte




Das zweite Abenteuer entstammt nicht der Feder des Altmeisters, sondern von zwei talentierten deutschen Nachwuchsautoren: Eberhard Eschwe und, vermutlich der wesentlich Bekanntere der beiden, Swen Harder (welcher noch immer für das Solo-Spielbuch „Reiter der schwarzen Sonne“ und neuerdings auch für „Metal Heroes“ gerühmt wird). In dem 300 Abschnitte umfassenden Bonusabenteuer „Echos des Mondsteins“ spielt man den namensgebenden Einsamen Wolf persönlich, welcher parallel zu "Jagd nach dem Mondstein“ das oben erwähnte Ablenkungsmanöver startet. Anstatt wie sein Schüler durch das ganze Land zu reisen, verbringt er das Abenteuer jedoch zumeist auf dem Luftschiff Wolkentänzer. Natürlich verläuft der Flug nicht problemlos: Während sich Einsamer Wolf mit Diebstählen, Sabotage und Anschlägen rumärgern darf, spürt er zugleich auch die Entzugserscheinungen des Mondsteins. Mir persönlich hat dieses Bonusabenteuer dann sogar einen Tick besser gefallen: Durch die Fokussierung der Handlung auf einen einzigen Schauplatz (das Luftschiff) mit eher wenigen, dafür relevanteren, Charakteren kommt einfach viel mehr Atmosphäre auf, zudem bleibt der Spannungsfaktor durch das Rätsel um den Saboteur durchgehend hoch. Das gesamte Spielgefühl erinnert dabei ein wenig an Point&Click-Adventures, bei denen man an einem begrenzten Schauplatz immer neue kleine Aufgaben lösen muss, um in der Handlung voran zu kommen – Man merkt, dass Swen aus der Videospiel-Industrie kommt. Positiv zu erwähnen sind auch Querverweise auf die „Jagd nach dem Mondstein“-Haupthandlung, in die man zwischendurch mal springt.

Beide Abenteuer glänzen mit einer stimmigen Beschreibung der Schauplätze, wenn auch manche Abschnitt-Übergänge leicht holprig sind. Zudem gibt es ansehnliche Illustrationen und Vignetten, wobei mir persönlich der Stil Stephanie Böhms aus dem Bonus-Abenteuer mehr zusagt, aber das ist ja Geschmackssache. Die Druckqualität ist, wie vom „Mantikore Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) gewohnt, gut. Auch die Übersetzung passt und das Lektorat hat seinen Job zur vollen Zufriedenheit erledigt

Fazit: Gut lesbare Texte, atmosphärische Beschreibungen, abwechslungsreiche Aufgaben, schöne Illustrationen und ein interessantes Kampfsystem - Ja, der einundzwanzigste Teil macht Spaß, aber das Bonusabenteuer bockt einfach mehr! Da haben die deutschen Schüler den britischen Meister geschlagen

PS: Eh ich es vergesse, wer keinen W10 hat, kann auch einfach blind Zahlen auf einer am Buchende befindlichen Zufallstabelle antippen.
PPS: Eine besondere Ehre ist es für mich, dass ich in Absprache mit Moritz von der Seifenkiste (Link) heute zeitgleich mit ihm die Rezension veröffentliche. Quasi eine Parallel-Rezension
