Sep 14: Frischfleisch: Nullpersonen - #dankemerkel

„Frischfleisch: Nullpersonen“ ist die vom Vincent Voss geschriebene Fortsetzung seines insgesamt doch recht wohlwollend rezipierten Regional-Horror-Romans „Faulfleisch“ (Link). Diesen muss man zum Verständnis nicht unbedingt gelesen haben (hatte ich nämlich nicht), aber eine Kurzzusammenfassung der vorhergegangenen Ereignisse hilft doch merklich beim Einordnen der Handlung: In „Faulfleisch“ kommt Neu-Dörfler & Ehebrecher Liam im Provinznest Wakendorf II einem kannibalischen Gerichtsmediziner auf die Spur, der (vermutlich durch den Genuss von Faulfleisch

Die Handlung des mit 410 Seiten recht umfangreichen Zombie-Thrillers beschreibt dabei in mehr oder minder chronologischer Reihenfolge oftmals parallel verlaufende Ereignisse, welche an kaum mehr als einem Tag passieren. Angefangen mit ein paar vereinzelten Infizierten, welche noch nicht als solche erkannt werden und sich somit ungehindert durchbeißen können, über die gleichsam halbherzigen wie erfolglosen Gegenmaßnahmen bis hin zu Massenpaniken und letztlich dem drohenden Untergang der Zivilgesellschaft. Dabei wird die 72 Kapitel umfassende Handlung atemlos vorangetrieben, indem der Autor einzelne Szenen in rascher Folge mit hoher Dynamik abhandelt. Teilweise ist solch ein Kapitel gerade mal eine Seite lang und beschreibt nur einen kurzen Augenblick, eh es an anderer Stelle meist genauso rasant weiter geht. Meiner Meinung nach rettet genau dieser Schreibstil die Handlung – Hätte man Zeit zum Durchatmen und Überlegen, würde man sicher den einen oder anderen Logikfehler bemerken

Im Verlauf der Geschichte werden eine ganze Menge Protagonisten eingeführt, von denen allerdings viele nur dazu da sind, um an irgendwelchen entscheidenden Wendepunkten der Geschichte für noch mehr Zombies zu sorgen

Gehören also die Politikszenen zu den Highlights des Buches, fallen gerade einige spätere Actionszenen dagegen ziemlich ab. Dabei liegt dies nicht unbedingt am Schreibstil des Autors, der ist durchaus in Ordnung, sondern an der Häufung. Wirken gerade der anfänglichen Angriffe noch bedrohlich, stumpft man durch die schiere Masse an Zombie-Szenen letztendlich ab. Irgendwann habe ich wirklich nur noch mit den Augen gerollt und mir gedacht „ja, ich hab nach dem gefühlt zwanzigsten ahnungslosen Polizisten, der im Einsatz gebissen wird, echt kapiert dass noch niemand weiß dass da Zombies rumlaufen“. Hier hätte man man gut und gerne 50 Seiten einsparen können, vielleicht um zu kurze Handlungsstränge weiter auszubauen? Aber sei es drum, „Frischfleisch: Nullpersonen“ bleibt bis zum Ende hin spannend und lesenswert, auch wenn mein Lesevergnügen zum Ende hin im Durchschnitt doch leicht gelitten hat, wie man an diesem Diagramm (über 80 Notizen in chronologischer Reihenfolge in Amazon-Sternchen umgewandelt


Der „Verlag Torsten Low“ hat hier insgesamt wieder gute Arbeit geleistet: Die Druckqualität des Softcovers ist in Ordnung, das Lektorat hat zumeist gut gearbeitet (bei der Polizeipistole mit Kaliber 19 mm musste ich dann doch lachen

Fazit: Vincent Voss schaffte es mit seinem Zombie-Thriller „Frischfleisch: Nullpersonen“ (Link) mich gut zu unterhalten. Innerhalb von zwei Nächten hatte ich das Buch durch, was für seine Qualität spricht. Der direkte Schreibstil und das hohe erzählerische Tempo sind gelungen, lediglich die inhaltliche Gewichtung, ein paar Logikfehler und ein schwankender Spannungsbogen haben mir die Lesefreude manchmal etwas verleidet. Insgesamt gebe ich dem Buch aber verdiente 81 % beziehungsweise gerundet 4 Sternchen eines großkapitalistischen Buchhändlers
