Apr 25: Ich habe Abel getötet – Eigenwillige Interpretation oder schon Blasphemie?


Dabei kommen Kain und Abel in „Ich habe Abel getötet“, dem in sich abgeschlossenen Auftaktband einer „Ich habe…“-Pentalogie, zumindest namentlich nur am Rande vor. Denn die Hauptfiguren sind der gottesfürchtige Hirte Hamor und der grausame Babylonierkönig Nebunezar. Ersterer, der Protagonist dieser Graphic Novel, wird von Letzterem an seinen königlichen Hof geholt. Eigentlich soll sich Hamor einfach nur Nebunezar unterwerfen, doch der Babylonierkönig betraut ihn mit einer unerwarteten Aufgabe: Hamor soll Nebunezar töten! Der gottesfürchtige Hirte will dies natürlich nicht, daher wird er gezwungen am königlichen Hof zu leben. Denn Nebunezar will Hamor mit allerlei Luxus und Grausamkeiten in Versuchung führen, während Hamor versucht Nebunezar zurück auf einen gottesfürchtigen Pfad zu führen...
Die beiden Hauptfiguren der beeindruckenden Graphic Novel sind vergleichsweise dünn charakterisiert (Hamor ist fast schon schmerzhaft gläubig, Nebunezar lebt seine inneren Qualen mit grausamer Herrschaft aus), sie bekommen jedoch durch einen späten Handlungstwist beide noch einen interessanten charakterlichen Aspekt hinzu – Mit den neuen Wissen will man die Geschichte gleich nochmal von vorne lesen



„Ich habe Abel getötet“ zeichnet sich durch zumeist detaillierte Illustrationen und eine sehr atmosphärische Kolorierung aus. Jedes einzelne Panel verströmt eine packende, nahezu durchweg niederschlagende Stimmung – Ein Meisterwerk der Comickunst! Ebenso meisterlich ist wieder mal die Druckqualität vom „Splitter Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte), welcher für das 64 Seiten umfassende Harcover vollkommen akzeptable 15,80 € verlangt.

Fazit: „Ich habe Abel getötet“ (Link) ist eine sehr gute Graphic Novel, welche eine interessante Interpretation des Brudermordes graphisch hervorragend präsentiert. Ob sie nun Blasphemie ist, darf jeder Leser für sich selbst entscheiden, ich persönlich würde das aber für mich knapp verneinen. Um die Geschichte vollends zu genießen, sollte man aber zumindest eine geringfügige religiöse Vorbildung mitbringen

PS: Auf der Webseite eines diabolischen Onlinehändlers für Bücher steht, dass das vom Hersteller empfohlene Alter „ab 20 Jahre“ ist – Na wir wollen mal nicht übertreiben

