Jun 12: Roma #4 Blut von meinem Blut – Eine Reihe entzaubert sich selbst


Die bisherigen drei Bände lassen sich allesamt recht kurz zusammenfassen: Das Palladium, eine magische Statue als physische Manifestation göttlicher Rache, ist für die Römer zugleich Segen und Fluch. Die beiden Familien Leo und Aquilia sind durch eine über tausend Jahre zurückreichende Erbsünde dazu verpflichtet, dem Palladium zu dienen und durch allerlei Hin und Her schwere Schicksalsschläge zu erleiden... Der vierte Band spielt im Jahr 39 n.Chr. und handelt von den Eskapaden des sadistischen und auch ziemlich verrückten Caligula. Nach einem erfolglosen Feldzug gegen Britannien kehrt der sich selbst als Gott sehende Kaiser zurück nach Rom, da ihm das Palladium in einer Vision als seine verstorbene Schwester Drusilla erschien. Während einer Orgie glaubt er, diese in der Vestatin (Palladium-Dienerin) Aquilina wiederzuerkennen (deren Vater Nautius eine Verschwörung plant), nur um dann mit dem Palladium den Beischlaf zu vollziehen (zur Erinnerung, es handelt sich um eine Statue


Nein, ich habe die Handlung jetzt nicht absichtlich zu kompliziert und schwer nachvollziehbar zusammengefasst – Dieser Quatsch passiert tatsächlich genau so im Buch! Ich hab mich ja teilweise im zweiten, besonders aber im dritten Band über das wiederkehrende Handlungsschema „X versucht das Palladium loszuwerden, Y verhindert es kurz vor knapp, alle sterben“ beschwert – Aber um ehrlich zu sein, das Konzept hat in den drei ersten Bänden trotz leichter Ermüdungserscheinungen halt wunderbar funktioniert, weil die Umsetzung doch immer unterhaltsam und spannend war! In „Blut von meinem Blut“ gibt es stattdessen nichts anderes als eine Aneinanderreihung des mal von Wahnsinn und mal von Wahnvorstellungen geplagten Kaisers, der ohne Rücksicht auf Verluste alles und jeden besteigt und/oder umbringt. Das mag irgendwie schon nah an die historische Person Caligula angelegt sein, liest sich aber unfassbar langweilig. Dabei bleibt diese unsympathische Hauptfigur unfassbar platt, sie ist halt so und entwickelt sich auch nicht weiter. Nebenfiguren kommen nur am Rande vor und haben, da sie zumeist ziemlich rasch getötet werden, eigentlich nur den Zwecks die kaiserlichen Eskapaden irgendwie in ein dünnes Handlungskorsett zu zwängen. Warum diese so handeln, wie sie handeln, bleibt ein Rätsel – Beispielsweise, warum ermorden ihn am Ende seine Leibwächter (kein Spoiler, wenn man im Geschichtsunterricht aufgepasst hat


Nebenbei wird auch noch das Palladium als solches entzaubert, welches ja in den vorherigen Bänden als supermächtiges Magie-Artefakt aufgebaut wurde – Und nun reicht einfache Blindheit (und eine gewisse Opferbereitschaft) aus, um den Fluch mitsamt der Dämonen im Zaum zu halten... Entzauberung ist vielleicht auf das beste Wort, was mir zu diesem Band einfällt, denn er reißt irgendwie den Gesamteindruck der bisher mindestens guten, überwiegend gar sehr guten Reihe herunter



Fazit: Ich will jetzt ja nicht als Drama Queen rüberkommen, aber ich bin noch immer fassungslos und schockiert, wie stark dieser Band qualitativ gegenüber den guten bis sehr guten Vorgängern abfällt. Mit „Roma #4 Blut von meinem Blut“ (Link) hat sich nicht nur das Palladium, sondern die ganze Serie selbst entzaubert
