Nov 28: Ultima Ratio: Fragmente der Zeit – Kratzen an der Oberfläche

Auf gerade mal 80 Seiten, von denen allein 12 zum dringend notwendigen Glossar gehören (“Ultima Ratio“ lebt ja von seinen mit Bedeutsamkeit aufgeladenen, kryptischen Abkürzungen wie KIND und MUTTER

1. Jörg Köster startet die Anthologie bereits vielversprechend: Die junge Maria ist auf der Flucht und sieht als letzte Möglichkeit nur die Heimkehr ins triste und überaus entbehrungsreiche Leben ihrer Familie. Mit Chris lernt sie dabei einen geheimnisvollen Fremden kennen, der sich ebenso wie sie auf der Flucht befindet...
2. Ich will gar nicht drumherum reden: Pandoras Schiff von Christian Lange ist die beste Kurzgeschichte dieser AnthologieHier entdeckt ein lange gereistes Erkundungsschiff zufällig das vor vielen hundert Jahren verlorengegangene Generationenschiff Dyson. Und dieses birgt ein dramatisches Geheimnis, welches das sichere Fundament des Lukeanischen Reiches ins Wanken bringen würde!
3. Einen Trupp Elitekämpfer setzt Daniel Isberner In feindlichen Tunneln der Gefahr von Alien-Insekten aus. Erinnert ein wenig an Hard-SciFi-Settings wie „Starship Troopers“ und „Alien – Die Rückkehr“, was ja nicht die schlechtesten Vorbilder sind
4. Florian Wehner nutzt den Schauplatz eines Raumschiffs für eine kleine Gruselgeschichte, als der Astronaut Aleran plötzlich komische Geräusche aus Kabine 8 vernimmt. Ist das Schiff in Gefahr oder wird er einfach nur verrückt?
5. Einen klassischen Detektivplot präsentiert André Geist: Ein Familienmitglied wird Vermisst, nachdem er mit einer außerirdischen Mari-Frau angebandelt hat. Malcolm Bennet soll ihn wiederfinden – Was er auch recht zügig schafft. Dabei kommt er jedoch einem Industrieskandal ungeahnten Ausmaßes auf die Spur... Zugegeben, von allen Kurzgeschichten dieser Anthologie würde ich mir hiervon am dringlichsten einen vollwertigen Roman wünschen
6. Eine Hochzeitsgesellschaft will die unsicheren Gewässer von Batanis Spiegel bereisen – Keine gute Idee, denn aquatanische Fisch-Aliens rauben die Braut und fordern ein immenses Lösegeld. Ob in der von Thomas Klaus geschriebenen Kurzgeschichte wohl mehr dahinter steckt als bloße Erpressung?
7. Abgeschlossen wird die Anthologie durch Kinderspiel von Christoph Weiß. Hier gerät ein braver Buchhalter zwischen die Fronten der MUTTER-Allherrschaft auf der einen und den Rebellen von AUDA JETZT! auf der anderen Seite. Ein spannender Politikthriller entfaltet sich hier auf wenigen Seiten – Für mich persönlich kam diese Geschichte am allernächsten daran, wie ich mir das „Ultima Ratio“-Setting (vor der Anthologie-Lektüre) vorgestellt habe. Hier drin steckt so viel Potential für mindestens einen vollwertigen Roman, eigentlich gleich für eine ganze Trilogie
Die sieben Kurzgeschichten sind, trotz ihrer unterschiedlichen Herangehensweise an das Thema und die natürlich verschiedenen Schreibstile der Autoren, durchweg kurzweilig. Kurz ist auch ein gutes Stichwort, denn sie sind allesamt auch recht kurz geraten – Mitunter zu kurz, da hätte ich mir noch drei(ßig), vielleicht gar vier(zig) Seiten mehr gewünscht. So bleiben halt alle Geschichten, gerade auch was die allermeisten der Protagonisten betrifft, kaum mehr als ein Kratzen an der Oberfläche. Aber das ist eigentlich auch schon der einzige echte Kritikpunkt, sodass ich diese Anthologie wirklich weiterempfehlen möchte. Gerade bei 6,95 € für ein gut lektoriertes, 80 Seiten starkes Taschenbüchlein kann man da echt nix falsch machen.
Fazit: Wäre ich ironisch, dann würde ich sagen dass der eigentlich größte Kritikpunkt an „Ultima Ratio: Fragmente der Zeit“ (Link) ist, dass diese gelungene Anthologie nicht schon zum Release der ersten Auflage des Grundregelwerks rauskam


