Dec 17: Das Schwarze Auge: Myranor: Der letzte Tyrann – Einmal König und zurück


Plötzlich und vollkommen unvorbereitet König eines ganzen Fantasyreiches – Nein, das ist keine so gute Idee, denn mit allerlei dummen Entscheidungen und einer egoistischen Herrschaft ist es bis zur umstürzenden Intrige nicht weit... Und so findet man sich dem Tode überlassen plötzlich im tiefsten Verlies der Hauptstand wieder. Aber der Geschmack der Macht ist süß, sodass man sich nun durch das 383 Abschnitte umfangreiche Solo-Spielbuch „Der letzte Tyrann“ zurück auf den Thron kämpfen muss. Dabei verkörpert man entweder den bäuerlichen Streuner Tychenes oder aber man nutzt seinen selbst erstellten, „normalen“ DSA-Charakter. Wobei letztere Option die schlechtere Wahl ist, da die Texte (beispielsweise Gedankengänge) allesamt auf Tychenes zugeschnitten sind – Der ist übrigens ein echter Lauch, was zwar die Identifizierung mit der Spielfigur erschwert, dank der ironisch distanzierten Texte des Autors Martin John aber für treffsicheren Humor genutzt wird. Jedenfalls muss man zu Beginn einfach nur heil aus dem Verlies freikommen, dann gilt es die Heldentaten des Herkules ähhhmm natürlich Herakulon nachzustellen (Labyrinthe durchstreifen, Sagengestalten töten etc. – Die griechische Sage wurde sozusagen einfach nach Myranor verlagert, was ich persönlich aber keinesfalls despektierlich meine, sondern ziemlich cool finde


Die Spielbuchmechanik ist recht unspektakulär, das kennt man schon aus vergleichbaren Produkten: Am Ende vieler Textabschnitte kann man sich für mehrere Handlungsoptionen oder Wegrichtungen entscheiden, je nach Wahl liest man dann in einem anderen Abschnitt weiter. Ab und an sammelt man Gegenstände und Geld, welche dann zusätzliche Wahlmöglichkeiten bringen oder aber die aus DSA bekannten W20-Proben vereinfachen. Was man (okay, zumindest ich


Aber wenn man dann wieder die wundervollen Texte von Martin John gelesen hat, gerade auch wenn er ein wenig Meta-Humor oder elfenbeintürmene Spitzfindigkeiten einstreut (die Spielabschnitte der Hydra-Kunstdebatte sind die besten Spielbuchtexte, die ich je gelesen habe

Fazit: Spielerisch mag „Das Schwarze Auge: Myranor: Der letzte Tyrann“ (Link) nur guter Durchschnitt sein, von der erzählerischen Qualität her ist es jedoch überaus gelungen. In meinem Leben habe ich bisher mehr als 30 Solo-Spielbücher gelesen, dieses hier gehört definitiv zu meinen persönlichen Top5

Posted by Philipp Lohmann
in Solo-Spielbuch