Mar 23: Das Lied von Eis und Feuer: Dragon's Hoard – Umfangreicher Lückenfüller



Kleiner Exkurs in G.R.R. Martins Roman-Welt: Als der irre König von Robert Baratheon vom Thron gestoßen wurde, war die königliche Schatzkammer noch prall gefüllt. Nun aber ist sie leer, geschrumpft durch den verschwenderischen Lebensstil des Usurpators. In der Kampagne „Dragon's Hoard“ geht man von einer anderen Prämisse aus: Bei der Machtübernahme hat ein findiger Schatzmeister all die Reichtümer still und heimlich an einem geheimen Ort eingelagert. Und wie es der Zufall so will: Ausgerechnet ein des Mordes angeklagter Jüngling namens Aeron Wasser, der früher mal auf der Burg der SpielerInnen (die im „Das Lied von Eis und Feuer“-Rollenspiel ja ein eigenes Adelsgeschlecht verkörpern) gewohnt hat, weiß zumindest im Ansatz wo sich dieser Schatz nun befindet. Leider ist es gar nicht so einfach, an Aeron heranzukommen, ist er doch ein „Gefangener“ der Nachtwache. Diese hat zwar gerade vor einem drohenden Sturm in der Burg der Spieler Unterschlupf gefunden, doch noch ehe man Aeron freikaufen oder -verhandeln kann, greift auch schon ein konkurrierendes Adelshaus an. Denn auch das Haus Kressen hat Interesse an dem sagenumwobenen Schatz und damit an Aeron Wasser. Und so beginnt die „Dragon's Hoard“-Kampagne da, wo sie bei anderen Rollenspiel-Kampagnen endet: Mit einer ebenso blutigen wie dramatischen Belagerungsschlacht


Diese Belagerungsschlacht (sowie die Einführung der Protagonisten, einer Rückblende in die Vergangenheit und der Suche nach Verrätern und Hintermännern) ist lediglich die Auftakt-Episode einer Schnitzeljagd durch ganz Westeros:
1. Die Belagerung findet in der ersten Episode statt, in der Aeron Wasser den SpielerInnen von dem wahren Verbleib des Goldschatzes erzählt. Das Problem dabei: Er ist Der Mauer verpflichtet.
2. Aeron weiß nicht, wo sich der Schatz genau befindet, aber er hatte mal ein verschlüsseltes Buch mit den nötigen Informationen. Da ihm dieses bei seiner Verhaftung abgenommen wurde, müssen die SpielerInnen es nun wiederbeschaffen und zugleich jemanden finden, der den Geheimcode entschlüsseln kann. Das Verlobungsturnier ist dabei ein idealer Vorwand, um sich in Süßwasser umzuschauen.
3. Die Suche geht weiter Jenseits der Meerenge, da sich ein ehemaliger Ritter des Schatzmeisters an den königlichen Reichtümern bediente und dann unter falschem Namen in Braavos niederließ. Aber er hat nicht nur Gold mitgehen lassen, sondern auch wichtiges Kartenmaterial. Erschwert wird die Suche dadurch, dass die Eiserne Bank auf die SpielerInnen aufmerksam wird.
4. Nach den langen Reisen durch Westeros geht es kurz vor dem Finale nochmal zurück in die heimatliche Grafschaft. Denn in Herd und Heimat stellen die SpielerInnen fest, dass die wichtigsten Spuren direkt vor ihren Füßen lagen.
5. Der Drachenhort ist endlich gefunden! Je nachdem, wie klug sich die SpielerInnen zuvor angestellt haben, müssen sie sich entweder alleine oder mit zahlreichen Konkurrenten durch einen tödlichen Dungeon kämpfen.

Diese fünf Episoden sind für sich einzelne Abenteuer, die man je nach Spielfreude der Gruppe an jeweils einem Abend durchhetzen kann (bei einem auf regellastige Intrigen fokussierten Rollenspiel wie „Das Lied von Eis und Feuer“ würde ich aber eher die dreifache Zeit einplanen




Der „Mantikore Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) hat mit „Dragon's Hoard“ gewohnt gute Arbeit abgeliefert: Gute Übersetzung, gutes Lektorat, gute Texte (auch wenn manche Sätze noch umständlicher sind als meine hier im Blog

Fazit: „Das Lied von Eis und Feuer: Dragon's Hoard“ (Link) bietet eine qualitativ und quantitativ beeindruckende Abenteuer-Kampagne für kampffreudige SpielerInnen, welche ihre Zeit aber auch gern mit Intrigen und Gesprächen verbringen. Der perfekte Lückenfüller bis zur finalen TV-Staffel oder dem (glaubt da eigentlich noch wirklich jemand dran?


Posted by Philipp Lohmann
in Rollenspiel