Apr 12: Nach der Apokalypse – Gedruckter B-Movie mit post-apokalyptischen X-Men


Vorneweg: Im Gegensatz zu B-Movies ist an „Nach der Apokalypse“ absolut nichts billig produziert: Die farbenfrohen Zeichnungen sehen, wenn die Figuren auch nicht selten an asiatische Porzellanpuppen erinnern, wirklich hochwertig aus und auch der „Splitter Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat) hat wie immer seine ganze Produktions- und Druckkompetenz in die Waagschale geworfen – Für den Preis von 18,80 €, den man auch für manche B-Movie-BluRay zahlt, bekommt man hier mit einem 88 seitigen Hardcover immerhin einen angemessenen Gegenwert


Vor 96 Jahren fand die Apokalypse statt. Auf dem Niveau von Neandertalern leben Giala und ihr Stamm nun in den erstaunlich gut erhaltenen Ruinen einer unbekannten Metropole. Ein einfaches Leben, was sich durch eine klassische Rollenverteilung und den Mangel an Stoff auszeichnet – Offensichtlich haben die Frauen in dieser Post-Apokalypse ausschließlich in Läden für Bademode und Dessous geplündert


Die Hälfte des Buches ist rum, der Hexer hat nun endlich die Kopfhörer, und jetzt geht es eigentlich erst richtig los mit der Geschichte um einen alten Bruderzwist und die Rückgängigmachung der Apokalypse. Tatsächlich könnte es hier wirklich interessant werden, doch ist der verbliebene Platz im Comic einfach zu gering, um noch eine vernünftige Geschichte zu erzählen und die vormals aufgeworfenen Handlungsstränge abzuhandeln... Der zentrale Konflikt wird auf billigste Art und Weise auf einer läppischen Seite aufgelöst (Spoiler: „Meine Oma sagt, wir sollen uns lieb haben.“ „Hey, ich kannte deine Oma! Okay, dann werd ich die Apokalypse doch nicht rückgängig machen!“) und warum die Prota- und Antagonisten eigentlich tun, was sie da tun, bleibt dank unglaublich flacher Charakterzeichnung zumeist viel zu wage. Zudem stellen sich mitdenkende LeserInnen sicherlich rasch die Frage, ob der Autor Laurent Queyssi bei der Erschaffung dieser post-apokalyptischen Welt überhaupt irgendeinen Gedanken an ein konsistentes, nachvollziehbares Worldbuilding verschwendet hat


Das klingt jetzt alles ganz schön negativ, also versuche ich mein Fazit ein wenig differenzierter zu gestalten: „Nach der Apokalypse“ (Link) kann durchaus Spaß machen, wenn man seinen Kopf ausschaltet und sich lediglich an den schön gezeichneten, farbenfrohen Schauwerten (Gewalt & Frauen) ergötzt. Denn so, wie auch B-Movies berechtigterweise ihre Anhänger haben, wird auch dieser post-apokalypstische Mutanten-Comic zweifelsohne seine Fans finden.