Dec 5: Ein ruhiges Jahr – Erzählrollenspiel oder Laberbrettspiel?


Ein Malerei-Erzählspiel, was soll denn das sein??? Ganz einfach gesagt: Ein Erzählspiel, bei dem man ziemlich viel malt


Aber wie funktioniert das Spiel nun genau? Nach der Zusammentragung des Spielmaterials (Stift & Papier, Ärgersteine/Marker, sechs W6 und einen Satz französischer Spielkarten) trennt man den Kartenstapel nach seinen vier Farben. Diese symbolisieren dann die vier Jahreszeiten. Und schon geht es los mit der Malerei: Die SpielerInnen sprechen über die Gegend, in der das Spiel stattfinden soll, und malen die Entscheidungen auf das als Landkarte fungierende, anfangs noch leere Blatt Papier (z.B. „Unsere Überlebenden leben in einem Wald“ → Bäume einzeichnen). Dann werden die wichtigen Ressourcen der Überlebenden festgelegt und man einigt sich, welche davon im Überfluss auftreten und an welchen es mangelt (z.B. „Wasser im Überfluss, fehlende Sicherheit vor Räuberbanden als Mangel“ → Man zeichnet einen See oder einen Fluss ein sowie böse guckende Strichmännchen, zudem notiert man dies auf einer Karteikarte). Die Zeichnungen müssen auch keine Meisterwerke sein, man soll halt nur erkennen, worum es geht

Und dann beginnt das eigentliche Spiel: Abwechselnd zieht man eine Spielkarte vom Stapel, was sozusagen die Herausforderung der Woche darstellt. Wer dies getan hat, darf nun eine der beiden Optionen (manche rein narrativ, etwa „Was für ein gutes Omen seht ihr?“, mache spielrelevant, etwa „Ein Projekt wird sofort abgeschlossen“) auswählen, welche diese Karte symbolisiert. Außerdem darf man dann eine Aktion durchführen: Entweder etwas Neues entdecken (was man dann wieder auf der Landkarte einzeichnet), ein neues Projekt beginnen (wobei die Gruppe die erwartete Dauer von bis zu sechs Wochen festlegt, der Projektfortschritt wird dabei durch die W6 dargestellt) oder eine Diskussion zu einem konkreten Thema abhalten (wobei jeder nur einmal etwas sagen darf, also mehr ein Benennen des Standpunktes und weniger eine echte Diskussion). Nun kann es durchaus mal zu unterschiedlichen Meinungen kommen, etwa welches Projekt begonnen/abgebrochen werden soll oder welche narrative Entwicklung der Wiederaufbau der Zivilisation einschlägt. Das böte Stoff für elendig lange Diskussionen, doch stattdessen wird der sprachliche Austausch arg begrenzt und letztendlich entscheidet immer der/die in dieser Woche Aktive. Andere Meinungen werden stattdessen durch die Sammlung von Ärgersteinen/Markern ausgedrückt, welche einerseits das gesellschaftliche Klima darstellen (wenn sich die Entscheidungen wieder in die gewünschte Richtung bewegen, kann man die Ärgersteine als Zeichen des Guten Willens wieder abgeben) und welche andererseits dafür ausgegeben werden können, um selbstsüchtige/kontraproduktive Aktionen zu rechtfertigen.

Und damit kommen wir auch schon zum Fazit und der Frage: Macht das denn jetzt überhaupt Spaß? Mir persönlich schon, ich finde dieses kleine, 72 Seiten umfassende Spielchen ungemein unterhaltsam und ziemlich innovativ

Posted by Philipp Lohmann
in Rollenspiel