Dec 11: Quill – Arg spezielles Solo-Rollenspiel für Briefeschreiber



Um das Spielprinzip in nur einem Satz zusammenzufassen: In „Quill“ schreibt man Briefe und erwürfelt mittels W6-Probe, ob man diese auch gut gemacht hat. Das klingt gar nicht so schwer, oder? Ist es auch nicht! Aber trotzdem schreibt man nicht einfach wild drauf los, stattdessen muss man seine Kreativität ein wenig an das Regelgerüst anpassen. Und das beginnt erst einmal, immerhin sind wir hier immer noch bei einem Rollenspiel, mit der Wahl eines Spielercharakters. Dieser definiert sich über seine drei Attribute (Schreibkunst, Sprache & Herz, jeweils 1 – 3 W6), über seine einmal je Szenario einen Bonuswürfel bringende Spezialfertigkeit (Inspiration, Buchmalerei & Hingabe) und seinen Beruf (im Grundspiel, angepasst an die mittelalterliche Fantasy-Welt Quillia, z.B. Ritter, Dichter & Höflinge; in der lovecraftschen Kampagnenerweiterung dagegen typische „Mythos-Berufe“ wie etwa Linguist & Historiker).

Und dann geht es auch schon los: Man wählt ein Szenario, welches vorgibt, an wen man schreibt und warum. Außerdem bestimmt es die jeweiligen Schreibregeln (sozusagen Sonderregeln) und den Inhalt des Tintenfasses - Das sind besondere Worte, die in dem Brief vorkommen müssen. Diese werden unterschieden in einfach und gehoben. Nur letztere bringen Punkte, dafür darf man sie nur verwenden, wenn man eine Sprach-Probe schafft. Und genau auf diese Punkte kommt es letztendlich an, entscheiden sie doch darüber, wie der Brief von den jeweiligen EmpfängerInnen aufgenommen wird. Dabei erhält man einen Punkt je gehobenem Wort, einen Punkt je pro Absatz bestandenem Schreibkunsttest und sogar zwei Punkte je verschnörkeltem gehobenen Wort (die gibt es für Adjektive, die eine Herz-Probe bestanden haben). Ein Brief besteht immer aus fünf Absätzen, welche jeweils ein Wort aus dem Tintenfass enthalten müssen. Der Probenmechanismus bleibt dabei immer gleich: Eine gewürfelte 5 oder 6 ist ein Erfolg.

Im Prinzip besteht „Quill“ also nur daraus, abwechselnd zu Würfeln und zu Schreiben. Kann so etwas Spaß machen? Prinzipiell ja, aber zumindest für mich persönlich kam es vor allem auf das gespielte Szenario an. Denn ich will gar nicht verhehlen, dass ein mittelalterliches Kondolenzschreiben für mich jetzt nicht ganz so spannend ist wie ein verzweifelter Okkultismusbericht

Fazit: Ich will es gar nicht beschönigen: „Quill“ (Link) ist arg speziell. Man braucht schon eine gewisse Begeisterungsfähigkeit, um einen Brief an eine imaginäre Personen zu schreiben und dann auszuwürfeln, ob einem das auch gut gelungen ist. Wenn man diese Begeisterungsfähigkeit aber hat, dann wird man dieses Indie-Meisterwerk abgöttisch lieben

Posted by Philipp Lohmann
in Solo-Spielbuch