May 16: Auguria #1 Ecce Signum – Klassischer Frontalunterricht für Geschichtsfans

Wie in der Einleitung schon geschrieben, war 69 n. Chr. eines der dramatischten Jahre des Römischen Reiches. Denn nach Neros Tod erhoben, neben dem rechtmäßigen Nachfolger Galba, noch drei weitere Anführer den Anspruch auf den Thron. Einer dieser Anwärter ist der Feldherr Vespasian, der gerade den jüdischen Krieg gewinnt und von seinen Legionen bereits als Kaiser ausgerufen wurde. Damit das nun auch der Rest des Reiches tut, sendet er den in Ungnade gefallenen Kommandanten Claudius Batus nach Germanien. Dort soll er den Befehlshaber Julius Civilis dazu überreden, einen Aufstand unter den germanischen Rheintruppen zu initiieren, um in Rom Panik auszulösen. Sein Ansinnen hat zunächst Erfolg, denn der Bataveraufstand erfasst ganz Germanien und der Kaiser Galba fällt einem Attentat zum Opfer. Doch dann werden gleich zwei neue Konkurrenz-Kaiser ausgerufen...

Also ganz schön dramatische Ereignisse, aus denen man einen spannenden Comic mit epischen Schlachten und heimtückischen Intrigen kreieren könnte. Aber leider versagt Peter Nuyten dabei auf ganzer Linie

Hier wird einfach sehr viel Potential verschenkt, was mich sehr traurig macht. Denn, ebenfalls im „Splitter Verlag“ (welche mir in mutiger Weise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte), erschien mit dem geschichtlich gesehen überraschend ähnlichen „Katanga“ (ebenfalls eine reiche Nation, die in vier Teilreiche zerfällt, und ebenfalls viele historische Persönlichkeiten, die ihr eigenes Intrigensüppchen kochen) ein Historiencomic, der fast schon prototypisch aufzeigt, wie man es richtig macht. Wo man in der Comic-Reihe um die Kongo-Krise mitfiebert und die Daumen drückt, hat man in „Auguria #1 Ecce Signum“ eher das Gefühl, als wäre man bei ganz klassischem Frontalunterricht eines kurz vor der Rente stehenden Latein- & Geschichtslehrers. Schade, wirklich schade, wo die Zeichnungen doch eigentlich gefällig sind (wenn auch alle Figuren irgendwie gleich aussehen und manche Perspektive etwas seltsam anmutet) und der Bonusteil interessante Hintergrundinformationen zum Bataveraufstand liefert. Kurz: Für 18,80 € bekommt man keinen spannenden Comic, sondern vielmehr ein 80seitigiges, illustriertes Geschichtsbuch.

Fazit: „Auguria #1 Ecce Signum“ (Link) hätte das Potential für einen richtig epischen Historiencomic im franko-belgischen Stil gehabt. Leider beschränkt sich Peter Nuyten jedoch auf die spannungsarme Aneinanderreihung geschichtlicher Ereignisse. Ich weiß, für solche Comics gibt es eine Zielgruppe, aber ich gehöre leider nicht dazu

Posted by Philipp Lohmann
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