Jun 16: Verdorbene Asche – Okkulter Gruselmord zum Osterfest


Wie schon seine bisherigen Bücher (u.a. auch der Regionalkrimi „Schleier aus Schnee“ (Link)) spielt nun auch „Verdorbene Asche“ in Michalskis Heimat: In der tiefsten Eifel, wo es kaum Handynetz und GPS gibt (was im Handlungsverlauf sogar relevant wird), liegt das verschlafene Dörfchen Eschenfeld. In jedem Jahr gibt es dort, in Gedenken an eine lang vergangene Hexenverbrennung und den ketzerischen Einfluss der Wiedertäufer, einen folkloristischen Osterritus: Nach einer Prozession durchs Dorf und nächtelanger Glutwache werden am Ostersonntag riesige Holzräder entzündet und den Berg heruntergerollt. Über diese Tradition will die junge Podcasterin Anna eigentlich nur eine kleine Heimatreportage machen, doch dann bekommt sie eine unerwartete Gelegenheit für einen echten Knüller: In der Karfreitagsnacht ist das Pfarrhaus abgebrannt; und mit ihm auch der Priester. Ein Unfall? Wohl kaum, ist die Leiche doch noch gut genug erhalten, um eindeutig einen Kehlenschnitt zu erkennen! Aber wer würde in solch einer beschaulichen Gegend einen harmlosen Priester ermorden? Waren es vielleicht die halbstarken Neonazis, die sich gegen den linken Bürgermeister Anton zusammengerottet haben? Dieser sieht sich nun einer Doppelbelastung ausgesetzt: Einerseits muss er versuchen, die Dorfgemeinschaft zusammenzuhalten, andererseits will er auf eigene Faust ermitteln… Verkompliziert wird das Ganze, als bereits kurz nach dem tödlichen Brand ein mysteriöser Abgesandter des Vatikans aufkreuzt. Weiß er Dinge, die Anna und Anton nicht wissen?
„Verdorbene Asche“ erfindet das Rad nicht neu, stattdessen folgt der Roman etablierten Erzählmustern: Ein seltsamer Vorfall, die ProtagonistInnen schließen sich zusammen, im Verlauf der Ermittlungen kommen sie einer unglaublichen Geschichte auf die Spur, ganz viel bedrohliche Atmosphäre, am Ende gibt es ein dramatisches Finale – Ja, das ist nicht mega innovativ, aber das muss es auch nicht! Denn Thomas Michalski hat damals schon in „Das Dorfgeheimnis“ bewiesen, dass man auch mit einem klassischen Handlungsaufbau eine ganz hervorragende Geschichte schreiben kann. Zumindest, wenn man Talent hat. Und das hat er


Was mir bei „Verdorbene Asche“ besonders aufgefallen ist: Der Autor schreibt unglaublich konstant. Um hier mal einen kleinen Exkurs zu machen: Die Zahlenwertung am Ende meiner Buchrezensionen (die ich persönlich eher unnütz finde, aber AutorInnen stehen da voll drauf

Fazit: Ich bin zwar immer noch kein Fan gruseliger Phantastik, doch Thomas Michalskis Horror-Roman „Verdorbene Asche“ (Link) hat mich erneut wirklich gut unterhalten. Man merkt hier einfach seine jahrelange Schreiberfahrung

Posted by Philipp Lohmann
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