Jul 16: Die Neptune #1-4 – Fühlt sich so alt an, dass Jules Verne stolz wäre...

Die vierteilige Reihe besteht aus zwei Zyklen, welche jeweils zwei Bände umfassen. Sie thematisieren die Abenteuer der Besatzung des U-Boot-Prototyps „Neptune“, welche bei einer fehlgeschlagenen Expedition den halben Erdball umrundet...

1. Der Erfinder William Lage ist Besessen von einem Traum (Link). Er will sein revolutionäres U-Boot „Neptune“ an die Regierung verkaufen, doch die setzt ihn immer wieder unsanft vor die Tür. Notgedrungen verkauft er den Prototyp daher an den reichen Abenteurer Stundent, jedoch nur unter der Bedingung, dass er selbst an einer geplanten Unterwasserexpedition teilnehmen darf... Zeitgleich planen finanzkräftige Industrielle eine gezinkte Regatta, um sich am Verkauf neuer Schiffstypen zu bereichern.

2. Nachdem die „Neptune“ nur mit knapper Not einem Piratenangriff entgangen ist, befindet sich die im wahrsten Sinne des Wortes untergetauchte Besatzung in einer kniffligen Lage: Das U-Boot ist zu stark beschädigt, um wieder aufzutauchen, und langsam werden die Vorräte knapp. Also dringt man weiter in Verborgene Welten (Link) vor, um sich gleich mal von kannibalischen Amazonen gefangen nehmen zu lassen. Und die haben großen Hunger...

3. Irgendwann wird die „Neptune“ dann doch an die Oberfläche zurückgespült. Dummerweise genau in die Arme des mexikanischen Militärs, welches den amerikanischen Feind mit ein paar Kanonenkugeln begrüßt. Dabei wird das U-Boot so schwer beschädigt, dass es in einem verschlafen Hafenstädtchen repariert werden muss. Doch wie es das Klischee so will, leben dort nur korrupte Halunken... Als wäre das nicht schon genug Ärger, muss sich die Besatzung in dritten Band Iceberg (Link) auch noch mit einem blutrünstigen Walfänger und geflohenen US-Schwerverbrechern rumschlagen.

4. Mittlerweile sind die „Neptune“ und ihre Besatzung in die Fänge eines verrückten Erfinders geraten, der im antarktischen Eis an elektrischer Hochtechnologie forscht. Mittels einem Piratenluftschiff sichert er sich dafür den Lebensunterhalt – Doch damit weckt er das Interesse der US Navy, die ein Kriegsschiff zur Nachforschung entsendet. Es kommt zu einem dramatischen Showdown im Südpazifik (Link), bei dem William und seine Männer zwischen die Fronten geraten...
„Die Neptune“ fühlt sich alt an. Richtig alt! Aber eben auch nostalgisch alt! Hier erleben heldenhafte Männer – und zwar nur Männer, denn die einzige weibliche Nebenfigur bleibt nach einem kurzen Quickie brav daheim – noch richtige Abenteuer, welche in sehr klassisch wirkenden, ja teils fast schon altbackenen Zeichnungen präsentiert werden. Wer meine anderen (Comic-)Rezensionen kennt, der weiß, dass ich bei solchen Stichworten eher kritisch bin. Aber, und das ist eine positive Überraschung, diese vierteilige Reihe macht wirklich Spaß! Und ich kann gar nicht so recht fassen, woran das eigentlich liegt: Denn eigentlich wiederholen sich die Geschichten immer wieder (U-Boot geht kaputt, dann bekommt die Besatzung tödliche Probleme mit der lokalen Bevölkerung – Es wird nur der Handlungsort ausgetauscht), der B-Plot über die gezinkte Regatta verläuft im Sande und die Prota- und Antagonisten sind durchweg platte Statisten, die jeweils über so ziemlich genau eine einzige Charaktereigenschaft verfügen. Und dann ist da noch ein katastrophales Ende (welche vier Jahre später geschrieben/gezeichnet wurden, offensichtlich als der Autor & Zeichner Jean-Yves Delitte merkte, dass er keinen Bock mehr auf die Reihe hat?), das nach dem eigentlich gelungenen Zyklus-Finale noch einmal vier Seiten dranpappt, um die Reihe zu Beerdigen... Und trotz dieser objektiven Kritikpunkte macht „Die Neptune“ subjektiv einfach richtig Bock



Fazit: Die vierteilige Comic-Reihe „Die Neptune“ (Link) bietet ganz und gar klassische Abenteuergeschichten, auf die Jules Verne stolz wäre!
Posted by Philipp Lohmann
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