Feb 4: Schattengalaxis: Fragmente – Fünfmal Verrat, fünfmal Abwechslung


Fünf Kurzgeschichten umfasst die insgesamt 120 Seiten schmale Anthologie, welche man sowohl als gedrucktes BoD-Taschenbuch als auch als eBook (so auch mein Rezensionsexemplar) für schmales Geld erstehen kann. Aber lohnt sich der Kauf überhaupt?
- Der erste Beitrag stammt von Jörg Köster und trägt den Titel „Das Tor“. Hier geht eine Planetenexpedition schief, noch dazu gibt es Verrat und Sabotage auf dem Erkundungssschiff. Tatsächlich kam mir die Grundprämisse beziehungsweise besonders der End-Twist schon aus anderen SciFi-Geschichten bekannt vor – Aber ganz ehrlich, das war mehr so ein wohliges Gefühl des Heimkommens, gerade auch, weil Jörg einen angenehmen Schreibstil hat. Ein guter Start!
- Der „Schattengalaxis“-Erfinder Daniel Isberner schrieb „Level 5“. Hier geht es um zwei diebische Freundinnen, die halt diebische Dinge tun und dabei ins Visier des Geheimdienstes (eben dem titelgebenden „Level 5“, der in einigen Geschichten mehr oder minder prominent auftritt) geraten. Diese Kurzgeschichte wirkt so ein wenig wie der Prolog einer „Shadowrun“-Runde, nur halt in der Fantasy-freien SciFi-Variante. War auch gut
- Francis Bergen schrieb über „Die Saboteurin“, welche von einem anonymen Auftraggeber eine Infiltrations-/Hacking-Mission bekommt. Selbst auf der Flucht, leistet sich die Protagonistin dabei einige Flüchtigkeitsfehler – Zum Glück, denn sonst hätte sie niemals ihre moralischen Grenzen entdeckt. Eine klar strukturierte Heist-Story ohne Schnörkel, die auf das Szenario bezogen vielleicht etwas generisch wirkt (zumindest für jemanden wie mich, der die „Schattengalaxis“-Saga nicht kennt), aber gut unterhält.
- Dann folgt mein persönliches Highlight: „Nur riesige Würmer, die Bäume fressen...“ von Peter Hohmann ist klassische Military SciFi, in der ein martialischer Erkundungstrupp nach intelligentem Leben sucht. Leider ist ihre Mission aber nicht von Erfolg gekrönt, denn sie finden nur die titelgebenden riesigen Würmer, die Bäume fressenAchja, und dahingemetzelte Außerirdische. Denn irgendwer zerstört alle Dörfer, immer kurz bevor der Erkundungstrupp den Erstkontakt herstellen kann...
- Zuletzt liefert Gloria H. Manderfeld mit „Die reichen Toten“ eine weitere Heist-/Infiltrationsgeschichte, in der ein chemisch aufgepumpter Attentäter einen Doppelmord begeht. Dabei verläuft die eigentliche Mission absolut reibungslos, doch in ihm selbst setzt ein Reflektionsprozess ein... Sind wir ehrlich, diese Geschichte ist so typisch Gloria – Wer hat denn ernsthaft gedacht, dass sie hier einfach nur straight eine Heist-Story niederschreibt? Dabei ist die eigentliche Geschichte gar nicht mal im klassischen Sinne spannend, aber dadurch, dass auf einen plakativen Endtwist verzichtet wird und sich der Reflektionsprozess über die gesamte Kurzgeschichte erstreckt, sticht „Die reichen Toten“ stilistisch merklich hervor.
Ich denke, man hat in meinen Kurzbeschreibungen bereits heraushören können, dass ich von „Schattengalaxie: Fragmente“ durchaus angetan bin

Fazit: Auch ohne Vorkenntnisse der „Schattengalaxis“ kann man die Anthologie „Fragmente“ (Link) in vollen Zügen genießen. Fünf wirklich gute SciFi-Geschichten um Verrat aller Art, da gebe ich gerne 86 % beziehungsweise 4,3 / 5 Sterne eines großen Onlinehändlers, der mindestens so böse ist wie „Level 5“

Posted by Philipp Lohmann
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