Mar 24: Black Hammer '45 – Wäre es kein SpinOff, wäre es ein guter Comic


April 1945: Die Black Hammer-Schwadron, eine Elite-Fliegerstaffel der Air Force, welche ausschließlich aus PoC-Piloten besteht, bekommt einen letzten Auftrag: Eine superschlaue Wissenschaftlerfamilie muss aus einem supergeheimen Nazi-Gefangenenlager in der Nähe von Wien befreit werden. Doch die Zeit drängt, denn die mit turmhohen Kampfrobotern ausgestatteten Sowjets haben sich ebenfalls auf den Weg gemacht, während die Nazi-Schergen bereits die Exekution vorbereiten... Viele Jahrzehnte später treffen sich die verbliebenen Mitglieder der Fliegerstaffel zum Gedenken, denn ein Mitglied hat diesen letzten Auftrag nicht überlebt – Wer das war und welcher der zahlreichen Nazi-Superkrieger ihn auf dem Gewissen hat, erzählt dieser 120 Seiten starke Sammelband. Tja, und das war es dann auch schon...
Normalerweise schreibe ich bei den „Black Hammer“-Werken immer wieder, wie unglaublich kreativ Jeff Lemire an die Geschichten herangeht. Doppelte Böden, ambivalente Figuren und eine enge Verzahnung mit dem Meta-Plot sind sein Markenzeichen, gerade wenn die Geschichten in einer anderen Zeitebene spielen... Aber all das fehlt in „Black Hammer '45“!!! Die Rettungsmission verläuft absolut geradlinig, hier geht es wirklich nur um den Wettlauf gegen die Zeit beziehungsweise gegen Nazis und Sowjets. Die Figuren und auch die Gegner sind auf ihre wesentlichen Funktionen reduziert und eine Verzahnung mit dem Meta-Plot ist quasi nicht vorhanden (kurz springt beziehungsweise fährt mal Abraham Slam durchs Bild, dazu böse Superhelden und riesengroße Pulp-Kampfmaschinen) – Selten konnte man einen SpinOff-Sammelband so problemlos für sich alleinstehend lesen, aber selten kam dadurch eben auch so wenig „Black Hammer“-Feeling auf... Tatsächlich wirkt dieser Comic so, als hätte Jeff Lemire den überraschend ähnlichen „Die Eisendivisionen #3 Operation Rebalance“ (Link) gelesen und sich dann gedacht „Hey, die Geschichte erzähle ich einfach mal nach und baue ein paar „Black Hammer“-Querverbindungen rein...“


Immerhin, treu geblieben ist sich die Reihe bei der Wahl des Zeichenstils, denn der ist wieder ziemlich speziell

Fazit: Noch einmal: „Black Hammer '45“ (Link) ist trotz all meiner Kritik keinesfalls ein schlechter Comic. Ganz im Gegenteil, ohne das „Black Hammel“-Label und mit einem anderen Zeichenstil hätte ich hier sofort eine Empfehlung ausgesprochen! Aber so muss sich dieses Weltkriegs-Pulp-SpinOff halt mit den anderen „Black Hammer“-Meisterwerken von Jeff Lemire messen und da ist es leider doch das bisher zweitschwächste Werk in diesem großartigen Comic-Universum.
Posted by Philipp Lohmann
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