Apr 6: Kurztest: Birds of Prey: Huntress



Bei einer Comic-Veröffentlichung parallel zu einem Filmstart bietet sich ja normalerweise eine klassische Origin-Story an, in welcher die LeserInnen die Kinofigur besser kennenlernen können. „Birds of Prey: Huntress“ erzählt stattdessen aber eine in sich abgeschlossene, von den Ereignissen des Films (oder auch von der Stadt Gotham oder auch nur dem Kontinent Amerika) losgelöste Geschichte rund um kriminelle Menschenhändler vor dem Hintergrund des arabischen Frühlings: Helena Bertinelli, die als gnadenlose Selbstjustizlerin Huntress die Unterwelt mit ihrer Armbrust aufmischt, verfolgt eine Waffenschieber-Spur bis ins südliche Italien. Dort entdeckt sie, dass sich eine unheilige Dreifaltigkeit aus korrupter Polizei, einem skrupellosen Nahost-Diktatorenfamilie und natürlich der Mafia mit Frauenhandel und Zwangsprostitution ein nettes Sümmchen dazu verdient. Das kann sie natürlich nicht so lassen, deswegen metzelt sie sich durch ein kleines italienisches Touristenstädtchen, um nicht nur die Menschenhändler, sondern gleich auch noch die Hintermänner auszuschalten...
Es ist echt mal wieder sehr angenehm, nicht gleich den nächsten Weltrettungsplot vorgesetzt zu bekommen. Nein, stattdessen erzählt „Birds of Prey: Huntress“ eine total geerdete Geschichte – Würde Helena nicht in ihrem lila Latexdress rumrennen, sondern in der schwarzen Leder-Variante aus der Verfilmung, würde man sich hier eher an einen bodenständigen Selbstjustiz-Actionreißer wie „96 Hours“ oder gar „Stirb Langsam“ erinnern. Und nochmal, das meine ich aufrichtig als Lob


Unabhängig davon kann man diesem Sammelband, der sechs US-Hefte umfasst, aber gut und schnell weglesen. Die Geschichte von Paul Levitz hat ihren Reiz und wurde von Marcus To durchaus ordentlich in Szene gesetzt: Die Protagonistin und auch das italienische Städtchen sehen wirklich gut aus, bei den anderen Szenen und Figuren (gerade, wenn sie nicht im Fokus stehen) lässt er den Detailgrad etwas schleifen. Insgesamt ordentlicher Standard, den man so bei vielen DC-Comics sieht, die in einer hohen Frequenz veröffentlicht werden... Die Druckqualität vom „Panini Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) ist gewohnt gut, sodass man den Preis von 16,99 € für das 140 Seiten starke Softcover durchaus zahlen kann, wenn man auf dieses Superhelden-Untergenre steht.

Fazit: Eine bodenständige Selbstjustiz-Superhelden-Geschichte, die wirklich unterhaltsam ist

Posted by Philipp Lohmann
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