OSR ist einfach nicht totzukriegen – Nicht ohne Grund gibt es so viele Trashtalk-Episoden (z.B. über "Dungeonslayers" (Link), „Cairn“ (Link) & „OSE“ (Link)) dazu, das bringt Klicks ;-) Jedenfalls war in der letztgenannte Episode der Autor Markus Schauta dabei, welcher die Rollenspiel-Welt als „Gazer Press“-Chef mit den beiden grandiosen OSR-Abenteuern „Der Heilige von Bruckstadt“ (Link) und „Baphomets Sohn“ (Link) beglückte. Sein dritter Streich trägt den kurzen, aber prägnanten Titel „Wintertod“. Und es heißt doch immer, dass aller guten Dinge drei seien? Mit „Wintertod“ frönt Markus erneut seinem Faible für die deutsche Provinz im 30-jährigen Krieg. Diesmal gibt es jedoch zwei eklatante Unterschiede: Man muss nicht mehr hinein in den Dungeon, sondern hinaus. Und der Dungeon ist auch eigentlich nur ein unscheinbarer Weinkeller eines noch unscheinbareren Wirtshauses... Aber von vorn: Im Winter 1634 warten die bis zu vier Spielercharaktere der Stufen 1 - 3 in einem Keller auf den Tod. Denn die kaiserliche Armee hat sie einkassiert und will sie am nächsten Morgen aufknüpfen. Eine Flucht aus dem maroden Kellergewölbe des Wirtshauses, in welchem die Kaiserlichen ihr Lager aufgeschlagen haben, wäre zwar zweifelsohne möglich. Aber draußen ist es dunkle Nacht, im tiefsten Winter, mit umherstreifenden Wölfen – Keine idealen Fluchtchancen, oder? Und genau darum geht es in diesem Kurzabenteuer, welches man je nach Spielweise in maximal vier, eher aber zwei Stunden abgeschlossen haben dürfte: Flucht! Eine ganze Nacht hat man Zeit, denn am nächsten Morgen wartet der Strick... Zum Glück ist die Lage nicht ganz aussichtslos, denn während die Spielenden noch herumrätseln, wie sie aus ihrem düsteren Gefängnis entkommen, dreht sich bei den NSCs alles um eine Kreuzreliquie, welche das Interesse verschiedenster Fraktionen geweckt hat. Und um an diese zu kommen, schreckt man auch nicht davor zurück, den SC bei ihrer Flucht ein wenig unter die Arme zu greifen ;-) Und hab ich eigentlich schon erzählt, dass es auch noch so etwas wie einen Werwolf gibt? Und einen waschechten Teufelsanbeter? Auf den ersten Blick könnten bei „Wintertod“ leichte Zweifel aufkommen: 52 Seiten DIN-A5 wirken eher schmal, vor allem aber sind gerade mal 25 Räume nicht viel. Aber dann liest man sich ein und staunt: Markus befüllt diese 25 Räume mit richtig viel Geschichte und (dafür, dass sie jeweils nur ganz kurz vorgestellt werden) überraschend lebendigen Nichtspieler-Charakteren. Dieser kleine Gasthof ist eine eigene Welt, mit kleinen und großen Geschichten, die sich allesamt harmonisch in das Szenario einfügen. Und so gibt es, auch dank der zahlreichen Zufallstabellen, für entdeckungsfreudige Spielgruppen tatsächlich einen gewissen Wiederspielwert. Also klar, der Abenteuer-Verlauf ist immer gleich (Flucht aus dem Keller, dann möglichst weit weg vom Gasthaus), aber bei einem zweiten Durchgang wird man weitere Geheimnisse lüften und vielleicht sogar eine andere Fluchtmöglichkeit finden. Und dafür bekommt der Autor meinen großen Respekt, denn er holt aus einem so kompakten Szenario echt viel raus! Wie von „Gazer Press“ bekannt (die mir übrigens ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten sowie eine exklusive Testrunde mit dem Autor ermöglichten), ist das Hardcover-Büchlein auch wieder eher minimalistisch, aber stylisch designt. Die Zeichnungen sind mein persönliches Highlight, welche mit ihrer aus „Baphomets Sohn“ bekannten Farbklecks-Optik einen wunderschönen Kontrast bieten zu den sehr aufgeräumten, übersichtlichen Textpassagen. Diese fassen wieder alle nötigen Informationen gut zusammen, sodass man mit recht wenig Vorbereitungszeit auch als Spielleitungsneuling gut durchkommen dürfte. Hilfreich ist dabei zweifelsohne, dass man sein bevorzugtes OSR-System zum Leiten nehmen kann, anstatt sich erst in „Sword & Wizardry“ einarbeiten zu müssen. Denn wie wir ja aus dem Podcast wissen, sind diese ganzen OSR-Systeme ja doch alle gleic... ähm kompitabel :-P Fazit: Ich würde lügen, wenn ich nicht zugäbe, dass ich im ersten Moment am Preis-Leistungs-Verhältnis von „Wintertod“ (Link) gezweifelt habe. 21 € für 25 Räume auf 52 Seiten? Hat man sich aber erst einmal eingelesen, versteht man rasch, wie gut der Autor Markus Schauta diesen sehr kompakten Schauplatz für ein sehr spannendes Flucht-Abenteuer nutzt. Meinen Respekt an den Autor, meine Kaufempfehlung an die OSR-Fans!