Rollenspiele mit all ihren spielerischen Möglichkeiten und erzählerischem Drumherum sind eine feine Sache, aber manchmal will man auch einfach ein paar Monstern aufs Maul hauen und dafür ein paar Schätze einkassieren – Nicht ohne Grund erfreuen sich Dungeon Crawler mit mehr oder minder leichten Rollenspiel-Elementen (beispielsweise „Warhammer Quest“, „Gloomhaven“ und das legendäre „HeroQuest“) einer ungebrochenen Beliebtheit. Mit „Dungeons of Doria“ ist nun ein weiterer Beweis für diese Genre-Popularität erschienen, konnte das Kickstarter-Projekt doch über tausend Crowdfunding-Fans begeistern und aus dem Stand den 3. Platz des PEN&P (Link) erringen. Na schauen wir mal, ob wir hier den nächsten Genre-Klassiker vor uns haben :-) Das eigentliche Spielprinzip muss ich vermutlich den durchschnittlichen Blog-Lesenden da draußen nicht groß vorstellen, denn das unterscheidet sich nicht so wirklich von den bekannten Genre-Vertretern: Ein tiefes Kellergewölbe in einer Fantasywelt, vollgepackt mit tödlichen Monstern und Fallen, welche unermessliche Reichtümer bewachen. Eine klischeehafte Heldentruppe (Nah- & Fernkämpfer, Zauberer, Dieb – Jeweils in der männlichen und weiblichen Variante) wagt sich in das Unbekannte, denn jeder neue Raum muss erst entdeckt werden. Dabei werden sie mit der Zeit immer professioneller, da sie neue Fähigkeiten erlernen und bessere Ausrüstung bekommen. Aber auch die Herausforderungen werden immer schwerer... Nun bin ich nicht ultratief drin in diesem Dungeoncrawling, daher muss ich mich auf die Meinung von befreundeten Genre-Fans verlassen, aber die Spielvorbereitung (Spielkarten & Raumplatten mischen und entsprechende Stapel bilden, Spielmaterial wie Würfel, Initiative-Tafel und Pappmarker bereitlegen, Charaktere auswählen & ausrüsten) geht wohl vergleichsweise rasch vonstatten. Dann kommt die Startraumplatte in die Mitte, die Charakterfiguren oben drauf, und schon kann es losgehen :-)
A: Eine Spielrunde unterteilt sich in mehrere Phasen, zu Beginn wird der Rundenmarker +1 gelegt. Das ist beispielsweise wichtig für das Eintreten von zeitkritischen Ereignissen sowie das Aufleveln in Phase H, da dies in Einzelszenarien nach einer bestimmten Anzahl Runden passiert. B: Dann bekommt der „Dimensionsladen“, bei dem man auch mitten im Dungeon noch kräftig shoppen kann, bis zu drei Neue Kaufkarten. C: Es folgt der Initiative-Wurf, das auf der Initiative-Tafel per Pappmarker dargestellte Ergebnis setzt sich zusammen aus dem Initiative-Punkten des Charakters und einer 2W10-Probe. Verpatzt man diesen Würfelwurf (Doppel-Eins), bewegt sich der Unheils-Marker noch ein Feld weiter (und der bewegt sich eh schon die ganze Zeit in die falsche Richtung :-P). D: Nun kommen wir endlich zur wichtigsten Phase, nämlich der Aktionsphase. Hier können die Charaktere all das tun, was sie wollen: Laufen, Kämpfen, Springen, Reparieren, Räume aufdecken... Allerdings kostet jede Aktion die wertvollen Aktionspunkte, sodass man ein wenig haushalten muss. Lieber eine starke, aber teure Aktion? Oder erst mal vorsichtig eine günstige, aber schwache Aktion, um später auf das Verhalten der Monster zu reagieren? E: Sollte es zu Vergiftungen kommen, und das ist mir irgendwie ziemlich häufig passiert, dann würfelt man eine Entgiftungsprobe (Konstitution + Wissen + 2W10 gegen einen Mindestwurf von 28 + das zweifache Monsterlevel). Erreicht man den Zielwert nicht, gibt es einen Schadenspunkt je Giftmarker; bei einem Erfolg verliert man dagegen einen Giftmarker. Kritische Wurfergebnisse senken beziehungsweise erhöhen deren Anzahl. F: Anschließend können eventuelle Spezialaktionen ausgeführt werden, etwa sich vermehrende Zombies oder ausgelöste Fallen. G: Wie schon in Phase C erwähnt, bewegen sich Unheils-Marker immer weiter, ausgelöst beispielsweise durch die Zahl der betretenen Verliesräume (also lieber eng zusammenbleiben ;-)). Je weiter dieser Marker fortschreitet, umso mächtiger und aktionsfreudiger werden die Monster. H: Aber auch die Charaktere werden mächtiger, denn in dieser Phase erfolgen ein mögliches Level Up und die Gesundheitsregeneration. I: Und mit dem Erwerb / Ablegen von Kaufkarten werden die Charaktere sogar noch mächtiger...
Das sind jetzt auf den ersten Blick recht viele Phasen, aber wenn man vielleicht schon mal ein vergleichbares Brettspiel gespielt hat oder wenn man mal so zwei, drei Runden gezockt hat, dann kommt man in einen ziemlich guten Spielfluss. Für einen raschen, niedrigschwelligen Einstieg gibt es zudem ein überraschend gut funktionierendes Schnellstart-Heftchen. Hier muss man zwar auch erst einmal ein Dutzend Seiten lesen, aber das sind immer noch weniger als die 48 Seiten im Regelwerk plus die sechs Ergänzungshefte (vier umfangreiche Kampagnen, ein Ereignisheft & ein Heft mit Einzelszenarien) plus die zahllosen Zusatzinformationen auf den 880 Spielkarten – Es gibt allein 257 Monster- & Monsterlevel-Karten und 510 Loot-Karten!!! Entsprechend abwechslungsreich fallen die Spielverläufe aus, was natürlich die Wiederspielbarkeit merklich erhöht und dafür sorgen sollte (Achtung Mutmaßung, denn so viel Zeit hatte meine Testgruppe noch nicht), dass man die gesamten vier Kampagnen ohne das Gefühl von Langeweile durch zocken wird. Dabei kann man auch halbwegs locker mal ein oder zwei Mitspielende ersetzen, die mal keine Zeit haben, weil das grundlegende W10-Probensystem gegen einen Mindestwurf/Zielwelt jetzt nix ist, was man nicht schon bei einem durchschnittlichen Rollenspiel gespielt hat ;-) Interessant ist dabei aber – und das soll jetzt mein letzter Punkt sein, sonst wird der Text hier zu lang – dass man mit einer Doppel-Eins immer einen Patzer würfelt. Wobei es egal ist, wie viele Würfel man geworfen hat, Hauptsache man hat maximal eine Eins im Ergebnis. Das (in meiner Testrunde übliche) Min/Max-Powergaming wird dadurch ein wenig eingeschränkt, da ein riesiger Würfelpool entsprechend auch ein höheres Fehlschlagrisiko bedeutet. Insgesamt ist „Dungeons of Doria“ also ein spielmechanisch gut funktionierender, prinzipiell gar nicht mal so komplizierter Dungeon Crawler für 1 - 6 abenteuerlustige Brettspiel-Fans. Er wirkt am Anfang nur etwas einschüchternd, wenn man den riesigen und sauschweren Karton auspackt und dann das umfangreiche Spielmaterial (neben den acht Heften auch 880 Karten, 48 Raumplatten, zwei Abreißblöcke mit zusammen 120 Blättern, acht Charakter- & eine Initiativ-Tafel, 54 Standfüße für 51 Pappaufsteller, 281 Pappmarker und 20 zehnseitige Würfel) betrachtet ;-) Aber wenn man es mal verstanden hat, und das geht – wie schon weiter oben im Text erwähnt – zumindest in den Grundzügen relativ zügig, dann wird man hier richtig viel Spaß haben. Dafür verlangt „Xploding 10 Games“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben) aktuell 99 €, was hochgerechnet auf die vielen Spieleabende durchaus fair ist, aber man kann sich auch eine Print-&-Play-Variante (Link) für schmale 15 € holen. Die es übrigens auch in deutscher Sprache gibt, während die eigentliche Box nur auf englisch erschienen ist. Allerdings gibt es den Schnellstarter, das Regelheft und die Initiative-Tafel auch frei verfügbar in deutsch zum Download. Fazit: Das üppig ausgestattete und ziemlich spaßige „Dungeons of Doria“ (Link) hat mit Fug & Recht den dritten Platz beim PEN&P 2023 gewonnen :-D