In der Kürze liegt die Würze, oder? Zumindest muss es manchmal keine epische Comic-Saga mit einem Dutzend Bänden sein. Manchmal reicht auch ein kleiner, feiner OneShot, damit mein Phantastik-Herz für eine halbe Stunde glücklich ist :-) Und damit kommen wir direkt zu „Sprague“, welcher auf 96 Seiten eine in sich abgeschlossene, spannende SciFi-/Fantasy-Kurzgeschichte mit atmosphärisch-trostlosen Zeichnungen erzählt. Es herrscht Weltuntergangsstimmung in einem kleinen, irgendwie an das Mittelalter angelehnten Hafenstädtchen auf einem unbekannten Planeten: Der Mond ist weg, und weil der ja für Ebbe und Flut zuständig ist, hat er auch gleich noch den gesamten Ozean mitgenommen! Die Welt ist verdorrt und die seltenen Regenfälle reichen kaum aus, um die Grundversorgung des Küstenlandstriches sicherzustellen. Schon zwei Expeditionen haben sich auf die Suche nach dem Verbleib des Ozeans gemacht, sie kamen aber nicht zurück, sodass alle Hoffnung verloren ist... Nur die beiden Brüder Vivian und Niels sind noch voller Hoffnung, sodass sie einen blinden Kapitän überreden, gemeinsam mit ihnen auf seinem mit Rädern ausgestatteten Segelschiff auf die Suche nach Wasser zu gehen – Eine gefährliche Expedition, bei der die immerwährende Hitze noch ihr geringstes Problem ist... Selten habe ich einen Comic gelesen, bei dem ich so sehr dachte, dass die Geschichte nahezu unverändert als Grundgerüst für ein Rollenspiel-Abenteuer oder ein Point-&-Click-Adventurevideospiel taugen würde. Da haben wir zwei sympathische, wenn auch etwas naive Helden, welche eine Queste vollbringen müssen. Und diese stückelt sich dann auf in mehrere große & kleine Aufgaben (bis hin zu klassischen „Hol mir X, dann mache ich Y“-Nebenmissionen) sowie kämpferische Zufallsbegegnungen (Monster, Piraten etc.) und das Sammeln von plotrelevanten Gegenständen (z.B. ein magisch anmutendes SciFi-Multifunktionsgerät, ohne das die Handlung mehrfach nicht voranschreiten kann). Das ist erzählerisch verhältnismäßig dünn und auch nicht immer mit einem konsequenten Erzähltempo gesegnet, zumal am Ende durchaus Fragen offenbleiben, aber irgendwie fand ich diese nette kleine Geschichte als glühender Rollenspiel-Fan überraschend sympathisch. Und ich denke das fasst eigentlich auch schon gut zusammen, wie ich diesen vom „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) für 22 € veröffentlichten Comic fand: Fazit: „Sprague“ (Link) ist ein grundsolider Fantasy-SciFi-Mix, der in sämtlichen Kategorien (vom Worldbuilding über die Zeichnungen bis hin zur eigentlichen Handlung) das Prädikat „sympathisch“ verdient. Mit einem Kauf macht man definitiv nix falsch, denn bei allen offensichtlichen Schwächen geht man am Ende doch mit einem guten Gefühl raus :-)
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