Er ist das populäre Gesicht des Heidelberger Spieleverlags und gleichzeitig ein waschechter Metal-Fan. Fan ist dabei eigentlich schon ein wenig untertrieben, denn er lebt Metal! Na, wer könnte das sein? Die Rede ist natürlich von Ralf Siedek, seines Zeichens gemeinsam mit Moritz Mehlem Herausgeber der deutschen Übersetzung des preisgekrönten, würfel- und spielleiterlosen Rollenspiels "Umläut". Gerade läuft die überaus erfolgreiche Finanzierung (aktuell 214 % bei 18 Tagen Restzeit) über die deutsche Crowdfunding-Plattform "Startnext". Und da ich nun auch überlege, mich als bekennender Nicht-Metaller trotzdem an der Finanzierung zu beteiligen, habe ich den Ralf einfach mal gebeten mir "Umläut" schmackhaft zu machen ;-) Und er hat sogar exklusiv verraten, warum auch HipHop-Fans auf ihre Kosten kommen könnten!!! Hier gleich mal ein kleines Video zur Einstimmung mit dem Ralf als Bewegtbild ;-) Hallo Ralf. Danke dass Du Dir die Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten. Wie kamst du zu diesem Spiel und wer steht dahinter?
"Wie die Jungfrau zum Kinde... Moritz Mehlem, der von seinem Blog "Von der Seifenkiste herab" (Link) und von diversen deutschen Rollenspielveröffentlichungen her bekannt sein könnte, sprach mich eines Tages an, ob ich nicht Bock hätte, ein Heavy Metal Rollenspiel auf Deutsch zu veröffentlichen. Nach anfänglicher Skepsis (Ich würde nie etwas machen, was Metal an sich ins lächerliche ziehen würde) hat mich das Spiel jedoch auf voller Linie überzeugt. Den Autoren des Originals (Rich Stokes) zu kontaktieren hat dann ein wenig länger gedauert, aber er war, was dann die Rechtevergabe anging, sehr zuvorkommend und hat mir ein Angebot gemacht, das ich nicht ausschlagen konnte und wollte. Bis dann endlich die Kampagne starten konnte, hat dann noch ein wenig Zeit verschlungen, aber hier sind wir nun!"
Wie funktionieren die Regeln? Wie kann man sich das Würfel- und Spielleiterlose Spiel vorstellen?
"Der Begriff "Rollenspiel" ist, wenn man ganz klassisch an D&D und Konsorten denkt, ein wenig irreführend. "Umläut" ist ein Erzählspiel: Jeder verkörpert eine komplette Band, also nicht nur einzelne Musiker. Im Gegensatz zu den meisten "normalen" Rollenspiel ist es noch dazu konfrontativ, es gibt ein (selbst) definiertes Ende und auch einen Sieger. Das Erzählrecht wandert von Spieler zu Spieler. Wer an der Reihe ist, entscheidet sich für eine Szene, er "framt" also eine Aktion. Das können ganz verschiedene Sachen sein: Bandprobe, Nebenjob oder Konzert zum Beispiel. Man erzählt also, was man vorhat und schmückt die Szene aus. Dann kommt es (in den meisten Fällen) zu einem Konflikt. Nehmen wir das Beispiel Nebenjob: Kohle muss besorgt werden, so ein Bandleben gibt es nicht umsonst. Zum Beispiel entscheidet sich meine Band, mit Gartenarbeiten ein wenig Kohle zu verdienen. Ich kann mit einer Aktion maximal so viel Kohle verdienen, wie es dem Ego-Wert meiner Band +1 entspricht. Ich ziehe so viele Karten von einem Pokerdeck (ohne Joker), wie es meinem Ego-Wert entspricht. Mein Mitspieler zu meiner Rechten (im Spieljargon der Roadie) zieht dann so viele Karten, wie ich an Geldeinheiten verdienen mag. Dann wird verglichen: Wer mehr schwarze Karten gezogen hat, hat die Szene gewonnen. Aber, ganz wichtig: Wer die höchste Karte gezogen hat, der darf das Ende der Szene erzählen. natürlich muss er sich an das Ergebnis halten, aber wie er da hin kommt, ist ihm überlassen. So kann meine band z.B. die Probe gewinnen, bekommt also auch die Kohle, aber mein Roadie darf das Ende ausschmücken. dabei kann er meine Band (auf der Metaebene) gerne in die Scheiße reiten. Je fieser und gemeiner diese Regel ausgenutzt wird, desto mehr Spaß herrscht am Tisch!"
Gibt es im Vergleich zur englischen Version Besonderheiten (eingearbeitete Errata etc.)?
"Wir planen ein deutlich anderes Layout, opulenter und einfach beeindruckender. Ob uns das gelingt? Ich will doch mal hoffen. Errata gibt es nicht, allerdings werden wir auch unsere Version ein wenig metallsicher machen. Ich selber bin ja aus vollem Herzen Metaller, mit Kutte und allem drum und dran. Da geht noch was, sag ich mal!"
Bei so viel Erfolg gibt es ja oft noch Zusatzmaterial. Ganz konkret: Was für Stretchgoals sind geplant?
"Einige sind ja bereits gefallen, einiges wird aber noch kommen: Coverposter, noch mehr CDs, Kühlschrankmagnete, Bierdeckel, eventuell Patches und als glorreiches Endziel das Hardcover. Der Erfolg ist jetzt schon mehr, als ich je gehofft hatte. Mein Plan war es ja, so viel Geld zusammenzubekommen, das ich so die Hälfte der Kosten gedeckt bekomme und den Rest hätte ich aus eigener Tasche als Risikokapital dabei getan. Das wird nun nicht mehr nötig sein und dennoch wird die Version noch viel geiler werden, als wir es zuerst gedacht haben..."
Welche dafür sind für die Deluxe-Ausgabe und welche auch für die Standardausgabe?
"Kostspieligere Stretchgoals wie CDs und so können wir leider nur der Deluxe beilegen. Wobei wir mindestens eine CD inzwischen auch der regulären Ausgabe beilegen können. Mal sehen, ob das noch mehr werden. Stretchgoals, die unterm Strich nicht kostspielig sind, wie Poster oder so, werden wir der kompletten Startauflage beilegen. Unterm Strich ist es ja so, dass es von den Kosten her kaum einen Unterschied macht, ob ich 100 oder 500 Poster drucke. Warum soll ich dann der normalen Version nicht auch dieses Poster gönnen? Schwierig wird es noch bei unserer speziellen "Unläut"-CD. Wir planen noch einen exklusiven Sampler und haben da auch einige Bands schon für am Start (Am bekanntesten dürften "ATLANTEAN KODEX" sein in dem Zusammenhang, von denen wir dankenswerterweise ihren Signaturesong mit auf den Sampler nehmen dürfen). Da ist es unterm Strich so, dass die GEMA mehr Geld haben will, als das reine Pressen der CD kostet. Vollkommen egal, das die meisten Bands auf dem Sampler nicht mal bei dem Verein sind. Da müssen wir noch eine Lösung finden, aber hey, wie cool wäre der komplett eigene Sampler? Ich mein, jetzt liegen schon mindestens 3 CDs der Deluxe dabei, aber ein komplett eigener Sampler?"
Was soll ich sagen, Du hast mich jetzt schon fast überzeugt :D Ich mag aber lieber HipHop, warum sollte ich trotzdem mitfunden?
"Weil Moritz mir schon seit Anfang an auf den Senkel geht, das er eine HipHop Erweiterung für "Umläut" schreiben möchte. Ich ziere mich zwar noch dagegen und muss auch noch mit Rich reden, ob wir sowas dürfen, aber, hey, nichts ist unmöglich."
Bamm! Und Du hast mich überzeugt! Hab gleich auf www.startnext.de (Link) 2 Dankeschöns geordert (Hey, es gibt Bierdeckel, wie geil ist das denn???). Und weil ich grad mal mit Dir spreche: Danke für Deinen Blog (Link), ohne ihn wäre ich nie auf "Dust" und "Krosmaster Arena" gestoßen!
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