Fast zehn Jahre ist es her, dass ich erstmals mit dem Spieleautor Dirk Blech in Kontakt trat, damals noch für ein kurzes Interview (Link). Über diese Dekade hinweg blieben wir immer lose in Kontakt, sodass ich all seine spieleentwicklerischen Höhe- und auch Tiefpunkte miterleben konnte. Warum ich so eine Brettspiel-Preview einleite? Weil 2024 wohl das Jahr des Dirk Blech wird! Denn sein mich ebenfalls über diese Dekade begleitender Rollenspiel-Brettspiel-Mix „Heroes vs. Warlords“ (Link) bekommt nach gründlicher Anpassung an den Massenmarkt sein zweites Crowdfunding, mit „Flying Gang“ steht zudem ein weiteres vielversprechendes Brettspiel kurz vor der Veröffentlichung. Und damit dieses für das baldige Crowdfunding noch ein wenig an Popularität gewinnt, durfte ich mir den kiloschweren Prototypen schon mal vorab intensiv anschauen...
 

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Nun ist es ja kein Geheimnis, dass ich Piraten eher uncool finde – Aber das hinderte Dirk einfach nicht daran, trotzdem ein Piratenspiel zu entwickeln 😜 Denn genau darum geht es: Ende des 17. bis hinein ins 18. Jahrhundert versetzten Piraten die Karibik in Angst und Schrecken. Besonders hervor tat sich die titelgebende Flying Gang, welche sich letztlich sogar an der Gründung einer eigenen Piraten-Nation versuchte. Das hat historisch gesehen zwar nicht so gut geklappt, trotzdessen ist es aber das Ziel der 2 – 4 Spielenden, die Führung dieser Piraten-Gang zu übernehmen. Dazu muss man acht Runden überstehen, was in Echtzeit ungefähr 30 – 45 Minuten je Person erfordert. Und dann gibt es noch einen optionalen Endkampf, der die neuen Machtverhältnisse in der Flying Gang bestimmt.
 

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Wie funktioniert das Spiel aber nun eigentlich? Reihum absolvieren die Spielenden ihre Runden, in welcher sie eben genau den typischen Piraten-Kram machen, den man von einem Brettspiel mit dieser Thematik erwartet: Schätze werden gesucht und ausgebuddelt, feindliche und neutrale Schiffe werden geplündert und versenkt, Städte werden überfallen und Questen erledigt. Das alles bringt Piratenpunkte, von denen man 24 Stück benötigt, um das Spielende bereits vor dem Ende der 8. Runde einzuleiten. Auch das Handeln mit Gütern ist möglich, denn spätestens wenn die Gegner einem das Hauptsegel durchlöchert haben, muss man sein Schiff für viel Geld reparieren und vielleicht sogar upgraden lassen. All diese Aktionen (egal ob das Segeln in andere Seezonen, das Handeln, das Plündern etc.) kosten wertvolle Aktionspunkte, von denen man aber nur wenige hat. Immerhin, und das ist ein interessanter Aspekt, kann man sich in der 4. und 5. Runde entscheiden, ob man lieber ein Kriegsschiff mit mehr Aktionspunkten, aber weniger Frachtraum besitzen will, oder eben ein Handelsschiff mit mehr Frachtraum, aber weniger Aktionspunkten. So sind verschiedene Spielstrategien möglich, wobei man meiner Meinung nach gar nicht mal so stark vorausplanen kann, da verschiedenste Zufallsfaktoren (z.B. zu Beginn der Runden gezogene politische Ereigniskarten und jeweils neu erwürfelte Marktverhältnisse bzw. Rohstoffpreise) eher ein rundenweises Reagieren erfordern. Entscheidet man sich eher für einen konfrontativen Spielstil, fechtet man seine Kämpfe jeweils über maximal drei Runden mit Symbolwürfeln aus, wobei sich die Ergebnisse mitunter gegenseitig negieren. Der Endkampf funktioniert ebenso, wobei die Spielenden nacheinander ihr Glück gegen ein Schiff der Flying Gang versuchen, abhängig von der Anzahl der bisher erworbenen Piratenpunkte. Und wer es am Ende schafft, deren Schiff (welches übrigens auch je nach den gezogenen Ereigniskarten anders ausgerüstet ist) zu versenken, hat das Spiel gewonnen!
 

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Fazit: „Flying Gang“ (Link) macht Spaß! Ich glaube, das ist erst einmal die wichtigste Aussage dieser Preview. Und es ist überraschend immersiv, sodass man beim Spielen wirklich das Gefühl bekommt, man sei nur ein kleiner, wenn auch gefährlicher Wassertropfen im großen Teich der Karibik, welcher von politischen und piratigen Stürmen heimgesucht wird. Dabei war der getestete Prototyp schon auf einem ziemlich finalen Niveau – bis auf das 30-seitige Regelheftchen, da muss noch ein wenig an der Verständlichkeit und der Optik geschraubt werden – sodass ich sehr zuversichtlich bin, dass das bald startende Crowdfunding von Dirk erfolgreich über die Bühne gebracht wird.