Erinnert ihr euch noch an meine Rezension zum kartenbasierten Kommunikationsspiel „Hunch!“ (Link)? Da hatte ich damals ja zugegebenermaßen ein paar Schwierigkeiten damit das Spielprinzip zu verstehen. Auch beim Spielen von „Vip RIP“ – erschienen im selben Verlag, nämlich „Nice Game Publishing“ – tat ich mich schwer, allerdings diesmal nicht mit den einfachen Regeln, sondern mit den kniffligen Sprichwörtern... 

 

Sicherlich ist es keine angenehme Aufgabe, sich mit der eigenen Sterblichkeit auseinander zu setzen, aber sinnvoll ist es trotzdem. Denn sonst steht am Ende irgendein Quatsch auf dem Grabstein, weil eine zu überambitionierte Totengräberin ihre Kreativität nicht im Zaum halten konnte ;-) Und genau darum geht es hier: Aurora, so heißt die bestattende Protagonistin, sucht nach dem perfekten Grabspruch für ihre prominenten Toten. Und da müssen die Spielenden tatkräftig mithelfen, indem sie die jeweils vorgeschlagenen Sprüche den begrabenen Prominenten zuordnen. 

 

Das funktioniert regelmechanisch recht simpel und geht über insgesamt drei Spielrunden: Die Bestatterin zieht vier Grabspruch-Inschriftkarten und ordnet drei davon verdeckt den ausliegenden neun Gräbern zu. Dabei sollte die Inschrift natürlich zum Prominenten (von fiktiven Figuren wie Harry Potter und Schlumpfine bis hin zu historischen Persönlichkeiten wie Udo Jürgens und Sigmund Freud ist wirklich jeder popkulturelle Bereich abgedeckt) passen, wobei die Verknüpfung aber sowohl wortwörtlich als auch metaphorisch sein kann. Passt mal was nicht zusammen, kann man natürlich auch neue Inschriftkarten ziehen, wobei man dann aber auch einen Prominenten austauschen muss und dafür Minuspunkte kassiert. Die anderen Mitspielenden müssen dann überlegen, welcher Grabspruch zu welchem Prominenten passt. Was gar nicht mal so einfach ist, weil die auf Sprichwörtern basierenden Inschriftkarten meist so weitläufig ausgelegt werden können, dass oft mehrere Lösungen denkbar sind. Schaut euch mal das Beispielfoto mit Stalin an – Jede einzelne Inschriftkarte könnte passen, gleichzeitig passt das aber mit ein wenig Kreativität auch alles zu Pocahontas, wenn man vorher ein wenig Wikipedia durchgespielt hat :-P 

 

Und deshalb ist diese ganze Punktwertung eigentlich auch recht hinfällig, denn der Spielspaß kommt hier nicht vom Wettbewerb, sondern vom gemeinsamen Interpretieren und Argumentieren. Trotzdem ist natürlich nett, dass „Nice Game Publishing“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben) für größere Gruppen einen Team-Modus vorschlägt, aber wirklich gebraucht hat es den nicht – Außer man spielt das auf irgendeinem Teambuilding-Seminar, um neue Leute kennenzulernen und sich gegenseitig die Argumente um die Ohren zu hauen ;-) Mit dieser Zielgruppe sollte das Spiel auch richtig gut funktionieren, mit Jüngeren ist es dagegen etwas krampfig. Denn klar, die Regeln sind so einfach, dass sie wirklich alle Zehnjährigen verstehen – Aber die heutige Tiktok-ADHS-Jugend kennt die Hälfte der Prominenten nicht mehr und gibt beim ersten Um-die-Ecke-Denken auf, zumindest in meiner entsprechenden Testspielgruppe. Mit meiner "bildungsbürgerlichen Erwachsenen-Testspielgruppe" war das hier jedoch ein großer Spaß :-D Und so kann ich dieses 220 Karten umfassende Kommunikationsspiel, welches man je nach Spieleladen für 10 – 15 € erwerben kann, eben genau dieser Zielgruppe ans Herz legen mit einem positiven... 

Fazit: „Vip RIP“ (Link) dreht die Gehirnwindungen einmal komplett um und macht deshalb viel Spaß – Zumindest, wenn man nicht krampfhaft „auf Sieg“ spielt, sondern einfach Spaß am Raten und Argumentieren hat :-)