Nachdem mich die Geschichte der letzten „Deadlands Noir“-Spielsession schon tief in das leicht phantastische New Orleans des Jahres 1935 eingesogen hatte, konnte ich es gar nicht erwarten ob unsere Ermittlungen endlich Erfolg haben würden. Und so zog es mich wieder in die Räume des „Hackzogtum Coburg“, wo die FiS-Rollenspielgruppe zu einer weiteren Session einlud. Diesmal mit dabei war auch mein guter Kumpel Christian, der mich damals erst hin zur Freizeitaktivität Rollenspiel brachte (Vielen, vielen Dank dafür!), und als italienischer Priester im okkulten Geheimauftrag zu unserer Gruppe hinzu stieß. Bevor ich aber zur Geschichte komme, muss ich schnell was zum eigentlichen „Savage World“-Regelsystem sagen. Um es kurz zu machen: Es ist schlichtweg genial! Letztes Mal hatte ich noch das ein oder andere Problem, aber sobald man das System mal verstanden hat (Wurf gegen 4 und je besser die Fähigkeit, umso höherwertiger der Würfel) geht es wirklich spielend leicht von der Hand. In dieser Session wusste ich dann schon, wann ich was wie werfen musste und im Gegensatz zum letzten Mal waren sogar einige Proben erfolgreich ;-) Das Abenteuer, auch wenn ich glaube noch nicht viel klüger zu sein als vorher, machte diesmal ein paar interessante storytechnische Fortschritte und bot mindestens eine spektakuläre Wendung:
.
Es beginnt damit, dass der Leiter des großen Detektivbüros „Continental Investigations“ bei unserem Detektiv vorstellig wurde und eine Zusammenarbeit vorschlug: Er wollte unsere Informationen gegen eine ordentliche Bezahlung von 10 $ am Tag + Spesen (was bei einem Kampagnensetting, in dem die meisten Spielcharaktere inkl. mir am Hungertuch nagen, schon ne ganze Menge ist). Eigentlich ein fairer Deal, aber der Michael beziehungsweise sein Spielcharakter sträubten sich erst ne ganze Weile gegen das eher undurchsichtige Angebot. Hier kam (vom Spielleiter geschickt eingefädelt, um Christians Charakter einzuführen) der italienische Priester ins Spiel: Er sollte unserer Gruppe den entscheidenden Schubs geben, um mit „Continental Investigations“ zusammenzuarbeiten. Immerhin war in der vor-vorherigen Spielsession (also die erste Session, bei der ich nicht dabei war) ja ein Priester beim Versuch der Geiselbefreiung gestorben – Das fand die Kirche nicht so toll und nun war der Priester da :-) Währenddessen versuchte John (wir erinnern uns, der tierbeherrschende Mutant) erneut den Kellner mit einem Tier zu jagen (diesmal ein Vogel, klappte aber nicht, witzig war es trotzdem) und der Chinese saß erfolglos im Archiv. Mein Charakter stand irgendwann zur Mittagszeit auf und gesellte sich zur wartende Gruppe, die wie immer stilecht in der heimischen Bar bei Bier und Korn nach der Lösung des Falls suchte.
Auf dem Weg zum „Continental Investigations“-Hauptquartier wurde ein Teil der Gruppe dann von einem Auto verfolgt, immerhin konnten wir uns aber das Nummernschild merken. Dort angekommen, war zufällig auch eine Zeugin da, die berichtete Getz (den Typen mit den Spielschulden, welcher der Auslöser der ganzen Misere war) sei wieder aufgetaucht, allerdings vollkommen wesensverändert und komplett desinteressiert an der Situation seiner entführten Freundin. Hier spaltete sich die Gruppe dann auf: Die eine Hälfte fuhr zu Getz Wohnung (denn wenn er wieder gesichtet wurde, könnte er ja dort sein) während die andere Hälfte, inklusive mir und der Sängerin Marie de la Cour, zurück zum Mafia-Italiener ging um sich auf den Auftritt vorzubereiten.
Die „Wohnungsbesichtigung“ verlief erstmal erfolglos, allerdings fiel der Gruppe genau der Wagen auf, welcher vorhin die Gruppe verfolgt hatte. Der war zwar auch leer, im Kofferraum fanden wir aber die schon vor mehreren Tagen gehäutete Leichte vom vermissten Getz. Na, fällt euch was auf? Jemand spaziert in der Haus des Toten rum – Gruselig :-D Die Leiche wurde dann erstmal fachkundig in einem Fass entsorgt. Nebenbei fiel der Gruppe dabei eine Stadtkarte und eine Notiz mit den Namen „Dr. Kettler“ in die Hände.
Währenddessen traf die andere Hälfte beim Mafiaitaliener ein. Ich war als ärmlicher Kartoffelbauer natürlich nicht gut genug für dieses Spitzenlokal gekleidet und legte mich hinter den Mülltonnen auf die Lauer, in der Hoffnung die Gangster bei einer Zigarettenpause belauschen zu können. Marie sang sich wunderbar durch den Abend, während der Priester und John genüsslich dinierten. Mutig, wie sie dabei ist, konfrontierte Marie den Mafiaboss nach ihrem Auftritt mit ihrer Suche nach dem verschwundenen Mädchen und bekam den Namen von „Angel Lombardi“ als Strippenzieher genannt.
Nachdem auch diese Episode abgeschlossen war (und ich den ganzen Abend umsonst hinter den Mülleimern gehockt hatte) trafen wir uns zur Beratschlagung des weiteren Vorgehens. Auf der Karte waren einige handschriftliche Notizen gemacht und „lost evidence“ klang sehr verlockend. Der Ort des Geschehens war ein stillgelegtes Polizeirevier, in dessen Keller noch ein paar Penner hausten. Die waren offensichtlich ein wenig schräg drauf, denn sie erzählten von mysteriösen Geistercops die sie terrorisierten. Naja, aber wir wären nicht in „Deadlands Noir“ wenn es diese Geistercops nicht wirklich gäbe ;-) Immerhin konnte man sich mit einem von ihnen sehr angenehm unterhalten, welcher berichtete dass er 1919 an einem Fall gearbeitet hatte wo es um wiederauferstandene Tote ging… Für die Spielergruppe war hier noch interessant, dass Michaels Detektivcharakter von dem Geist nicht gesehen werden konnte, was uns leicht an seiner Menschlichkeit zweifeln lässt…
Nach solch einem aufregendem Tag endete die Geschichte mit einem Zwiegespräch zwischen unserer singenden Voodoo-Hexe Marie und Michaels Detektiv, der ihr sein Geheimnis offenbarte (was ich aber Ingame gar nicht weiß, weil ich mich ja wieder in meinen Keller zurückgezogen hatte).
Für mich war wieder Ingame ein spannender Tag und Outgame (heißt das so?) ein spannender Abend vorbei. So richtig klug bin ich jetzt zwar immer noch nicht aus der Geschichte geworden, aber hey ich bin ja auch nur ein dummer Kartoffelbauer ;-) Nebenbei hat Spielleiter Norbert diesmal einige interessante Spielmaterialien wie ein Stadtführer und die Karten ausgeteilt. Bin sehr gespannt wie es weiter geht!
Nachschlag: Folgendes hat der Spielleiter Norbert grad geschrieben, um mich zu berichtigen: "schon interessant zu lesen, was bei den Spielern hängengeblieben ist ;) das verfolgende Auto und das mit der Leiche waren unterschiedliche, nämlich ein Ford Modell A und ein Ford Modell B ;) und ich bezweifle, dass man bei Savage Worlds verskillen kann, dank unskilled Würfen mit Wild Die und außerdem sind natürlich auch nicht immer die gleichen Skills gefragt ;) es wird noch genug Gelegenheit zum kämpfen geben aber Hauptsache, es hat Spaß gemacht. Danke Philipp für den tollen Bericht"