Ein kleines Bergdörfchen, ein großes Geheimnis und ein reinigendes Feuer, welches all den Schmutz ans Tageslicht bringt – Das sind die Zutaten für einen Heimatkrimi, den man am Badesee genüsslich wegschmökert. Es sind aber auch die Zutaten für das Krimi-Spiel „Der Brand: Ein Dorf und seine Geheimnisse“ vom Stuttgarter Rätselspiel-StartUp „Magnificum“, das uns schon mit so einigen Genre-Hochkarätern wie den beiden „Das Bankett“-Teilen (Link) und dem Klassiker „Die Firmenfeier“ (Link) erfreut haben. Diesen Titeln war gemein, dass sie sich thematisch eher in höheren Gesellschaftsschichten bewegten. Ob da ein simpler und noch dazu fehlgeschlagener Brandanschlag in einem Schweizer Hinterwäldler-Kaff ebenso mithalten kann?
 

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Hier in Sehlnau ist die Welt eigentlich noch in Ordnung. Kaum mehr als ein Dutzend Menschen bevölkern das kleine Bergdörfchen, aber zur Ruhe kommt es trotzdem nicht. Denn einerseits scheint es einen psychopathischen Stalker zu geben, welcher nachts durch die Fenster fotografiert und dabei auch manch höchst intimes Detail aufnimmt. Und andererseits, das ist dann der Aufhänger des Falls, gab es einen Brandanschlag! Die zugezogene Christine Habegger gilt als Schandfleck des Dorfes, welche mit ihrem zentral gelegenen, vermüllten Grundstück die Dorfidylle zerstört. Doch Drohanrufe und Schmierereien haben bisher nichts gebracht, als entschließt sich eines Nachts ein besonders radikales Mitglied der Dorfgemeinschaft zu einem kleinen Feuerchen! Glücklicherweise passiert zwar kein schlimmer Schaden, aber weil die Polizei trotzdem nichts unternimmt, rückt das private Ermittlungsbüro Carro an. Und das wiederum betreibt kostengünstiges Outsourcing, denn während die Nichte des Chefs beziehungsweise Hilfspraktikantin vor Ort im Müll stöbert und Gespräche führt, sollen die Mitspielenden den Fall am grünen Tisch lösen, indem sie die bereits gesammelten Beweise sichten und daraus folgende Schlüsse ziehen:

- Wer hat den Brand gelegt aus welchem Grund?
- Wer hat ihn gelöscht? Und warum hat diese Person ihre Heldentat verschwiegen?
- Wer ist der fotografierende Stalker?

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Ein kurzes Audio-Intro, eine rasche Kontaktaufnahme zur Hilfspraktikantin Kim (Chat-Bot), schon geht es los. Und wie bei allen anderen Krimi-Spielen des Verlags auch beginnt man nicht mit klassischer Detektiv-Arbeit, also den Befragungen von Verdächtigen oder der Begehung des Tatorts – denn das ist ja schon alles geschehen – sondern mit der Sichtung des umfangreichen Beweismaterials. Neben Videoaufnahmen müssen knapp 30 Dokumente gesichtet werden, beispielsweise Landkarten, Telefonverbindungen, Kassenzettel, die Lokalzeitung, Notizhefte und vor allem zahlreiche Fotografien von Stalking-Opfern und von Müllbergen – Denn auch das gehört zur Detektiv-Arbeit: Den stinkenden Müll fremder Leute durchwühlen, in der Hoffnung, irgendwo belastende Beweise zu finden...
 

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Hat man alle Beweise gesichtet, wobei man (wie wir in der Testrunde 😉) auch nicht die wirklich im Internet vorzufindenden Webseiten vergessen darf, kann man sich dann langsam an die Zusammensetzung des Puzzles wagen. Letztlich dreht es sich dabei um die Frage, welcher Müllsack und welche Telefonnummer welchem Dorfmitglied gehören – Hat man diese beiden Fragen nach 2 bis 3 Stunden beantwortet, hat man den Fall quasi schon gelöst, da man davon alle anderen Antworten mit Leichtigkeit ableiten kann. Entsprechend ist das der besonders knifflige Teil, welcher allerdings nie unfair schwer ist – Wenn man mal richtig nachdenkt, die Hilfspraktikantin vor Ort nicht vergisst und sich ein paar Notizen macht, kommt man eigentlich immer auf die Lösung. Zur Not gibt es aber auch ein kleinteiliges Hilfesystem auf der Spielewebseite. Das kennt man ja schon von „Magnificum“ (die mir erneut ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben), genauso wie man von dem Verlag bereits die gute Qualität des Spielmaterials kennt, bei der verschiedene Dokumente aus den verschiedenen, passenden Papierarten hergestellt wurden und bei denen die Audio-Schnipsel fast schon Hörspiel-Qualität haben. Also ein rundum gutes Produkt, deshalb gibt es ein positives...

Fazit: „Der Brand: Ein Dorf und seine Geheimnisse“ (Link) mag sich zwar die ganze Zeit mit Müll beschäftigen, Müll ist dieses Krimispiel aber keinesfalls. Ganz im Gegenteil!