Es ist ja kein Geheimnis – spätestens wenn man die letzte Podcast-Folge (Link) gehört oder so manchen Verriss (Link) gelesen hat – dass ich mich manchmal frage, warum es bestimmte (und damit meine ich schlechte) Spiele überhaupt gibt und warum die eigentlich publiziert werden. Fällt denn niemandem auf, dass manche Spielkonzepte einfach totaler Mist sind? 

 

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Okay, was für eine Einleitung, ich mache mir schon wieder viele Freunde 😜 Aber tatsächlich gehört die „Crime Quiz“-Reihe aus dem „Groh“-Verlag (der auch ganz wunderbare kleine Rätselspielchen macht, wie etwa das gestern erst getestete „LandXcape“ (Link), welches ebenfalls vom Duo Scholl & Sußner geschrieben wurde) zu den Spielen, bei denen ich mich frage, wer so etwas eigentlich spielen soll... Aber von vorn: Die kleine Pappbox enthält 50 Fragen zu Kriminalfällen, welche thematisch mal mehr, mal weniger grob mit der Küste verbandelt sind. Auf der Vorderseite steht die Frage mitsamt dreier Antwortmöglichkeiten, auf der Rückseite die Lösung mitsamt einer ausführlichen Erklärung. Wobei die thematische Bandbreite sehr weit gefächert ist, von neuzeitlichen Verbrechen (z.B. die Serienmorde von Niels Högel und „Vandalismus“ an der Uferkapelle Vitt) über historische Ereignisse (z.B. die Besonderheiten der Seeschlacht von Svold und die Namensherkunft von Störtebecker) bis hin zu lustigen Anekdoten (z.B. Jugendliche, die aus Versehen in der DDR strandeten anstatt bei einem Rockkonzert) ist wirklich alles dabei. Und dann sieht das alles zwar minimalistisch, aber auch irgendwie stylisch aus – Also warum bin ich jetzt so kritisch?

 

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Der „Groh“-Verlag vermarktet „Crime Quiz“ als ein True-Crime-Ratespiel und verspricht tollen Ratespaß. Aber um ehrlich zu sein, wo ist das Spiel und wo bleibt der Spaß? Klar, kurze Fragen und mehrere Antwortmöglichkeiten haben schon „Wer wird Millionär“-Vibes. Aber spielerisch ist hier nix! Entweder man weiß die Antwort, weil man sie mal irgendwo aufgeschnappt hat, oder man weiß sie nicht. Es gibt keine Hinweise und die Deduktion der Lösung ist in den allermeisten Fällen auch nicht möglich. Das „Ratespiel“ besteht daraus, dass man die Frage sieht, sich eine Antwort aussucht und dann auf der Rückseite schaut, ob das wirklich so passt... Warum man daraus ein ressourcenintensives und mit 12 € bepreistet Kartenspiel basteln muss, ist mir völlig schleierhaft. Also versteht mich nicht falsch, die ganzen Kriminalfälle sind wirklich interessant und man merkt, wie viel Recherche hier Christian Sußner und Ines Scholl hineingesteckt haben. Aber dieses „Spielkonzept“ hätte als simples Mitbring-Geschenkbüchlein für 5 € mit dem Titel „Spannende Kriminalfall-Anekdoten, um auf der nächsten Party anzugeben“ mindestens genau so gut funktioniert. Und vermutlich wären damit ein paar Bäume gerettet worden 😉


Um das Fazit also kurz zu halten: Inhalt, Layout, Lektorat, Design – All das ist bei „Crime Quiz: Mords-Geschichten & Verbrechen von der Küste“ (Link) auf gewohnt hohem Niveau. Als Spiel an sich taugt diese Ansammlung von unterhaltsamen Krimi-Anekdoten aber absolut nicht.