Nachdem das erste Indie-Interview gut ankam - vielen Dank für das positive Feedback- schicke hier & heute gleich das zweite Interview hinterher. Und zwar dieses Mal mit einem der beiden Autoren des Zombie-Rollenspiels "Survive The Undead", welche mich nebenbei bemerkt erst auf die Idee gebracht haben diese Artikelreihe zu starten: Bastian Bringenberg. Zusammen mit Gerd Samrowski arbeitet er seit einiger Zeit an einem Spiel über den Zombie-bedingten Weltuntergang und spricht im Interview über beeinflussende Elemente, den aktuellen Entwicklungsstand und auch ganz offen über noch abzuarbeitende Probleme. Hallo Bastian. Würdest Du Dich den Lesern bitte kurz vorstellen?
"Ohje, ich bin kein guter Vorsteller... Aber gut. Ich bin Bastian, 26 Jahre alt und komme aus dem schönen Ruhrpott. Ich arbeite als leiterender Webentwickler für eine junge Agentur und verbringe meine Freizeit leider viel zu wenig mit Rollenspiel. Weniger zumindest als ich gerne wollen würde. Grund dafür ist meine bezaubernde Freundin, die sich in Hamburg nieder gelassen hat."
Könnt Ihr Euer System bitte kurz vorstellen? Was macht es im Vergleich zu anderen Systemen besonders?
"Das Setting von "Survive The Undead" ist, wie der Name schon verraten lässt, in einer Zombieapokalypse anzusiedeln. Was genau passiert ist, wo man spielt und als was man spielt ist dabei nicht entscheidend, wir haben uns die Wahl der Szenarien offen gelassen und fangen erst langsam an einen offiziellen Hintergrund zu bauen. An den ist aber natürlich niemand gebunden, das ganze soll Spaß machen. Regeltechnisch ist STU ein einfaches und schnelles System. Wir hatten hier als besonderes Ziel etwas zu bauen, das für den Spieler leicht, schnell und begreiflich ist und sich daher von schweren Systemen wie zum Beispiel "Shadowrun" oder "Das Schwarze Auge" unterscheidet. Aus der Ecke kommen wir nämlich als Spieler. Der Vergleich mit anderen Spielen ist schwierig, aber Grundlegend habe ich es ja schon gesagt. Kernpunkte sind schnell, einfach und auf unser Setting angepasst. Unsere beiden Konkurrenten, die wir hatten, als wir mit "Survive The Undead" angefangen haben, waren entweder auf das Zombieschnetzeln ausgelegt, oder hatten komplexe Regeln. Zwei Dinge, die zu einem Spiel in dem es um den puren Überlebenskampf geht irgendwie nicht passen. Wir wollten etwas haben, dass den Spieler fesselt, ohne ihn gedanklich mit einem Regelwerk aus dem Spiel zu ziehen."
Wie kamt Ihr auf die Idee, ein eigenes Rollenspiel zu entwickeln?
(grinst) "Kommen wir nicht alle irgendwann auf die Idee ein Rollenspiel selbst schreiben zu wollen? Oder zumindest auf die Idee unseren Spielern einen Batzen Hausregeln vor die Nase zu setzen, damit auch alles schöner ist, als das Regelwerk es eigentlich machen würde. Wenn man das ganze einen Ticken weiterspinnt, dann kommt man auf die Idee ein eigenes Rollenspiel wäre auch ganz nett und wenn man da dran fest hält, dann fängt man halt an ein eigenes Rollenspiel zu schreiben. Eigentlich ganz einfach."
Was hat Euch zum Zombie-Setting gebracht? Und habt Ihr die Regeln gezielt auf ein Zombie-Setting hin entwickelt, oder kamen erst die Regeln und dann die Zombies?
"Als eingefleischter Fan schlechter, aber auch guter Zombiefilme lag es nahe ein passendes System selbst zu schreiben. Es gibt zu wenig Rollenspiele in einer aktuellen Zeit, aber viele Fantasy, Science Fiction oder (irgendwas)-Punk Rollenspiele. Vampire gibt es überall, aber Zombies? Entweder sie sind nur Randerscheinungen, oder sie werden einfach systematisch von den Spielern voller Wonne "gemetzelt". Zombies sind also keine Gefahr und erzeugen keine bedrückende Stimmung. Zombies werden durch Filme wie Zombieland als Spottgegner gesehen und wir wollten eine Bedrohung aufbauen. Das, was Zombies in den alten Filmen waren..."
Plaudert doch mal aus dem Entwickler-Nähkästchen. Wie kann ich mir die Entwicklung eines Rollenspiels so vom Arbeitsablauf und Arbeitsaufwand vorstellen?
"Ich glaube die Entwicklung eines Rollenspiels ist immer unterschiedlich, daher kann ich nur von unserem Ablauf erzählen. Wir hatten eine Idee im Kopf und Vergleichssysteme. Unser erste Gedanke war, dass wir gerne mit den verbreiteten Systemen etwas bauen würden, dass uns ein cooles Zombiesetting ermöglicht, also haben wir rumprobiert. "Vampire" war uns zu weit weg von dem was wir wollten, wir wollten Flexibler sein, also dachten wir an DSA, welches wir beide viel spielen. Aber DSA war uns dann irgendwie zu komplex, wir hätten so viel anpassen müssen, grade auch weil wir weder ein Herkunfts, noch ein Klassensystem haben wollten, dass DSA ausschied. Zu guter Letzt war "Shadowrun" eine Idee, aber das war uns auch zu futuristisch und zu sehr an das eigene Regelwerk gebunden. Außerdem fanden wir die vielen Würfel unschön zum Spielen. Also kamen wir der Punkt: Nichts modifizieren, sondern neu schreiben. Nachdem wir uns darauf entschieden haben, dass wir Würfel als Wahrscheinlichkeits- und Spannungsmodel haben wollen würden, kam die nächste Frage: Welche und wenn ja wie viele? Wir fanden sowohl W10, als auch W6 sehr schön, haben uns aber auf Grund eines größeren Wertebereichs, der aber mehr oder weniger im Kopf sehr leicht in Prozent umgerechnet werden kann, dann für den W10 entschieden. Und dann fingen wir langsam an uns zu überlegen, was wir überhaupt mit den Werten machen wollten."
Wie ist der aktuelle Entwicklungsstand? Und wie ist die Resonanz der Spieler?
"Die Resonanz der Spieler ist sehr ehrlich und positiv. Es gibt an einigen Stellen noch massiven Handlungsbedarf, zum Beispiel beim Fernkampf. Das Problem ist, dass eigentlich ein System wir "Shadowrun" oder DSA hier richtig gut sind. Also eine Größen und Entfernungstabelle, eine Zufallstabelle und und und. Aber das passt nicht in der System von "Survive The Undead", es darf hier nicht zu komplex sein und soll genau so funktionieren wie alles andere auch."
Wie wird die Zukunft aussehen? Kommt eventuell sogar eine gedruckte Version?
"Aktuell sieht es so aus, dass Gerd und ich leider an andere Projekte gebunden sind und daher leider nicht mehr zu "Survive The Undead" kommen. Wir würden gerne das Projekt zu einer gedruckten Version ändern, aber dafür fehlen uns Lektoren, wir müssen Änderungen im Regelwerk verfassen und Settings Varianten schreiben. Wenn hier jemand die Lust hat uns zu helfen, sind wir die letzten, die sich quer stellen. Wir freuen uns tatsächlich über jeden, der mit macht!
Ich bedanke mich herzlich für das Interview und verweise alle interessierten Leser auf eure Webseite www.survive-the-undead.de (Link).
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